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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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Scheitern noch nicht einmal selbst eingestehen, dachte ich. Ralf ging das Risiko der Offenheit nicht ein.

Ich hatte während meines Burn-out viel lernen müssen. Eines davon war, dass ich durch den ehrliche Umgang mit meinen Schwierigkeiten wieder an Stärke gewinnen konnte. Ich musste aber erst meine Probleme selbst erkennen, um anderen davon erzählen und um Hilfe bitten zu können.
    Wahre Freunde waren immer da, in guten und in schlechten Zeiten.
     
     
     
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    I ch stand auf unserem Wohnungsbalkon und schaute in Gedanken versunken in die Flammen des Osterfeuers, das vor mir am Strand brannte. Das haushohe Feuer am Elbstrand sollte den düsteren Winter vertreiben. Und meine dunklen Erinnerungen hoffentlich gleich mit, wünschte ich mir.
    Mittlerweile waren sieben Monate vergangen, seitdem Ingo im Herbst die Diagnose Burn-out erhalten hatte. Ingo wusste viele Monate nicht, wie lange die Genesung überhaupt dauern würde und ob er danach beruflich da weitermachen konnte, wo er vor seinem Burn-out aufgehört hatte. Die offenen Fragen seiner Zukunft hatten ihn selbst so unter Druck gesetzt, dass er einen Auflösungsvertrag als einzige Möglichkeit gesehen hatte.
    Seit Anfang dieses Jahres brauchte Ingo nun keine Krankschreibungen mehr: Seine Projekte, Aufgaben und Zuständigkeiten waren neu verteilt worden. Er hatte den Schreibtisch für jemand anderen leer geräumt und war nun ohne Job. Der Auflösungsvertrag regelte alles – wie bei einer Scheidung von zwei ehemals Liebenden, die nach einer langen Zeit enttäuscht ihren eigenen Weg gehen mussten. Die Kollegen und Mitarbeiter der Firma brauchten sich nicht mehr zu fragen, wann, ob und wie Ingo wieder zur Arbeit kommen würde. Es war mittlerweile auch kein Geheimnis mehr, dass er an einem Burn-out erkrankt war.
    Seit Beginn des Jahres machte seine Genesung Fortschritte. Ingo hatte sich physisch und psychisch mit jeder Woche besser gefühlt. So schleichend die Krankheit über viele Monate gekommen war, so verflüchtigte sie sich nun auch auf leisen Sohlen wieder. Die Unruhe zog sich zurück und mit ihr die innere Leere. Der Schwindel trat nicht mehr auf und die unterschiedlichen Schmerzen, wie der des Herzens und des Ohrs verschwanden. Nur seine Rückschmerzen blieben. Alle Tränen schienen geweint worden zu sein. Sie versiegten und ehrliches Lachen löste sie stattdessen ab. Das Psychopharmakon hatte Ingo im vergangenen Monat abgesetzt. Und es waren nur noch einige Termine der Gesprächstherapie offen. Viele unterschiedliche Faktoren hatten zur Genesung beigetragen, aber besonders die Einflüsse von Zeit, Geduld und Ausdauer.
     
    Unser winziger Wohnungsbalkon war dicht gepackt mit Freunden, die ebenso wie ich den Blick ins Feuer und die Nähe der Flammen genossen. An vielen Tagen während des Burn-out hatten Ingo und ich den Blick für die schöne Wohnlage verloren. Aber an den Tagen, wo das Bewusstsein hell wach war, so wie jetzt, gab es nichts Schöneres. Hamburg an der Elbe war für lange Zeit unsere Perle gewesen.
    Im Stadtteil Blankenese hatten wir für viele Jahre unser Zuhause gefunden, dachte ich zurück. Wir mochten das Viertel: die ehemaligen Fischerhäuschen, wo immer noch die älteren Bewohner unzählige steile Stufen im Treppenviertel hoch schlurften. Sie zählen statistisch zu den ältesten Menschen Deutschlands. Nicht verwunderlich, denn im Treppenviertel können einige Flecken nur zu Fuß erreicht werden. Straßen für Autos gibt es nur teilweise, manchmal gar nicht. Die steilen Treppen mit den farbenfrohen Sträuchern und Hecken ziehen sich kreuz und quer über den Elbhang. Zwischen den unebenen Stufen wachsen Gräser und zarte Gänseblümchen. Verwitterte Holzbänke laden nach den vielen Treppenstufen zur Verschnaufpause ein. Sanierte Häuser stehen neben Neubauten. Windschiefe Gebäude mit fingerdicken Rissen in der Fassade versprühen dort Charme, wo manchmal Geld für Renovierungen fehlt. Der Blick durch die engen farbenfrohen Häusergassen ist sowieso unbezahlbar, egal aus welchem Winkel ihre Bewohner schauen dürfen.
    Aber auch die alten herrschaftlichen Villen, die anmutig hanseatisch in ihren Gärten stehen und deren Besitzer kaum fremde Blicke durch die dichten Rhododendrenbüsche zulassen, sind ein Stück Blankenese. Ihre Tore öffnen sich kurzzeitig elektrisch, damit ein teurer

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