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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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stand er da, erstaunlich entspannt, und stellte ihr ein paar Fragen.
    Woher kommst du? Wie bist du nach New York gekommen? Was treibst du mit einem – ein Kopfnicken in Jacks Richtung – Trottel wie ihm? Dann sagte er in entschuldigendem Ton: Ich muß zurück an die Arbeit.
    Erst jetzt zog er die Hand zurück, machte kehrt und ging auf den großen begehbaren Gefrierschrank zu. Ehe er ihn erreichte, blieb er kurz stehen, drehte sich zu Jack um und nickte zustimmend.
    Als Jack zu erfahren versuchte, was Caroline ihm zugeflüstert hatte, wollte sie es nicht verraten. Erst später, als er Dom anrief, erfuhr er es.
    »Was ist los?« fragte Dom. »Will sie es dir nicht sagen?«
    »Nein«, gab Jack zu. »Sie meinte nur, das solltest du entscheiden.«
    »Wie find ich das denn«, sagte Dom.
    »Und, verrätst du es mir?«
    »Willst du genau ihre Worte hören?«
    »Ja. Ganz genau.«
    »Ihre Worte waren«, sagte Dom, während ein Ausdruck des Staunens in seiner Stimme lag, »›Ich danke dir für Jack. Du hast deine Sache gut gemacht.‹«
    In dieser Nacht liebten er und Caroline sich in seinem Zimmer besonders leidenschaftlich. Sie erschauerte vor Lust, und als er sich von ihr trennen wollte, hielt sie ihn fest. Sie wollte ihn nicht weglassen und schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Daraufhin sprach er über seine Pläne. Nach dem Studium, meinte er, wolle er ein Restaurant eröffnen. Helfen würde ihm dabei sein Wirtschaftsstudium und alles, was er gelernt hatte, während er mit Dom zusammen lebte und arbeitete. Er wußte auch schon genau, wie das Restaurant sein würde. Gemütlich und solide mit anständigen, einfachen Speisen. Jener Art von Speisen, mit denen er sich auskannte. Und mit einem hervorragenden Service. Vielleicht in einem dieser alten roten Sandsteinbauten, sagte er, etwas, wo man sich heimisch und geborgen fühlt.
    Sie wartete, um zu hören, ob noch mehr käme, und es kam noch mehr.
    »Ich möchte, daß du meine Partnerin bist«, sagte er zu ihr. »Ich kümmere mich um die Küche und die Speisen und ums Geschäftliche. Du hast den vorderen Bereich. Du richtest es so her, wie du es dir vorstellst. Du gibst ihm Klasse.«
    Sie wartete, und ja, da war noch mehr.
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Und ich möchte, daß du meine Frau wirst.«
    »Das sind gute Pläne«, sagte Caroline. »Sie gefallen mir.«
    Und danach küßten sie sich, lange und ausgiebig und genußvoll, und dann liebten sie sich wieder, und sie sagte: »Ja, mir gefallen diese Pläne sehr gut. Und mir gefällt die Vorstellung, mit dir ein langes, glückliches Leben zu führen.«

Drei
    Die Hochzeitsplanung war ein einziger Alptraum. Carolines Eltern wünschten sich eine aufwendige Feier mit mehreren hundert Gästen auf dem Familienbesitz unten in Virginia. Dom meinte, sie sollte im Saal des Old Homestead, dem ehrwürdigen alten Steakrestaurant in der 15th Street, stattfinden. Es lag so nah, daß die Leute aus der Fleischfabrik leicht hinkamen, und außerdem gab es dort gutes, eiskaltes Bier vom Faß.
    Sie schloßen einen Kompromiß. Jack und Caroline heirateten am späten Vormittag in einem Zimmer des Standesamtes unten im Rathaus. Ihre Eltern kamen zu der Zeremonie in die Stadt, ebenso ihre beiden Schwestern, Llewellyn und Susanna Rae. Llewellyn entpuppte sich als perfekte Südstaatenlady, angenehm und freundlich zu allen. Susanna Rae war abweisend und schien Caroline ihr Glück nicht zu gönnen. Sie hielt sich von der Gruppe fern, nahm Jacks Anwesenheit nur flüchtig zur Kenntnis und vermittelte den Eindruck, als hätten die kurzen und einfachen Ehegelübde keinen anderen Zweck, als ihr eine schmerzhafte und unheilbare Wunde zuzufügen.
    Carolines Familie blieb der Party, die auf die Trauung folgte, fern. Das war ihre Art, ihr Mißfallen kundzutun, ohne einen offenen Streit zu riskieren. Sie warteten in ihrem Stadthotel. Dom schmiß eine Riesenfete in seiner Fabrik – Caroline hatte sich diesen Ort ausgesucht. Jack steckte in einem Smoking, es war das erste Mal, daß er so etwas trug, und Caroline bezauberte in einer weißen Seidenbluse und einem kurzen, weißen Seidenrock. Bier, Scotch und Bourbon – und sogar ein wenig Champagner – flossen in Strömen, während eine Band den ganzen Nachmittag wilden, lauten Rock ’n’ Roll spielte. Sie tanzten zwischen aufgehängten Rinderhälften, wirbelten Sägemehl auf, und jedermann aus Jacks und Doms Vergangenheit reihte sich in eine lange Warteschlange ein, um die strahlende Braut zu

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