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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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versuche wie gesagt nur, ehrlich zu sein. Und so habe ich mich nun mal gefühlt.
    »Tom?«, hörte ich sie sagen. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Entschuldigung«, antwortete ich und sah sie an. »Ich war nur   –«
    »Glaubst du, er ist es?«
    |133| »Wer?«
    Sie seufzte. »Dieser MySpace-Typ, von dem ich dir gerade erzählt hab. Glaubst du, er ist dieselbe Person?«
    »Dieselbe wie wer?«
    »Wie der
andere
«, sagte sie ungeduldig. »Der, der versucht hat, O’Neil aus dem Fenster zu werfen.«
    »Ach so, verstehe«, antwortete ich und tat so, als ob ich plötzlich kapierte. »Du glaubst also, dass der MySpace-Typ dieser Held sein könnte, seh ich das richtig?«
    »Ja. Und du?«
    Ich zuckte die Schultern. »Tja, keine Ahnung   … ich meine, der Typ, den du im Flur gesehen hast, der mit der komischen Haut   … glaubst du denn, der war real?«
    »
Natürlich
war er
real
. Was soll er denn sonst gewesen sein?« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Was versuchst du mir da einzureden, Tom? Glaubst du, ich hab ihn
erfunden

    »Nein   … nein, das hab ich nicht gemeint. Ich überlege nur   … vielleicht warst du ja müde oder so, weißt du   …?«
    Sie starrte mich an. »Ich weiß, was ich
ge sehen
habe, Tom. Also, wenn du mir nicht glaubst   –«
    »Ich glaub dir.«
    »Du kannst ja Ben fragen, wenn du willst. Er war auch da. Er hat ihn gesehen, er wird’s dir bestätigen. Wenn du mir nicht glaubst   –«
    »Okay, okay«, sagte ich und hob die Hände. »Ich hab doch
gesagt
, ich glaub dir, oder? Ich
glaub
dir, Luce.«
    »Ja?«
    »Ja, ehrlich   … ich war nur   …«
    »Was? Du warst nur was?«
    »Nichts. Keine Ahnung   … ich war einfach dumm. Tut mir leid.«
    |134| Sie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Du bist manchmal so ein Idiot.«
    »Ich weiß   … Entschuldigung.«
    Sie starrte mich noch einen Moment wütend an, doch sie hatte nie lange sauer auf mich sein können. Bald wurde ihr Blick wieder sanft und ihr Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. »Schon gut«, sagte sie. »Du musst dich nicht entschuldigen, dass du dumm bist. Daran bin ich doch gewöhnt.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Als wir so dasaßen und uns gegenseitig angrinsten, fiel mir unwillkürlich auf, dass sie nicht mehr ganz so abwesend wirkte wie zuletzt. Sie trug schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt , keine Strümpfe, kein Make-up und die Haare waren frisch gewaschen. Lucy sah wirklich gut aus. Sie sah   … keine Ahnung. Sie sah einfach
gut
aus.
    »Was ist?«, fragte sie und spielte verlegen mit ihren Haaren. »Was hast du?«
    »Nichts«, sagte ich und schaute weg. »Wo ist Ben überhaupt? Du hast gesagt, er ist weggegangen?«
    »Ja, ich wollte, dass er dableibt, aber er meinte, es wäre dringend.«
    »Dringend?«
    Sie zuckte die Schultern. »Er hat eine SMS gekriegt, kurz bevor er weg ist. Vielleicht musste er ja jemanden treffen   … keine Ahnung.« Sie fasste nach unten und kratzte sich den nackten Fuß. »Aber egal   … du hättest diesen Typen
sehen
müssen, Tom. Es war der
Wahnsinn
. Ich meine, als er O’Neil am Fenster hatte, dachte ich wirklich   …«
    Während sie mir weiter vorschwärmte, wie faszinierend iBoy war, ortete ich Bens Handy – er war im Erdgeschoss vom |135| Baldwin House – und öffnete seine Nachrichten. Eine stammte von jemandem, der sich nur »T« nannte, und darin stand einfach bloß:
komm her. sofort
. Ben hatte geantwortet:
tut mir leid, kann nicht
. T hatte darauf zurückgeschrieben:
SOFORT! ODER DU BIST TOT
, und Ben hatte, nicht weiter überraschend, geantwortet:
ok in 5 min.
    Ich ortete T’s Handy – er war am selben Ort wie Ben   –, aber sonst konnte ich nichts über ihn herausfinden. Es war ein brandneues Handy – prepaid, nicht registriert   –, deshalb konnte mein iHirn mir nicht viel darüber sagen, doch mein normales Hirn folgerte, dass T wahrscheinlich Troy O’Neil war.
     
    Ich blieb bis gegen neun Uhr, dann kam ihre Mum zurück. Inzwischen hatte Lucy aufgehört, sich über iBoy auszulassen, und wir hatten uns ungefähr eine Stunde lang wirklich toll unterhalten, über alles und nichts – Fernsehsendungen, Schultratsch, Musik   … einfach nur ganz alltägliche Dinge.
    Als Lucy mich zur Tür brachte, sagte ich zu ihr: »Wenn dich noch mal jemand blöd anmacht, dann ruf mich einfach an, ja? Ich meine, ich weiß, ich bin nicht so ein Superheld wie dein toller Mr iBoy   –«
    »Halt die Klappe«, sagte Lucy lächelnd und boxte mir leicht

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