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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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und verraten Sie mir, welchen Anwalt Caroline hatte, als sie das Unterlassungsurteil erwirkte.«
    »Das war Herb Bloomfield«, sagte Lewis. »Ich habe es bereits überprüft.«
    »Guter Junge«, sagte sie. »Irgendwann werden Sie noch ein richtiger Polizist.«
    Dann veranlaßte sie zwei Polizisten, so schnell wie möglich zur Adresse 627 West 9 th Street zu fahren und dafür zu sorgen, daß Emma Rhowam, verdächtig des Mordes an mindestens vier Personen, auch auf sie wartete, wenn sie dort eintraf. McCoy erkannte Bloomfield noch aus der Wohnung der Entertainerin. Aber sie wußte auch um seinen Ruf. Er war ein Anwalt der Reichen, und alles in seinem Büro in der Park Avenue kündete davon. Alle Möbel, bis auf den gläsernen Couchtisch, glänzten in braunem Leder – die meisten Bücher in seinen Regalen waren in braunes Leder eingebunden, sein Füllfederhalter und sogar sein Bleistift waren mit braunem Leder bezogen. Sie war froh, daß Herb Bloomfield etwa fünfzig Pfund Übergewicht hatte, sonst hätte er sicherlich einen braunen Lederanzug anstelle seines konservativen Nadelstreifenanzugs mit weißem Oberhemd und roter Krawatte getragen.
    »Sergeant, wie ich Ihnen schon sagte, muß ich …«
    »Ja, ja, ja«, fiel McCoy ihm ins Wort. »Ich weiß, das alles haben wir schon am Telefon verhackstückt. Aber erzählen Sie es mir noch einmal, Herb. Ihre erste Mandantin, Caroline, ist tot. Ihr zweiter Mandant, Jack, wird vermißt, und ich mache mir die größten Sorgen um ihn. Soll ich noch einmal aufzählen, wie viele Leute bisher getötet wurden? Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was ich wissen will, damit ich dafür sorgen kann, daß die Liste der Ermordeten nicht noch länger wird?«
    Der Anwalt klopfte auf eine Zigarrenkiste aus braunem Leder, die auf seinem Schreibtisch stand. Das Klopfen begann schnell und rhythmisch und endete mit einem abschließenden heftigen Schlag.
    »Er hatte eine Affäre mit ihr.«
    »Was?«
    »Jack. Mit dieser Emma Rhowam. Vor neun Jahren. Also, nein, tut mir leid, es war keine richtige Affäre. Es war eher ein kurzes Abenteuer. Und er hat es beendet.«
    »Wie kommt es dann …?«
    »Sie war ein wenig verrückt. Was soll ich Ihnen sonst noch erzählen? Ein wenig besessen, glaube ich. Jack war eine gute Partie. Und ist es noch immer. Offenbar war es für ihn nur eine kurze Episode, aber nicht für sie. Und es gefiel ihr gar nicht, daß sie den Laufpaß bekam. Während er noch in London war, kam sie her und begann Caroline zu belästigen. Sie rief sie an, erzählte ihr von der Affäre und versuchte, ihr intime Details zu nennen. Ich denke, sie wollte die Ehe zerstören.«
    »Und was hat Caroline getan?«
    »Sie wollte nichts davon hören. Zuerst hat sie es nicht geglaubt. Aber diese Emma lieferte ihr genügend Informationen, und dann wurde Caroline klar, daß es stimmte. Sie war natürlich am Boden zerstört. Und wütend. Aber dann beruhigte sie sich und wollte nur noch, daß die ganze Sache so schnell wie möglich aufhörte. Daher kam sie zu mir, und ich sorgte für ein Ende.«
    »Und was hat Jack getan, als er es erfuhr?«
    »Er hat es nie erfahren.«
    »Wie bitte?«
    »Sie hat es ihm nie gesagt. Und mich zum Schweigen verpflichtet. Bis heute habe ich Jack nicht erzählt, was damals geschehen ist.«
    »Warum hat sie das getan?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aus Scham vielleicht. Oder aus innerer Kraft, das ist auch möglich. Ich glaube, Caroline wollte das Ganze auf ihre eigene Weise regeln. Und man kann mit einiger Sicherheit feststellen, daß sie recht hatte. Ihre Ehe blieb bestehen und entwickelte sich bestens. Und das hätte sie wahrscheinlich nicht, wenn alles ans Tageslicht gekommen wäre.«
    »Und was ist mit Kid Demeter?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Wissen Sie irgend etwas über eine Verbindung zwischen Emma Rhowam und Kid?«
    Jetzt machte der Anwalt ein überraschtes Gesicht. »Ich wußte nicht, daß da eine Verbindung bestand.«
    »O ja. Und was für eine Verbindung.«
    McCoy schwieg längere Zeit.
    »Kann ich Ihnen noch in irgendeiner Weise helfen, Sergeant?«
    »Ja«, sagte sie. »Können Sie mir erklären, warum Menschen andere Menschen nie in Frieden leben lassen können?«
    »Ich fürchte, das müssen Sie selbst herausfinden«, sagte Herb. »Das ist nicht mein Gebiet.«
    »Meins auch nicht«, sagte McCoy. Dann fuhr sie in die Innenstadt.
    Sie brauchte nicht einmal mit den Polizisten auf der Straße zu reden, um zu wissen, was passiert war. Sie hatte

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