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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Restaurantchefs die Sitzverteilung des Abends. Heute gäbe es anders gelagerte Zwänge und Probleme als an normalen Tagen. Zum Beispiel erwarteten sie zum Dinner keine Laufkundschaft oder späte Reservierungen, da im Saal nur geladene Gäste wären. Dennoch war die Sitzverteilung nicht ganz einfach. Der Gouverneur und der Bürgermeister müßten auf jeden Fall besondere Tische bekommen. Desgleichen mehrere Geschäftsleute aus dem Ort. Ein paar Politiker würden von Washington heraufkommen, und Jack wußte, daß die Restaurantkritikerin der Washington Post sich eine Einladung organisiert hatte und ebenfalls an der Eröffnung teilnehmen würde. Dabei würde sie eins der fünf Pseudonyme benutzen, die über das Internet dem örtlichen Restaurantpersonal mitgeteilt worden waren. Der Chefkoch kam aus der Küche, um mit dem Restaurantchef zu beraten, wie man am besten mit der Kritikerin verfuhr. Er würde alles, was sie bestellte, sowie auch das, was diejenigen haben wollten, die bei ihr am Tisch saßen, gleich zweimal zubereiten, für den Fall, daß bei den einzelnen Gängen irgend etwas schieflaufen sollte. Der Restaurantchef instruierte das Servicepersonal, wo genau die Kritikerin sitzen würde, und die Serviererinnen wurden angehalten, darauf zu achten, daß an dem Geschirr, auf dem sie ihre Mahlzeit erhalten würde, absolut nichts auszusetzen sein dürfe. Dann gingen sie das Benotungssystem für die wartenden Gäste am Eingang durch. Die Warteliste – die Aufstellung der Gäste, die an diesem Abend im Restaurant dinieren würden, sowie die Sitzverteilung an den Tischen – wurde herangezogen, um festzulegen, wer wo sitzen würde und wem besondere Beachtung geschenkt werden mußte. Caroline bediente sich dabei des Systems, das in allen anderen Jack’s zur Anwendung kam: Sobald jemand anrief, um einen Tisch zu reservieren, wurde der betreffende Name im Computer gespeichert. Jede Information, die über die betreffende Person bekannt wurde, entweder anläßlich ihres ersten Besuchs oder weiterer Besuche, wurde hinzugefügt. Wichtige Daten wurden dann in die Gästeliste aufgenommen, die kurz Gäste-Dossier genannt wurde. Caroline zählte die Informationen auf, die sie für wichtig hielt, um festgehalten zu werden: ob der Job des Gastes interessant oder ungewöhnlich war; ob der Gast ein Stammgast war (hier oder in einem der anderen Jack’s im Lande); Personen, mit denen er regelmäßig essen ging; die bevorzugte Weinsorte; ob der Gast sich zum Essen Zeit nahm oder es immer eilig hatte; persönliche Bekanntschaften mit dem Personal. An diesem Abend mußte die persönliche Betreuung besonders auf einen Kongreßabgeordneten aus Washington achten. Seine Frau war ziemlich kleinwüchsig, und verlangte, daß ein Kissen auf ihrem Platz lag, damit sie größer wirkte. Aber es mußte absolut diskret geschehen. Das Restaurantpersonal schien durch Carolines letzte Anweisungen nicht aus der Ruhe gebracht zu werden. Als die Besprechung beendet war, herrschte eine erstaunlich gelassene Stimmung unter den Angestellten, und Jack hatte das Gefühl, daß ein weiteres wichtiges Teil des Puzzles perfekt eingefügt worden war.
    18:20 Uhr:
    Jack und Caroline begaben sich in das private Büro im ersten Stock. Es war ein kleiner Raum mit einem Computer und einer Ledercouch. Und mit einem großen Fenster, das auf die Vorderseite der mit Ziegeln gesäumten Mall hinausging. Solange sie sich in der Stadt aufhielten, gehörte es ihnen. Wenn sie nicht dort waren, wurde es von den beiden Geschäftsführern benutzt. Im Restaurant in New York hatte Jack unten im Speisesaal eine Überwachungskamera installiert. Der Monitor stand im Büro. Von dort aus konnte er den gesamten Raum überblicken, sowohl Gäste als auch Angestellte beobachten, um sicherzugehen, das alles störungsfrei ablief. Caroline hatte ihm davon abgeraten, das gleiche auch hier zu tun. Das Lokal wäre zu klein. Sie könnten von oben nicht mehr überblicken, als sie auch unten im Auge hätten. Während er sich auf das kleine Sofa sinken ließ, vermißte er jedoch den Monitor. Er war nervös, als ob irgend etwas Wichtiges noch nicht in Ordnung war. Er versuchte, sich in Gedanken den Gastraum vorzustellen und sich bewußt zu machen, was genau ihn störte …
    Caroline öffnete eine Flasche Dom Pérignon, die sie Stunden zuvor kalt gestellt hatte. Sie stießen miteinander an, und jeder trank einen Schluck.
    »Das ist nicht fair, weißt du«, sagte Jack.
    »Was?« fragte sie.
    »Irgend etwas

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