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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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zuviel Erfahrung und wußte schon in dem Moment Bescheid, als sie aus dem Wagen stieg.
    Sie stürmte, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Als sie zu Emmas Apartment kam, stand die Tür offen, und McCoy sagte: »Scheiße.«
    Sie ging hinein und sah den ärztlichen Leichenbeschauer bereits bei der Arbeit. Als sie die Frau auf dem Fußboden sah, fiel ihr zuerst auf, daß sie außerordentlich attraktiv war. Kurzes dunkles Haar. Ein phantastischer Körper. Dreißig Jahre alt, höchstens.
    Ihr verdammter Hals verdarb den Gesamteindruck jedoch völlig.
    Er war mitten durchgeschnitten.
    So etwas ruiniert alles, dachte McCoy.
    Und in diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie meldete sich und lauschte, während ihr der Polizist am anderen Ende schilderte, was in Dominick Bertolinis Fleischfabrik an der Ecke Gansvoort und Greenwich geschehen war.
    »Niemand hat etwas gesehen?« fragte sie.
    »Keine Menschenseele. Und der alte Knabe kann uns ganz sicher nicht erzählen, was passiert ist.«
    »Haben wir irgendwelche Fingerabdrücke?«
    »Sie sind wahrscheinlich auf der Waffe«, sagte der Polizist. »Das Problem ist nur, sie ist verschwunden.«
    »Tun Sie, was Sie können«, sagte sie. Dann rief sie sofort in Jack Kellers Apartment an und hinterließ ihre dritte Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. »Hier ist Mc-Coy«, tat sie kund. »Wir haben es im Augenblick mit einer total Durchgedrehten auf Mördertour zu tun, Jack. Lassen Sie niemanden in Ihre Wohnung, ohne sich vorher bei mir zu melden. Egal, wen. Vor allem Grace Childress nicht. Sie ist nicht Die Erfüllung, Jack. Die Erfüllung ist tot. Sie ist Der Todesengel, und ich schätze, daß sie im Augenblick alles tut, um diesem Spitznamen gerecht zu werden. Ich weiß nicht, wo Sie zur Zeit sind, aber rufen Sie mich an, sobald Sie diese Nachricht gehört haben. Alles ist noch viel schlimmer geworden, und Sie sollten darüber Bescheid wissen.«
    Sie unterbrach die Verbindung nicht sofort, hatte das Gefühl, als müßte sie noch etwas hinzufügen, doch ihr fiel nichts ein, was sie sonst noch auf dem Tonband hinterlassen sollte. Und als sie das Telefon in die Tasche steckte, empfand sie das erste Mal in ihrem Berufsleben reinste, alles verschlingende Panik.
    Aller schlimmen Dinge sind drei.
    Auch das hatte jemand gesagt, aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, wer. Wer immer es war, hatte jedoch absolut recht. Zuerst war da der wütende Kerl bei der Totengräberin, laut den Zeitungsmeldungen ihr Ehemann, der ins Schlafzimmer gestürmt kam. Dann war da dieser alte Mann, Dom, der sich in der Fleischfabrik so heftig gewehrt hatte. Verdammt, hatte der gekämpft. Wie konnte jemand in diesem Alter noch so stark sein? Dann Die Erfüllung, sie erwartete einen Polizisten und hatte die Tür geöffnet, ohne daß man ihr irgendeine Geschichte auftischen mußte. Natürlich war keins dieser Dinge letztendlich von Bedeutung. Alles war so abgelaufen, wie es hatte ablaufen sollen …
    Alles entwickelte sich blendend …
    Draußen auf der West 9th Street nahm McCoy einen Atemzug frische Luft, heiß und feucht und nicht gerade erfrischend. Sie mußte irgend etwas tun. Jetzt war Handeln angesagt. Sie nahm einen neutralen Wagen und fuhr damit bis zur East Z/th Street. Um das Ganze ein wenig dringlicher erscheinen zu lassen, aber vorwiegend, um sich ein kleines Vergnügen zu gönnen, setzte sie das Blaulicht aufs Wagendach und schaltete die Sirene ein.
    Als sie Jacks Apartmenthaus erreichte, zeigte McCoy dem Portier ihre Marke, doch er hatte, da er schon länger im vornehmen Teil der Stadt arbeitete, einige Erfahrung. Er könne sie nicht so einfach rauffahren lassen, sagte er. Viele Bewohner würden dafür sorgen, daß er gefeuert würde, wenn er jemand in ihre Wohnung ließe, auch wenn es die Polizei wäre. Mr. Keller wäre nicht so, sagte der Portier, er wäre wirklich nett, aber dennoch …
    McCoy ließ sich auf keine Diskussionen ein. Sie erklärte ihm, es ginge um Leben und Tod, und wenn er sie nicht hinaufließe, dann würde sie dafür sorgen, daß er gefeuert würde. Als er noch immer schwankte, sagte sie, so hart, wie sie konnte, und das war schon verdammt stahlhart : »Herzlichen Glückwunsch, und schon sind Sie draußen.« Dann machte sie Anstalten, wieder auf die Straße zurückzukehren, doch er hielt ihren Arm fest und meinte: »Okay, sehen Sie, Sie müssen ihm klarmachen, daß Sie sagten, es ginge um Leben und Tod.« McCoy schenkte sich eine Entgegnung und

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