Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
Vom Netzwerk:
und schob ihn ins Türschloß. Die Tür schwang auf, und der Hausmeister trat beiseite. Jack machte einen Schritt in das Apartment, erstarrte in dem Moment, als er die Schwelle überquerte.
    »Das muß ein Irrtum sein«, sagte er.
    »Was für ein Irrtum?«
    »Der Mann, der … sich runtergestürzt hat … kannten Sie ihn?«
    »Natürlich kannte ich ihn. Er hat hier gewohnt.«
    »Demeter. So lautete sein Name doch, nicht wahr?«
    »Ja. Kid«, sagte der Hausmeister. »Jeder nannte ihn Kid.«
    »Und er hat hier gewohnt?«
    »Mister … wollen Sie sich die Wohnung ansehen oder nicht? Das ist sie, und ich habe nur ein paar Minuten Zeit.«
    Die Sonne, die durch die Vorhänge drang, sorgte für ein trügerisches Licht. Der Raum war in bewegliche Schatten getaucht. Noch während Jack sich umschaute, war eins absolut klar: Er befand sich in einem außergewöhnlichen Apartment. Einem Apartment, das Kids finanzielle Mittel bei weitem überstieg.
    Jack ging durch die kleine Diele und gelangte in ein riesiges Wohnzimmer. Der Fußboden bestand aus dicken Kiefernbohlen, die geschliffen und mit einer transparentweißen Farbe gebeizt waren, so daß man den Eindruck bekam, wie auf Wolken zu wandeln. Auch die Möbel waren vorwiegend weiß. Zwei wuchtige Sessel, die aussahen, als wären sie von Shabby Chic. Zwei große Sofas, bezogen mit Leinen, das ein feines und sorgfältig gesticktes Muster aufwies. Verteilt in eingebauten, handgefertigten Eichenregalen standen farbenprächtige chinesische Vasen und kleine moderne Skulpturen. Die Bilder an den Wänden waren ebenfalls modern und zeigten zahlreiche abstrakte Akte. Mehrere Kartons standen in einer Ecke, gefüllt, einige bereits mit Klebeband verschlossen, einige noch offen. Kids Habe, dachte Jack. Jemand packt Kids Eigentum ein.
    Aber wer?
    »Wollen Sie sich auch noch die restlichen Räume ansehen«, fragte der Hausmeister jetzt, »oder reicht Ihnen das Wohnzimmer, um die Wohnung haben zu wollen?«
    Jack drehte sich zu ihm um und sagte leise: »Ich gebe Ihnen noch einmal hundert Dollar, wenn ich mich eine halbe Stunde hier umsehen darf.«
    »Hey«, sagte der Mann verblüfft. »Ich weiß nicht … was hat das zu bedeuten?«
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Jack. »Und ich erhöhe auf fünfhundert. Fünfhundert Dollar auf die Hand, wenn Sie mich hier eine halbe Stunde allein lassen.«
    Der Hausmeister wich einen Schritt zurück und studierte Jack mißtrauisch. »Ich weiß nicht, ob ich das tun soll. Hier sind wertvolle Sachen drin. Viele wertvolle Sachen.«
    »Ich will nichts stehlen«, versicherte Jack ihm. »Wenn Sie wollen, können Sie ja draußen vor der Tür warten. Sie können mich auch durchsuchen, wenn ich rauskomme. Ich habe nicht vor, irgend etwas mitzunehmen.«
    »Was wollen Sie wirklich?«
    »Allein sein. Für eine halbe Stunde. Wollen Sie das Geld?«
    Diesmal zögerte der Hausmeister nicht. »Kumpel, natürlich will ich das Geld.« Er streckte die Hand aus, und Jack reichte ihm fünf Hundert-Dollar-Scheine, und der Mann ging zur Wohnungstür.
    »Einen Moment«, sagte Jack. Und als der Hausmeister stehenblieb, fragte er: »Wie hoch ist die Miete für diese Wohnung?«
    »Hier wird nichts vermietet, Kumpel. Hier gibt es nur Eigentumswohnungen.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Kid dieses Apartment gehört hat?«
    »Alles, was ich sage, ist, daß ich unten in der Halle warte, während Sie hier oben sind. Und wenn Sie nicht in einer halben Stunde unten erscheinen, komme ich rauf und hole Sie. Ich könnte dafür gefeuert werden, wissen Sie?«
    Jack sagte nichts, und der Hausmeister verließ die Wohnung und schloß die Tür hinter sich.
    Jack schaute sich noch einige Sekunden lang um, noch immer benommen von der Pracht und Eleganz des Wohnraums, dann wurde ihm bewußt, daß er nicht viel Zeit zu vergeuden hatte, und er begann seinen Rundgang durch das Apartment.
    Als nächstes betrat er das Schlafzimmer. Die einzige Beschreibung, die Jack einfiel und die diesem Raum gerecht würde, war ziemlich drastisch: Er stand mitten in einer einzigen Bumsburg. In der Mitte prangte ein rundes Bett, bedeckt mit großen Kissen, und noch größere Kissen lagen verstreut auf dem Fußboden herum. Der Boden selbst war mit einem dicken, flauschigen Teppich bedeckt, blaßgolden, aber davon war durch die Kissen kaum etwas zu sehen. Rechts neben dem Bett stand ein runder Glastisch mit einer Lampe darauf. Der Lampenschirm war dick und mit einem Ornament versehen, ebenfalls beige. Jack vermutete, daß sie

Weitere Kostenlose Bücher