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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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entfernt.
    Dort wohnten sie.
    Oh, das war einfach.
    Es war wirklich einfach.
    Es war einfach, für den schwarzen Pathfinder am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Lenox Avenue einen Parkplatz zu finden – ziemlich früh, klar, aber Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.
    Es war einfach, Mathilda und ihren Mann zu beschatten, als sie um halb acht aus dem Haus kamen. Es war einfach, ihnen die drei Blocks bis zur Bushaltestelle zu folgen, und es war einfach, sie zu beobachten, als sie einander einen Abschiedskuß gaben und der stämmige Mann dann nach Hause zurückkehrte.
    Es war einfach, den Bus die Fifth Avenue hinunter zu verfolgen und ihn dann zu überholen und vorzufahren, denn es stand außer Frage, wohin sie wollte. Es wurde sogar sofort ein Parkplatzfrei. Das reinste Wunder. Ein Wagen, der in der Madison parkte, fuhr weg, und die Lükke war groß genug für den Pathfinder. Auf der Parkuhr waren sogar noch zwanzig Minuten übrig.
    Es war einfach, an der Ecke genau acht Minuten lang zu warten, bis der richtige Autobus anhielt, und es war einfach, sich hinter Mathilda zu drängen und sie in den Central Park, nur ein paar Schritte von der Haltestelle entfernt, zu führen, nun ja, sie mit Gewalt zu schieben.
    Niemand achtete auf sie, daher war es leicht, sie ins Gebüsch zu zerren und ihr die Kehle durchzuschneiden, ehe sie überhaupt begriff, was mit ihr geschah.
    Es war einfach, ihr ganzes Geld aus dem Portemonnaie zu nehmen. Und es war nicht nur einfach, es war auch clever, denn so sah es aus wie ein Raubüberfall.
    Am besten jedoch war, daß es ganz einfach war, ihre Handtasche zu durchsuchen und genau das zu finden, was benötigt wurde.
    Nun, um ehrlich zu sein, das war vielleicht eine Übertreibung. Möglich, daß es gar nicht benötigt wurde.
    Aber seien wir ehrlich. Wahrscheinlich wurde es benötigt.
    Und außerdem war es immer gut, eine weitere magische Einladung in petto zu haben. Eine weitere absolut sichere Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß ihr Traum wahr wurde.
    Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, stimmt’s?
    Das war wirklich ein gutes Motto.

Zweiundzwanzig
    »Das ist seltsam«, sagte Jack. Und als Kid ihn neugierig ansah, fragte er: »Wie spät ist es?«
    »Ein paar Minuten nach neun. Verdammt, ich muß los.
    Ich habe einen Termin bei Hanson’s.«
    »Was ist Hanson’s?«
    »Ein Fitnessclub unten in Soho. Ich trainiere dort manchmal mit Kunden. Ein guter Laden.« Er deutete mit einer ausholenden Geste auf Jacks Fitnessraum. »Nicht jeder kann sich so etwas leisten wie du.«
    »Ich mache mir Sorgen. Es sieht Mattie gar nicht ähnlich, sich zu verspäten.«
    »Vielleicht ist sie krank.«
    »Dann hätte sie angerufen.«
    Kid zuckte die Achseln. »Vielleicht ein Verkehrsstau.«
    Um zehn holte Jack, jetzt zutiefst beunruhigt, seinen Palm Pilot hervor und tippte mit dem Stift auf den Namen Mattie Strickland. Er wählte ihre Nummer auf seinem Schnurlos-Telefon und fragte, als eine weibliche Stimme sich meldete: »Mattie?«
    Der Frau am anderen Ende weinte, und er konnte nicht verstehen, was sie antwortete.
    »Ist Mattie dort? Hier ist Jack Keller. Sie sollte eigentlich …«
    Jetzt weinte die Frau noch heftiger. »Oh, Mr. Keller«, schluchzte sie. »Mattie hat immer nur so nette Sachen von Ihnen erzählt …«
    »Was ist los?«, fragte Jack. »Ist ihr Mann dort? Kann ich ihn mal sprechen?«
    »Er ist hier«, antwortete die Frau, noch immer schluchzend. »Aber er kann nicht ans Telefon kommen. Er kann jetzt nicht reden. Ich bin die Nachbarin«, erklärte sie. »Ich habe selbst Schwierigkeiten mit dem Sprechen, aber ich achte für eine Weile aufs Telefon. Bis die Kinder hier sind.«
    »Bitte sagen Sie mir, was los ist. Geht es Mattie gut?«
    »Mattie ist tot. Ermordet«, jammerte die Frau. »Sie wurde auf dem Weg zur Arbeit überfallen. Sie haben das Geld aus ihrem Portemonnaie genommen und sie dann umgebracht …«
    Die Frau fuhr fort, erzählte alles, was sie wußte, aber Jack hörte kaum noch zu. Er war sich nur vage bewußt, daß er sich verabschiedete, daß er versprach, sich wieder zu melden und zu helfen, so gut er konnte. Und als er auflegte, völlig benommen von der schrecklichen Nachricht über die Frau, die so liebevoll zu ihm gewesen war und so lange für ihn gesorgt hatte, konnte er nur daran denken, wie viele gefährliche Menschen sich in der Welt draußen herumtrieben, wie viele Alias-Typen, die nichts anderes wollten, als sich um jeden Preis zu holen, was sie brauchten.
    Was sie sich

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