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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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eine Hand auf die Wange. Der Blick in seinen Augen … Wow, sie sah ihm direkt in die Augen. Seine menschlichen Augen. Seine Hand fühlte sich warm und weich an auf ihrem Gesicht.
    »Bär?«, fragte sie unsicher. Dieser verlorene, hilflose Blick in seinen Augen gefiel ihr nicht.
    Sie spürte, wie sich feuchter Nebel auf ihre Haut legte, und strich sich automatisch über den Arm. Er war trocken. Bär nahm die Hand von ihrem Gesicht und legte sie auf ihre, fuhr mit dem Daumen über die Finger. Am Ringfinger hielt er inne. »Ich muss dich jetzt verlassen.«
    Er musste was ?
    Sie hatte sich verhört, das war klar. Doch als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie hatte sich nicht verhört. Sie schüttelte den Kopf. Er durfte nicht gehen!
    »Bitte, Cassie, hör mir zu«, begann er, bevor sie etwas sagen konnte. »Es war der Handel, um deine Mutter zu befreien. Du durftest niemals mein menschliches Antlitz sehen. Oder wissen, warum du es nicht sehen durftest. Cassie, es war der einzige Weg, deine Mutter zu retten. Und der einzige Weg, dich zu heiraten.«
    »Du und deine blöden Geschäfte.« Sie versuchte, kühl und ärgerlich zu klingen, doch ihre Stimme verriet sie. »Hast du etwa geglaubt, ich kann Gedanken lesen?« Jetzt blinzelte sie heftig. Oh Gott, was hatte er da bloß versprochen? Was hatte er riskiert? Was hatte sie bloß getan?
    Wie mit einer fremden Stimme fuhr Bär fort: »Alle Bande zwischen uns sind nun zerschnitten, und ich muss die Troll-Prinzessin heiraten.«
    Sie packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Du darfst nicht gehen«, flehte sie. Ihr war bewusst, dass sie weinte, und sie konnte nicht damit aufhören. Das hier war völlig absurd. Troll-Prinzessin! »Ich werde nicht zulassen, dass die Trolle dich holen!«
    »Das ist meine Cassie.« Er vergrub seine Finger in ihrem Haar. »Aber dagegen kannst du nichts tun. Ich muss mein Versprechen halten. Das ist der Preis dafür, ein Munaqsri zu sein.« Sie hörte ein Rascheln wie von Wind zwischen Blättern.
    »Du darfst nicht gehen«, wiederholte sie, noch heftiger.
    Er presste seine Lippen auf ihre Stirn. »Kümmere dich um unser Baby!«
    »Ich lasse dich nicht gehen.« Der falsche Wind fuhr ihr ins Haar. Er fauchte zwischen ihnen hindurch und um sie herum.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Bär. »Es hat bereits begonnen.«
    Verflucht noch mal, nein! Sie würde das nicht zulassen! »Dann komme ich mit dir!«
    »Das kannst du nicht.«
    »Dann werde ich dir folgen.«
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Sie werden mich in die Festung östlich der Sonne und westlich des Mondes bringen. Dorthin kannst du mir nicht folgen. Sie ist außerhalb dieser Welt.«
    »Ich werde dich finden.« Bettlaken flatterten und wogten um sie herum wie die Meeresbrandung.
    Bär packte Cassie bei den Armen. »Nein! Das ist zu gefährlich!«
    »Nicht für mich«, antwortete sie. »Schon vergessen, ich spüre Eisbären auf. Das ist mein Job.« Sie hatte ihn schon einmal verfolgt und würde es wieder tun.
    Das Heulen des Windes schwoll zu einem Brüllen an, und Bär musste laut schreien, damit sie ihn hören konnte: »Du wirst unterwegs sterben! Versprich mir, dass du es nicht versuchst!«
    »Ich werde dich finden!« Sie würde ihn nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht auf diese Art.
    Immer schneller wirbelte der Wasser-Wind und schwemmte Bär vom Bett nach oben. Er hing in der Luft wie ein Engel, der zum Himmel auffährt. »Wenn du mich liebst, musst du mich gehen lassen. Bitte, Cassie, bring dich in Sicherheit, bring unser Kind in Sicherheit!«
    Sie sprang auf die Füße und schlang ihre Arme um seine Taille. »Nein!«
    »Cassie, versprich es mir! Denk an das Baby!«
    Sie wollte kein Baby. Sie wollte ihn! Sie durfte ihn nicht verlieren! Bär wurde mit aller Macht nach oben gezogen und entglitt ihren Armen. Sie klammerte sich fest an seine Knie, doch der Wind hob ihn höher und höher. Sein Kopf erreichte den Betthimmel, und das Eis um ihn herum schmolz wie ein Sahnebaiser. Seine Schultern glitten hindurch, dann sein Oberkörper, seine Taille, seine Oberschenkel. Cassie stieß mit dem Kopf gegen den Betthimmel – festes Eis. »Nein! Komm zurück!« Seine Knie glitten ihr aus den Armen. Sie packte seine Knöchel. »Nein!«
    Er verschwand durch den Betthimmel, und Cassie fiel. Sie prallte von der mit seidenen Laken bedeckten Matratze ab und knallte mit dem Kopf gegen einen Bettpfosten.
    Alles wurde schwarz.

Zweiter Teil
    Östlich der Sonne

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