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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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aufgewühlter fühlte er sich. Und sie hatten es nicht mehr weit. Noch heute wollten sie das Hoorn umrunden, danach konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie irgendwo zwischen den Inseln Anker warfen. Seine Finger machten bei einem schmalen Band mit dem Titel »Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym« Halt – das Buch, von dem Brambell am ersten Abend auf See gesprochen hatte, beim Abendessen. Neugierig griff er danach und setzte sich damit auf ein Sofa. Es roch gut nach Buchbinderleinwand und altem Papier.
    Mein Name ist Arthur Gordon Pym. Mein Vater genoss in
    Nantucket, wo ich geboren bin, als Makler für
    Schifffahrtspapiere einiges Ansehen. Mein Großvater
    mütterlicherseits war Anwalt mit einer florierenden Kanzlei.
    Was er auch anfing, er hatte mit allem Glück, zum Beispiel
    auch – das war jedenfalls die offizielle Lesart – bei der
    erfolgreichen Spekulation mit Wertpapieren der Edgarton
    New-Bank. McFarlane fand den Anfang enttäuschend trocken und war daher erleichtert, als die Tür aufging und Glinn eintrat. Hinter ihm kam höflich lächelnd und mit angedeuteten Verbeugungen Puppup herein, das lange graue Haar zu einem Zopf gebunden und das schüttere Bärtchen frisch gebürstet. Eine Ähnlichkeit mit dem Trunkenbold, den sie gestern Nachmittag an Bord geschleppt hatten, war kaum noch zu erkennen. »Entschuldigung, dass Sie warten mussten«, sagte Glinn. »Ich hatte eine kurze Unterredung mit Mr. Puppup. Er scheint bereit zu sein, uns zu unterstützen.« Puppup grinste und begann sofort wieder mit Händeschütteln, wobei McFarlane überrascht feststellte, dass seine Hand sich erstaunlich trocken und kühl anfühlte. Glinn winkte McFarlane zur Fensterfront. Durch die wabernden Nebelschwaden konnten sie nordöstlich eine kahle Insel aus dem Wasser ragen sehen, kaum mehr als der zerklüftete, von weißer Brandung umtoste Gipfel eines vom Meer verschlungenen Berges.
    »Das ist die Isla Barneveit«, sagte Glinn. Gleich darauf enthüllte urplötzlich, als wäre über dem vom Sturm gepeitschten Meer ein Vorhang aufgerissen worden, ein Streifen Licht am Horizont die Konturen einer Insel, um deren schroffe Berge Nebel und stiebender Schnee wallten: »Und das dort hinten ist die Isla Deceit, die östlichste der Kap-Hoorn-Inseln.« Gerade als sich, wiederum dahinter und mehr zu ahnen als zu sehen, die Umrisse anderer Berggipfel abzuzeichnen begannen, war der Lichtstreif wie eine Fata Morgana verschwunden, schwarze Nacht hüllte das Schiff ein. Glinn riss sich von dem Anblick los und zog ein Papier aus der Tasche. »Diese Nachricht habe ich vor einer halben Stunde erhalten.« Er hielt McFarlane das gefaltete Blatt hin. Neugierig faltete er den Bogen auf. Ein knapp gehaltener Funkspruch: Zielinsel auf keinen Fall betreten, bevor Sie nicht weitere Instruktionen von mir erhalten haben. Lloyd. McFarlane gab das Papier Glinn zurück, der es sofort wieder einsteckte. »Lloyd hat mich nicht über seine Pläne informiert. Was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten? Warum hat er nicht zum Telefon gegriffen oder eine E-Mail geschickt?« Glinn zuckte die Achseln. »Vielleicht hatte er gerade kein Telefon zur Hand.« Er fasste McFarlane am Arm. »Haben Sie Lust, mit auf die Brücke zu kommen? Von oben ist die Aussicht noch spektakulärer.« Glinn hatte Recht, der Anblick des aufgewühlten Meeres machte einem hier noch mehr Angst. Schwarze Wellenberge schienen wütend übereinander herzufallen, als wollten sie einander verschlingen, während zugleich der Sturm über ihnen heulte und ihnen tiefe Furchen in die Kämme grub. Vor McFarlanes Augen kippte der Bug der Rolvaag in einen schier bodenlosen Abgrund zwischen zwei Wellenbergen, um sich im nächsten Moment wieder nach oben zu kämpfen und sich, von Kaskaden ablaufenden Meerwassers umspült, der nächsten Herausforderung zu stellen.
    Britton wandte sich zu ihnen um, ihr Gesicht sah im gedämpften Schein des künstlichen Lichts verklärt aus. »Wie ich sehe, haben Sie unseren Lotsen mitgebracht.« Der Blick, mit dem sie Puppup musterte, strahlte nicht allzu viel Vertrauen aus. »Ich bin gespannt, welche Fahrrinne er uns empfiehlt, wenn wir so weit sind, das Hoorn zu umrunden.« Victor Howell, der neben ihr stand, fuhr plötzlich kerzengerade hoch. »Da ist es schon.« Vor ihnen blitzte – nur wenige Sekunden, so lange der Sturm Atem holte – über der von Brandung umtobten, zerklüfteten Spitze eines gewaltigen Felsmassivs in der Ferne ein kreisender

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