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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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glaube schon. Manchmal erinnere ich mich nicht mehr daran, was ich gesagt habe und was ich nicht gesagt habe.«
    »Nein«, klärte Jack sie auf. »Sie haben es mir nicht erzählt.«
    »Wirklich nicht?«
    »Was ist denn passiert?«
    »Oh, Mann, ich habe etwas verdammt Dummes getan, ich meine, es war so dämlich, daß es sogar für mich absolut blöde war. Aber da ist all dieses Geld, wissen Sie, es liegt immer genau vor Ihrer Nase.«
    Jack verfolgte, wie sie sich aufrichtete. Ihre Bewegungen waren beinahe schlangenhaft. Sie schien regelrecht zu gleiten, wenn sie sich bewegte. Sie sah ihn an und entblößte ihre Zähne. Dabei ergriff sie seine Hand und begann ihre linke Brust zu streicheln. Sie schob den Stoff nach oben über die erigierte Brustwarze und drückte und massierte sie. Ihr Kopf sank nach hinten, und ihr Mund klaffte ein Stück auf. Er sah, wie ihre Augen plötzlich in die Ferne blickten, und glaubte schon, sie hätte angefangen zu masturbieren. Aber dann hörte sie so abrupt auf, wie sie angefangen hatte. Sie saß jetzt auf der Vorderkante der Couch, beugte sich vor und sah ihn eindringlich an.
    »Reden Sie von Ihrem Job am Kartentisch?« fragte er und versuchte, sie wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzubringen. Er schaute auf die Uhr. Er hatte Grace vor einer halben Stunde verlassen. »Wo das ganze Geld liegt?«
    »Ja«, sagte Samsonite. »Wenn ich Karten austeile. Es ist ja nicht so, als wären wir in Vegas, wissen Sie? Ich dachte mir, bei diesen Heinis, ich meine, wenn man sich ein, zwei Chips in die Strumpfhose steckt, wer, zum Teufel, soll das merken?«
    Jack spürte, daß er heftig schwitzte. Er wischte sich über die Stirn, während Schweiß in seine Augen lief. »Darf ich mal ein Fenster öffnen?« fragte er. »Es ist sehr heiß hier drin.«
    »Offnen Sie, was immer Sie wollen«, erwiderte sie.
    Aber als Jack zum Wohnzimmerfenster kam, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß es bereits offen war. Die Luft war kühl und blies ihm entgegen, und jetzt fröstelte er.
    »Hat sie jemand ertappt?« fragte er.
    »Das haben Sie verdammt richtig erkannt. Sie wollten mir die Hände abhacken, wenn ich den Schaden nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden gutmachte. Ja, als hätte ich nicht schon längst alles durch meine Nase gejagt.«
    »Fünftausend Dollar«, sagte er plötzlich.
    »Was?«
    »Wieviel haben Sie gestohlen?«
    »Hey, es war kein Diebstahl. Ich meine, es hat doch niemandem richtig gehört, es war, na was schon, Spielgeld, wissen Sie?«
    »Sie haben fünftausend Dollar genommen, stimmt’s?«
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    Halblaut murmelte er mehr für sich: »Das Geld der Entertainerin.«
    »Sie sind richtig unheimlich, wissen Sie das?« meinte Samsonite.
    Jack hatte das Gefühl, als wäre ein kleines Schloß geöffnet worden. »Deshalb brauchte er das Geld. Kid hat Ihnen die fünftausend Dollar gegeben.«
    Samsonite richtete sich jetzt auf. Sie war erregt. »Es war wie ein Flash, dieser Tag, meine ich. Es war Wahnsinn. Als wäre er ein Engel, wissen Sie? Ich habe diese Arschlöcher ausgezahlt, und es war, verdammt noch mal, total cool.«
    Jack schwitzte wieder. Er spürte, daß sein Hemdkragen triefnaß und seine Hände feucht waren. Er fühlte sich, als hätte er hohes Fieber. Er war plötzlich benommen.
    »Aber … Sie arbeiten noch immer dort?« sagte er. Seine Stimme kam ihm seltsam vor, als befände er sich in einer Echokammer.
    »Ja?«
    »Warum hat man Sie nicht gefeuert?«
    »Hey, gute Leute sind nicht so leicht zu finden.«
    Er spürte sich hin und her schwanken. Er wollte sich lieber setzen, aber plötzlich glaubte er, es nicht mehr bis zur Couch zu schaffen. Rede mit ihr, sagte er sich. Sprich etwas. Konzentrier dich. Dann bist du gleich wieder klar.
    »Seine anderen Frauen … Hat Kid jemals mit Ihnen … über … seine anderen Frauen … geredet?«
    Sie stand plötzlich. Ging im Zimmer herum. Umkreiste ihn. Wie ein Aasgeier, dachte er.
    »Oh, er hat geredet«, sagte sie. »Er war ein großer Redner. Da war diese reiche alte Lady am Stadtrand. Sie war heiß, sagte er. Wild. Und da war eine Stripperin. Ich erinnere mich daran, weil ich wollte, daß er sie mal mitbringt für einen kleinen Dreier. Ich wollte immer Stripperin werden, wissen Sie. Ich denke, das wäre richtig cool gewesen …«
    Jack spürte, wie er auf ein Knie sank. Aber er spürte nicht, wie sein ganzer Körper auf dem Fußboden landete. Es war, als befände er sich in einem Traum. Losgelöst von

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