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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Mietshauses. Auch diesmal war von außen nichts zu sehen. Nachdem sie im Innern fünf Treppen hochgestiegen waren, wurden sie von einem Rausschmeißer erwartet, einem Schwarzen mit glattrasiertem Schädel, der außer hellroten Hosenträgern ganz in Schwarz gekleidet war. Er öffnete Graces Handtasche, inspizierte sie gründlich und tastete Jack ab. Als er keine Waffe fand, ließ er sie passieren.
    »Was hat das zu bedeuten?« erkundigte Jack sich im Flüsterton, während sie durch einen Korridor gingen.
    »Da drin ist eine ganze Menge Geld versammelt«, klärte sie ihn auf. »Sie wollen dort nicht auch noch Waffen.«
    Als sie durch den Clubeingang traten, stellte Jack zu seiner Verwunderung fest, daß sie sich in einem riesigen Raum befanden, der, wie er schätzte, früher einmal auf drei oder vier Apartments aufgeteilt gewesen war. Aber jetzt wohnte hier niemand mehr. Jetzt war es ein Spielkasino mit allen Schikanen.
    Jack hatte das Gefühl, als wäre er in ein Las-Vegas-Raumschiff hinaufgebeamt worden.
    Was sich hier abspielte, war offensichtlich. Zwei Würfeltische beherrschten den vorderen Raum, und lautes Gebrüll erhob sich von einem der Tische, als der Spieler seine Glückszahl bekam. Jack zählte außerdem fünf Blackjack-Tische. Vier waren besetzt, auf einem stand ein Schild »Reserviert«. An diesem saß ein massiger Schwarzer, ehemals Linebacker der New York Giants und mittlerweile in die NFL Hall of Fame aufgenommen. Er setzte Fünfhundert-Dollar-Chips, und die übrigen Personen an seinem Tisch waren zwei Frauen, eine weiß, eine schwarz, die sich von seinem Stapel bedienten, um eigene Wetten zu plazieren. Als Jack sich im Saal umsah, entdeckte er mehrere andere ihm bekannte Sportler – darunter einen Basketballspieler, Star der Philadelphia 76er, der Stammgast im Restaurant war, wenn er sich in New York aufhielt – und zwei Rap-Größen, von denen der eine, soweit Jack sich erinnern konnte, in der Vorwoche wegen Körperverletzung verhaftet worden war. Die Inneneinrichtung war nicht unbedingt elegant. Sofas und Polstersessel, die in ausreichender Anzahl im Saal verstreut waren, sahen gemütlich, aber abgenutzt aus. Die Tische, Korbgeflecht mit Glasplatten, waren schlicht, aber durchaus praktisch. Auf jeder Seite des Raums war eine lange Theke zu sehen. Außerdem gelangte man vom Hauptsaal in vier oder fünf größere Nebenräume. Während er umherschlenderte, sah Jack einen Roulettetisch und einen kleinen Raum, in dem sechs Männer zigarrerauchend an einem Tisch saßen um pokerten.
    Jack und Grace fanden schließlich zwei freie Sessel im Hauptsaal. Sie bedeutete ihm, er solle sich schon hinsetzen, während sie zur Bar ging und kurz darauf mit zwei Flaschen Bier zurückkehrte.
    Sie stieß mit ihm an und sagte: »Da wären wir mal wieder.«
    Sie lächelte ihn an, aber Jack war nicht zum Lächeln zumute.
    »Ich denke, es ist an der Zeit, mir endlich zu verraten, was los ist«, sagte er. »Was gibt es so Weltbewegendes über Samsonite zu erzählen?«
    »Sie werden dahinterkommen«, sagte sie. »Ich weiß nicht hundertprozentig, ob ich recht habe, aber ich denke schon. Es ist noch ein bißchen früh, aber wenn ich mich nicht irre, dann wird sie bald hier sein. Und Sie werden es sofort wissen, wenn sie da ist.«
    »Im Augenblick habe ich für Ratespiele nicht viel übrig«, meinte er.
    »Es ist kein Ratespiel«, beruhigte sie ihn. »Warten Sie ab. Sie werden in Kürze alles verstehen.«
    Über eine Stunde saßen sie da und redeten nur wenig. Jack war viel zu unruhig, um Konversation zu machen, und zu sehr darauf bedacht, seine Umgebung zu beobachten. Um Viertel vor drei beugte sich Grace, die bisher reglos auf ihrem Platz gesessen hatte, ein wenig vor und sagte: »Ich glaube, sie ist da.«
    Jack fuhr herum, schaute sich im Saal um und sah nichts, das ihm ins Auge sprang. Er drehte sich wieder zu Grace um, die lediglich meinte: »Halten Sie nur die Augen offen. Passen Sie auf, und Sie werden schnell begreifen.«
    Er blieb auf seinem Platz, beobachtete die Leute, die in der Nähe saßen, und ließ den Blick über die Spieler und Gaffer an den Tischen schweifen. Ihm fiel nichts auf. Dann erhob er sich und begann umherzuschlendern. Er machte Abstecher in die Nebenräume, kehrte in den Hauptsaal zurück und sah sich aufmerksam um. Am Würfeltisch stand eine ungewöhnlich aufregende Frau, den Arm um einen kleinen, arabisch aussehenden Mann gelegt. Die Frau war ohne ihre fast acht Zentimeter hohen Stöckelschuhe

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