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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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in meiner Autobiographie lesen. Die ich eines Tages sicherlich schreiben werde. Was wollen Sie über Kid wissen?«
    Sie hatte ihn wieder daran erinnert, weshalb er hier war, und plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher, was er eigentlich wissen wollte. Es lenkte ihn unheimlich ab, ihrem Geplapper zu lauschen. Er war müde. Und jetzt hatte sie eins ihrer nackten Beine hochgezogen, und er schaffte es kaum, seinen Blick davon zu lösen.
    »Erzählen Sie mir von ihm«, bat er und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. »Ich dachte, ich hätte ihn gekannt wie meinen eigenen Sohn. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Er konnte manchmal ein richtiger Mistbock sein. Wußten Sie das?«
    »Ich selbst habe es nie erlebt. Aber ich glaube, daß ich ihm so etwas zugetraut habe.«
    »Nicht von Herzen, nein. Im Herzen war er überhaupt kein Mistbock.« Sie trank einen Schluck Wein und ließ ihre Zunge durch ihren Mund kreisen. Irgendwo schienen noch immer Reste von der Erdnußbutter zu kleben. »Ich habe mich um ihn gesorgt. Wirklich und wahrhaftig. Auf meine eigene Art und Weise. Ich wußte, daß er sich auch mit anderen Frauen traf – er hat nie gelogen, was mir gefallen hat. Aber so war Kid. Er war ein Nehmer. Er nahm auch mich, muß ich gestehen. Ich hab dem Bastard kurz vor seinem Tod fünftausend Dollar geliehen. Und er hat keinen Cent zurückgezahlt.«
    »Hat er Ihnen verraten, wofür er das Geld brauchte?« fragte Jack überrascht.
    »Er meinte, es wäre für sein Studium. Sie würden ihn nicht zur Abschlußprüfung zulassen, wenn er nicht vorher die Gebühren bezahlt hätte. Aber ich habe ihm nicht geglaubt. Es klang einfach, als brauchte er das Geld dringend.«
    »Hat er gesagt, wie er es Ihnen zurückzahlen wollte?«
    »Klar.« Sie grinste. »Er meinte, er bekäme das Geld von Ihnen.« Sie schenkte sich Wein nach und erforschte weiterhin mit der Zunge ihre Mundhöhle. »Wissen Sie, was Kid am liebsten hatte?«
    Jack schüttelte den Kopf. Ihre Stimme hatte sich ein wenig verändert. Fast unmerklich, aber sie klang jetzt verführerisch, und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
    »Am liebsten hatte er es, wenn ich für ihn tanzte. Hier in der Wohnung. Eine Privatvorstellung.«
    Jack wußte, daß er ziemlich verlegen dreinschaute. Plötzlich fühlte er sich gar nicht mehr wohl, und das war ihm anzusehen. Aber Leslee grinste, als weidete sie sich an seinem Unbehagen.
    »Sie sind reich«, stellte sie fest. »Richtig reich.«
    Dazu sagte er nichts. Ihr Grinsen wurde breiter. Sie erhob sich und ging zu ihrem CD-Player. Legte eine CD ein, REM, Automatic For The People , nicht sehr laut. Michael Stipes melancholische Stimme schwebte regelrecht durch den Raum.
    »Soll ich für Sie tanzen?« fragte sie. Und er stellte fest, daß sie ganz nahe bei ihm war. Sie war über die Couch gerutscht und saß jetzt fast auf Tuchfühlung neben ihm. »Haben Sie Lust auf eine kleine Privatvorstellung, nur Sie und ich?«
    Jack schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Sind Sie schüchtern?«
    »Nein.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    Jack schloß die Augen. Ließ sie längere Zeit geschlossen. »Ich fühle mich verheiratet«, sagte er schließlich.
    »Die meisten Männer fühlen sich verheiratet«, informierte Leslee ihn. »Ich sorge dafür, daß sie sich unverheiratet fühlen.«
    Sie war jetzt ganz dicht an ihn herangerückt. Schob ein Bein über seine Oberschenkel und saß auf seinem Schoß, schaute ihn an, ihr Mund wenige Zentimeter von seinem entfernt. Sie bewegte sich kaum, doch er spürte, wie sie sich gegen seinen Unterleib preßte. Und er konnte ihre Brustwarzen sehen, die sich deutlich durch ihr T-Shirt abzeichneten – feste, harte Nippel.
    »Ich glaube, ich gehe lieber«, brachte er mühsam hervor.
    Sie machte keinerlei Anstalten, ihn freizugeben. Sondern lächelte nur, und zum erstenmal fiel ihm auf, daß sie mit diesem Lächeln gar nicht mehr attraktiv aussah. Es war einfach nicht reizend. Etwas Abweisendes lag darin. Vielleicht sogar etwas Irres.
    »Ich könnte Sie dazu bringen, zu bleiben«, flüsterte sie. »Das könnte ich wirklich und wahrhaftig. Wenn ich es wollte . Glauben Sie mir?«
    Er gab keine Antwort. Denn er wußte keine. Er wußte in diesem Moment nicht, was er glauben sollte.
    »Ich weiß, was Sie denken«, fuhr sie fort. »Zuerst haben Sie gedacht, nein, sie kann mich nicht dazu zwingen, irgendwas zu tun. Nun denken Sie, vielleicht doch. Vielleicht kann sie es, weil sie so sexy

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