Ice
Stirn, die Nase und seinen Mund. Langsam wird er weich in mir, trotzdem genieße ich das Gefühl inniger Nähe nach wie vor. Ich kann es selbst kaum begreifen, dass wir miteinander geschlafen haben. Ich – mit einem Warrior!
»Wie lange ist dein Vater noch weg?«, raunt er, wobei sein Blick schon wieder entrückt wirkt.
»Er wird bestimmt in ein paar Stunden zurück sein.« Leider.
»Dann sollten wir die Zeit ausnutzen.«
»Unbedingt«, sage ich, während er mich hochhebt und ins Schlafzimmer trägt.
Kapitel 5 – Geheimnisse
Vater ist wieder da und hat mich in sein Arbeitszimmer gerufen. Er hat schlechte Neuigkeiten mitgebracht. Während seiner Abwesenheit hat sich ein schlimmer Vorfall ereignet. »Adam hatte Kontakt zu den Rebellen und den abtrünnigen Kriegern. Sie haben eine Ethanolfabrik in die Luft gesprengt, um Wasser und Medikamente zu erpressen. All unsere Männer und Arbeiter sind ums Leben gekommen.«
Adam Freeman ist Vaters engster Vertrauter. Ich mag ihn nicht besonders. Doch die Neuigkeiten schockieren mich zutiefst. Oh Gott, alle tot? Ich schlucke. »Die Rebellen konnten in eine der Plantagen eindringen?«
Vater nickt.
Die Fabriken und riesigen Felder befinden sich unter Kuppeln und werden streng bewacht. Wenn die Rebellen es geschafft haben, dort einzufallen und alle zu töten, wird ihnen das auch in White City gelingen. Mein Herz rast.
»Muss ich nun zurück zu Mutter?«, bringe ich kaum hörbar heraus, weil ich es einfach nicht glauben kann. Wir wurden noch nie angegriffen, aber seit ein paar Wochen geht alles drunter und drüber. Erst flieht ein Warrior mit einer Sklavin, dann wird ein Warenlager in die Luft gesprengt, der nächste Krieger wird abtrünnig … und jetzt das!
»Ich werde in zwei Tagen eine Ansprache halten. Vor dem Volk möchte ich dich an meiner Seite haben. Sie lieben dich, es wird sie beschwichtigen, wenn du ein paar Worte sagst. Danach wirst du unverzüglich abreisen.«
»Wird Ice mich begleiten?«, frage ich möglichst gleichgültig.
»Wahrscheinlich nicht, ich brauche ihn hier.«
Das saß wie ein Schlag ins Gesicht. »Aber … Wer passt dann auf mich auf?«
»Du brauchst keine Angst zu haben, ich schicke dir adäquaten Ersatz mit.« Vater tritt vor den großen Screener. Offensichtlich möchte er eine Videokonferenz abhalten. »Und jetzt lass mich bitte allein, ich habe zu tun. Ich konnte in New World City bereits hervorragende Warrior aussuchen, nun muss ich einen Trupp zusammenstellen und einen Plan ausarbeiten.«
Mit hängendem Kopf und Magenschmerzen verlasse ich das Arbeitszimmer. Nur noch zwei Tage mit Ice … Ich wünschte, diese zwei Tage würden niemals vergehen.
***
Vater verschanzt sich den ganzen Tag im Arbeitszimmer oder ist unterwegs. Auf jeden Fall bekomme ich ihn kaum zu Gesicht. Genau wie Ice. Nicht einmal zum Mittagessen ist er erschienen, sondern hat sich von Mary ein Tablett in sein Zimmer bringen lassen.
Daher tippe ich in meinem Büro, das sich neben Vaters Arbeitszimmer befindet, sogar freiwillig die langweiligen Berichte über diverse Ordnungswidrigkeiten ab, nur um die Zeit totzuschlagen und mich abzulenken. Mein goldener Käfig wird tatsächlich zum Gefängnis. Erneut darf ich die Wohnung nicht verlassen, nicht einmal mit Ice. Vater möchte das nicht. Das Volk ist zu aufgewühlt. Daher stelle ich mich immer wieder an die Brüstung meiner Dachterrasse und schaue über den Park. Wenn ich ein Vogel wäre, könnte ich heimlich nach unten gleiten und mich in den Baumkronen verstecken. Ich würde warten, bis ein Shuttle die Stadt verlässt, und in den blauen Himmel hinauf fliegen, um mir die Kuppel von außen anzusehen. Vielleicht würde ich auch nie mehr zurückkehren, sollte ich da draußen lebenswürdige Bedingungen vorfinden.
Am Nachmittag bin ich mit Ice allein zu Hause. Er hat sich im Fitnessraum eingeschlossen. »Damit wir nicht übereinander herfallen und erwischt werden«, hat er zu mir gesagt, als er kurz den Kopf zur Tür herausgestreckt hat. Es ist zu riskant, das wissen wir beide. Mary oder Vater könnten jederzeit auftauchen und etwas bemerken.
An seinen heißen Blicken erkenne ich, wie sehr er mich begehrt und vermisst. Ich glaube, er ist glücklich, dass er eine Frau gefunden hat, die ihn aufnehmen kann und Spaß am Sex hat. Mir geht es genauso. Doch ich kann ihn nicht für immer haben. Er ist ein Warrior.
So schleicht der Tag dahin. Das Abendessen nehme ich wieder allein zu mir und gehe
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