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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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ach, was rede ich, vor sechs Wochen noch, hätte ich gesagt, daß ich endgültig aus dem Geschäftsleben ausgestiegen bin. Aber ich fühle mich … erheblich besser … dank dir … und ich denke daran, daß ich, sobald mein Vertrag ausläuft – ich habe mich verpflichten müssen, mich für drei Jahre still zu verhalten und ihnen keine Konkurrenz zu machen –, irgend etwas anfangen will. Etwas Neues und Aufregendes. Ich weiß noch nicht genau, was … aber ich träume von einem neuen Start. Und du kannst mitmachen.«
    Jetzt endlich wagte Kid einen Blickkontakt. Als er redete, klang seine Stimme leise, als hätte er Angst, mit einer lauten Reaktion dafür zu sorgen, daß am Ende aus dem, was er gehört hatte, doch nichts würde. »Als was?«
    »Am Anfang als überbezahlter Trottel. Irgendwann als mein Partner.«
    »Du und ich?«
    Jack nickte und weidete sich an Kids überwältigter Miene. »Wir haben schon mal darüber gesprochen, damals, ehe du dich aus dem Staub gemacht hast. Ich glaube, es kommt immer, was kommen muß. Eins weiß ich«, sagte Jack, »nämlich, daß ich besser bin mit einem Partner. Der beste Partner, den ich je hatte, ist tot. Das ist eine Realität, der ich mich stellen muß, und damit fange ich gerade an. Soweit ich erkennen kann, bleibst du als einziger übrig.
    Falls du interessiert bist. Vor fünf Jahren warst du es, ich
    hoffe, du bist es noch immer.«
    »Jack … was weiß ich schon von Restaurants?«
    »Du wirst lernen.«
    Lange sagte Kid nichts. Dann: »Ich möchte, daß du mir einen Gefallen tust.«
    »Mein Gott«, sagte Jack, »habe ich denn noch nicht genug für dich getan?«
    »Nein.« Kid ging zum Gerüst mit den Gewichten und belud einen Hantelstange mit allen möglichen Scheiben. Jack schaute ihm verwirrt zu. Mit kontrolliertem Ungestüm riß Kid die Hantel hoch und stemmte sie über den Kopf. Sie wog über zweihundert Pfund, aber in seiner offensichtlichen Wut hielt Kid sie, als wäre sie federleicht. »Siehst du das?« fragte er knapp. »Genau das wirst du auch tun. Aber nur, wenn du jetzt anfängst. Dich hindert nur deine Angst daran. Und ich sage dir, du bist stark genug, um die Angst abzuschütteln. Du bist jetzt stark genug. In diesem Moment.«
    »Ich werde mich verletzen. Es ist zu früh. Ich glaube nicht, daß ich das noch mal durchmachen kann.«
    »Das wirst du auch nicht. Du hast lediglich Angst.«
    »Ja«, gab Jack zu.
    »Betrachte die Angst als deine Geliebte, Jack. Umarme sie! Erobere und besiege sie!«
    Jack zögerte. Dann fragte er: »Was soll ich tun?«
    »Nimm dein Rückenkorsett ab.«
    Langsam befreite Jack sich von dem schweren Korsett. Er fühlte sich gleichzeitig befreit und verzagt, sobald er es auf den Boden gelegt hatte.
    »Jetzt nimm auch die Kniestütze ab.«
    »Kid …«
    »Du brauchst sie nicht. Ehrlich.«
    Jack nahm die Knieschiene ab. Während er einen Moment lang auf und ab ging, um sich an das Gefühl zu gewöhnen, kam er sich so leicht und schwungvoll vor, als gäbe es keine Schwerkraft mehr, die ihn am Erdboden festhielt.
    Kid setzte die Hantel ab. Er entfernte an jedem Ende ein paar Gewichte. Nicht viele. »Frag nicht, wie schwer sie ist, Jack. Das ist egal. Aber sie ist schwer, okay? Es wird nicht leicht. Jetzt geht es wirklich zur Sache.«
    Jack ging zur Hantel hinüber und beugte sich über sie.
    »Ich will jetzt eine Serie Heber sehen.« Kids Stimme klang jetzt leise, eindringlich. Beruhigend. »Mehr nicht. Du stößt die Hantel nicht. Du brauchst sie nicht zur Hochstrecke zu bringen. Bück dich und geh in die Hocke, greif sie so, wie ich es dir hier zeige, benutz deine Beine, und hebe die Hantel bis in Taillenhöhe. Mach zehn Wiederholungen – nein, fünf reichen. Das ist eine Menge. Sogar drei. Mir ist egal, wie viele du schaffst.«
    Jack rührte sich nicht. Er blickte auf die Hantel hinunter. Er spürte, wie sein Rücken sich anspannte und vibrierte. Er spürte den Schmerz in seinem Knie und seiner Hüfte. Er begann zu schwitzen …
    »Du bist jetzt Arnold«, sagte Kid. »Der entfesselte Herkules.«
    Jack holte tief Luft, bückte sich und packte die Hantelstange.
    »Du brauchst nur zu sagen, wenn es weh tut, Jack. In diesem Fall kannst du sofort aufhören.«
    Jack nickte. Er suchte sich die richtige Position für seine Hände. Dann schloß er die Augen, spannte seine Beine, streckte sie, begann zu heben …
    Er spürte den Widerstand des Gewichts, erschrak, wie schwer es war. Einen Moment lang verlor er die Kontrolle über sich, glaubte,

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