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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Warten mehr. Nie mehr.
Auch wenn sie keine Angst hat, klappt es.
O Gott, es klappt, verdammt noch mal.
    20:32 Uhr:
    Die Gäste hatten sich zunächst bemüht, nicht auf das Gepöbel zu achten. Aber bei dem lauten Klirren haben sich alle umgedreht.
    Als der große Mann an Tisch 54 sein letztes »Fuck you!« brüllte, nahm der kleinere sein Wasserglas und warf es. Der große Mann duckte sich, und das Glas zerschellte an der Wand hinter ihm. Die Frau am Tisch nebenan kreischte auf, als Glasscherben abprallten und durch die Luft wirbelten, wobei eine sich in ihre nackte Schulter bohrte. Als Jack den Saal zur Hälfte durchquert hatte, konnte er sehen, wie Blut über ihr Kleid und die Tischdecke lief.
    Leute brachten sich in Sicherheit, während der große Mann seinen Tisch umstieß und den kleineren Mann und den Kellner beiseite schleuderte. Dann tauchte der Riese fäusteschwingend ab. Die beiden wälzten sich jetzt über den Boden und gingen einander an den Hals. Sie beschimpften sich wüst und traten und schlugen um sich. Dann kamen sie auf die Beine und taumelten gegen einen anderen Tisch.
    Eine zweite Frau schrie.
    Drei Kellner und drei Gäste versuchten sie auseinanderzuziehen.
    Die Restaurantchefin telefonierte mit der Polizei.
    Der Bürgermeister und der Gouverneur eilten zum Ausgang.
    Die beiden Männer rasten vor Wut. Drei Kellner bluteten, einer sogar heftig. Offenbar war seine Nase gebrochen. Mehrere Tische waren jetzt umgekippt. Speisen, Geschirr und Besteck bedeckten den Boden. Der Gewaltausbruch schien jeden im Restaurant gelähmt zu haben.
    Jack hatte das Kampfgeschehen fast erreicht, wollte sich gerade ins Getümmel stürzen und versuchen, Ordnung zu schaffen, als er sich umdrehte. Ein Instinkt. Ein beschützender Instinkt. Und noch in der Drehung, sah er Caroline, nur die Rückansicht ihres Kleides und ihr rechtes Bein, über die Treppe nach oben verschwinden. Direkt hinter ihr befand sich jemand in schwarzer Kleidung. Auch diese Person verschwand. Aber an dem Gesicht war etwas Seltsames. Was war es? Es schien verhüllt zu sein, sah seltsam verschwommen aus, so als hätte sie etwas über den Kopf gezogen, eine Art Gaze. Und etwas befand sich in ihrer Hand. Jack erkannte ganz deutlich einen glänzenden Gegenstand.
    Etwas Metallisches.
    Jack wandte sich vom Kampfgetümmel ab und sprintete durch den Speisesaal.
    Er erreichte die Treppe, wobei niemand seinen rasenden Lauf beachtete, denn der Kampf eskalierte. Aus den Männern waren wilde Tiere geworden, die verbissen miteinander kämpften.
    Jack rannte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Er erreichte das Büro, packte den Knauf, riß die Tür auf …
    20:36 Uhr: Ja, ja, es würde klappen. Niemand hatte sie gesehen. Niemand hatte etwas be
    merkt. Und jetzt hatte sie Angst. O ja, die hatte sie. Sie würde alles tun. Alles, das getan werden mußte.
    Die Pistole machte einen Schwenk, und sie wich zurück in die Ecke. Jetzt brauchte nur noch zugegriffen zu werden.
    Aber was? Was sollte man mitnehmen?
    Was für ein Geräusch war das? Laufschritte. Ja. Jemand rannte die Treppe hoch. Keine Sorge. Das macht nichts. Du hast alles unter Kontrolle. Es wird leicht sein. Alles. So leicht.
    Auch die andere Sache wird leicht sein. Es war nicht nötig, zu intensiv darüber nachzudenken, was mitgenommen werden sollte. Wirklich nicht. Es war sehr leicht.
    Es gab nur eins, das mitgenommen werden mußte.
    20:37 Uhr:
    Jack stürzte durch die Tür und sah zuerst Caroline. Sie stand in der Ecke, und sie sah zusammengeschrumpft aus, vernichtet, als hätte ihr jemand jegliches Leben entrissen. Dann sah er die Gestalt am Schreibtisch, aber nur für eine Sekunde. Er sah die Pistole. Und er sah die Maske. Ein Strumpf, keine Gaze. Ein Strumpf war über das Gesicht gezogen worden. Die Gesichtszüge waren verschwommen. Und dann verschwamm die ganze Welt. Ehe Jack sich umdrehen, ehe er reagieren konnte, krachte die Pistole auf seinen Kopf. Der Schlag war ungewöhnlich heftig, und er taumelte zurück und kippte auf die kleine Couch. Er versuchte hochzukommen, versuchte anzugreifen, aber er wurde von Übelkeit überwältigt. Erneut versuchte er aufzustehen, wußte, daß er irgend etwas tun mußte, er konnte doch nicht einfach dastehen, nicht schon wieder, dann begann der Raum sich um ihn zu drehen, schneller und schneller, und der Schmerz ließ ihn nach vorn zu Boden stürzen.
    »Wir haben hier oben kein Geld.«
    Das klang wie Caroline. Ja, es mußte Caroline sein. Aber

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