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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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weißem Markierband, so dass sich am Schluss ein Muster aus Quadraten von jeweils zwei Metern Seitenlänge ergab. Einige Labormitarbeiter begannen vorsichtig den Boden in diesem Areal mit Spachteln abzutragen. »Wieso ist der Boden nicht gefroren?«, fragte McFarlane. Glinn deutete mit dem Kopf auf die vier Masten. »Wir bestrahlen das Gebiet mit Infrarotlicht.« Lloyd schüttelte staunend den Kopf und meinte anerkennend: »Sie haben wirklich an alles gedacht.« »Dafür bezahlen Sie uns«, erwiderte Glinn trocken. Die Männer in den Laborkitteln hatten inzwischen ein sauber abgegrenztes Viereck ausgehoben, das mit jedem Spatenstich tiefer wurde. Hin und wieder sammelten sie Proben von Mineralien, Steingrieß und Sand ein. Einer von ihnen unterbrach seine Arbeit und hielt ein ausgezacktes Mineral hoch, an dem oben etwas Sand klebte. Glinn war mit einem Schritt bei ihm. »Das ist interessant.« Er wandte sich zu Amira um. »Was ist das?« »Jetzt haben Sie mich kalt erwischt«, antwortete sie. »Seltsam. Ich würde sagen, es sieht wie Glas aus.« »Fulgurit«, warf McFarlane ein. »Was?« »Fulgurit«, wiederholte McFarlane. »Es entsteht, wenn ein schwerer Blitzschlag auf feuchten Sand trifft. Der Sand schmilzt und wird zu Glas.« »Sehen Sie!« Lloyd blickte mit einem triumphierenden Lächeln in die Runde. »Darum habe ich den Mann dabei!« »Hier liegt noch so ein Ding«, rief einer aus der Spatenkolonne. Gemeinsam mit ein paar anderen hob er vorsichtig den Boden rings um die Fundstelle aus und steckte das Stück Glas wie einen Setzling wieder in den Sand. McFarlane ging in die Knie und zog es mit spitzen Fingern heraus. »Meteoriten sind ferromagnetisch«, erklärte er. »Dieser hier scheint eine Menge Blitze angezogen zu haben.« Beim Abtragen des Bodens stießen die Männer auf weitere Stücke Fulgurit, sie wurden in Papiertaschentücher gehüllt und in einer Holzschachtel gesammelt. Amira hatte gerade wieder eine Messung vorgenommen. »Noch fünfzehn Zentimeter«, sagte sie. »Mit den Pinseln weiterarbeiten«, ordnete Glinn an. Zwei Männer kauerten sich an den Rand der ausgehobenen Grube. In dieser Tiefe hatte sich die Erde so mit Wasser voll gesogen, dass sie, statt trockenen Sand wegzufegen, mit dem Pinsel zähen Schlamm beiseite bürsten mussten. Trotzdem wurde das Loch langsam, aber sicher tiefer. Alle hielten den Atem an. »Nächste Messung«, murmelte Glinn. »Noch zweieinhalb Zentimeter«, meldete Amira. McFarlane beugte sich vor. Und da traf einer der groben Plastikpinsel plötzlich auf eine harte Oberfläche. Die beiden Männer stiegen aus der Grube und hoben mit dem Spaten von oben so viel wie möglich von dem zähen Schlamm aus, bis nur noch eine dünne Schicht auf dem Meteoriten lag. »Wegspülen«, ordnete Glinn an. Sogar ihm bebte jetzt vor Aufregung die Stimme. »Na los, beeilt euch!«, schrie Lloyd.
    Jemand kam mit einem Schlauch angerannt. Glinn richtete die Düse auf den Meteoriten und drehte sie auf. Und als er sie nach ein paar Minuten wieder zudrehte, war auch der letzte Schlammklumpen weggeschwemmt. Sie standen wie gebannt da, bis zum Anschlag gespannt. Plötzlich landete mit dumpfem Klatschen eine Champagnerflasche in der Grube. Leider eine schlecht gezielte Flasche – sie schlug nicht auf dem Meteoriten, sondern daneben auf, im nassen Erdreich.
     
    Isla Desolación
    9.55 Uhr
    Palmer Lloyd stand am Rand der akkurat in die Erde gestochenen Grube und starrte auf die bloß gelegte Oberfläche des Meteoriten. Einen Moment setzte ihm der Verstand aus, so unglaublich war der Anblick. Erst ganz allmählich kam er wieder zu sich – registrierte den Pulsschlag in den Schläfen, merkte, wie seine Lungen sich füllten, und spürte, wie ihm die kalte Luft auf der Haut brannte. Und doch blieb eine nie zuvor gekannte Verblüffung zurück. Er blickte auf etwas, sah es und konnte es trotzdem nicht fassen. »Margaux«, murmelte er. Seine Stimme verlor sich in der schneebedeckten Einöde. Er hatte die meisten größeren Eisenmeteoriten mit eigenen Augen gesehen, war zum Hoba gepilgert, zum Ahnighito, zum Willamette – und wie sie alle hießen. Und obwohl jeder ein wenig anders geformt war, hatten sie doch eines gemeinsam: die zernarbte schwarz-braune Oberfläche. Alle Eisenmeteoriten sehen einander ähnlich. Dieser Meteorit war dagegen scharlachrot. Nein, korrigierte er sich, nicht scharlachrot, das trifft es nicht. Es war die tiefe, samtene Farbe eines polierten Karneols, nur eine Spur satter. Oder

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