Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
Vom Netzwerk:
angemessen für die Holdinggesellschaft.«
    »Als Kid von Ihnen erzählte …«
    »Kid versicherte mir, er würde nie über mich reden.«
    »Nicht namentlich, genaugenommen. Er hatte eine Art Codenamen. Er bezeichnete Sie als Die Totengräberin.«
    »Wie reizend.« Keine Überraschung in den Augen. Überhaupt keine Emotion. »Wollen Sie mir etwas über meinen eigenen Background erzählen, Jack, oder ist da noch etwas anderes?«
    »Es gibt da noch ein paar Dinge. Von denen ich annehme, daß Ihr Mann oder jemand anderer sie nicht besonders gern erfahren würde.«
    Sie sagte nichts, und der Kellner erschien und servierte ihnen das Essen. Sie kostete einen Bissen und nickte zufrieden, ehe Jack fortfuhr.
    »Ich weiß, daß Sie mit Kid gemeinsame Wochenenden verbracht haben. In Palm Beach, Bermuda, zweimal in St. Bart’s. Ich wette, wenn ich ein wenig intensiver nachforsche, werde ich feststellen, daß Sie dort Häuser besitzen. Oder ein Hotel.«
    »Wir haben ein Haus in Palm Beach«, sagte sie. »Das ist kein Geheimnis. Und wir sind an einem Golfclub in Bermuda beteiligt. Joe und ich, wir spielen beide. Spielen Sie Golf?«
    »Nein«, sagte Jack.
    »Es ist ein einzigartiges Spiel. Ganz anders als alles, was es sonst gibt, denn um gut zu sein, muß man alle Anspannungen ablegen. Sie dürfen sich nicht ablenken lassen, wenn Sie Ihre Runde machen. Am besten denkt man überhaupt nicht. Es ist eine wundervolle Übung für das Leben außerhalb des Kurses. Joe sagt, es hätte etwas Zenhaftes. Sie sollten es mal versuchen.« Sie blickte auf ihren zur Hälfte geleerten Teller, als wollte sie noch einen weiteren Bissen nehmen, überlegte es sich jedoch anders. »St. Bart’s war wunderschön«, erzählte sie. »Ein einziger Spaß. Er war noch nie dort. Joe war nicht da. Wir flogen für zwei Tage hin, tranken Unmengen Rum und waren froh, der Kälte entronnen zu sein. Ich konnte mich nackt in die Sonne legen, denn die Hütte, die ich gemietet hatte, besaß einen kleinen Privatstrand. Wissen Sie, was mir von diesen zwei Tagen am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist? Die Art und Weise, wie Kid das Sonnenöl auf meinem ganzen Körper verteilt hat. Er war sehr sanft und so sorgfältig. Es war unglaublich sinnlich. Was haben Sie sonst noch?«
    Jack trank einen Schluck Mineralwasser und räusperte sich. »Sie haben vor drei Monaten das Apartment in der Duane Street gekauft«, fuhr er fort, »und Kid überlassen. Vielleicht nicht im Rahmen aller gesetzlichen Vorschriften, aber Sie haben ihn dort einziehen lassen. Ich weiß nicht, wie viele Tage in der Woche Sie dort waren, aber ich schätze, daß Sie es hauptsächlich nachmittags benutzt haben. Ich weiß nicht, ob Joe von dem Apartment weiß, vielleicht tut er es, aber ich wette, er ahnt nicht, wofür es benutzt wurde. Oder zumindest hat er es bis vor kurzem nicht gewußt.«
    »Und was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
    »Hat er Kid umgebracht, als er es erfuhr?«
    »Das ist eine Frage. Sind Sie mit Ihrer Erzählung am Ende?«
    »Nein. Sie haben Kid in das Apartment gesetzt. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann ich Ihnen sogar das genaue Datum seines Einzugs nennen. Seitdem beanspruchten Sie mehr und mehr von seiner Zeit für sich. Warum auch nicht, Sie zahlten schließlich dafür. Aber Kid gefiel das nicht, daher teilte er Ihnen mit, er wolle die Beziehung beenden. Mir hat er jedenfalls erzählt, daß er so etwas vorhätte. Ich denke, er hat es Ihnen an dem Tag gesagt, an dem er starb.«
    »Und was dann? Habe ich ihn dann auf den Balkon gelockt und aus verletzter Eitelkeit in die Tiefe gestoßen?«
    »Vielleicht.«
    »Was ist es denn nun, Jack? Habe ich ihn getötet, oder war es mein eifersüchtiger Ehemann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, daß einer von Ihnen es getan hat.«
    Sie holte sich eine Zigarette aus der Handtasche, steckte sie sich zwischen die Lippen und beugte sich vor, damit Jack ihr Feuer gab. Er konnte sehen, wie ihre Brüste sich unter dem Kleid abzeichneten.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich habe meine Streichhölzer gerade aufgebraucht.«
    Achselzuckend griff sie in ihre Handtasche, zog ein Feuerzeug heraus und zündete ihre Zigarette selbst an. »Kid war mein Trainer«, sagte sie nach einem ersten tiefen Zug. »Und in manch anderer Hinsicht war ich sein Trainer. Ich weiß eine Menge von Ihnen. Er hat mir erzählt, was Sie für ihn getan haben, als er noch ein Kind war. Nun, ich habe ihm geholfen, als er älter war. Ich habe ihn sozusagen

Weitere Kostenlose Bücher