Ice Ship - Tödliche Fracht
so aus, als hätten wir den Meteoriten in dem Sektor ein, zwei Millimeter angehoben. Aber dann hat er sich wieder abgesenkt und den Hebeblock mit nach unten gedrückt.« »Hier wird wieder eine Verschiebung angezeigt«, rief Rochefort alarmiert. Glinn lief zu ihm hinüber und starrte auf den Bildschirm. »Er gerät in Schieflage. Hebeblöcke absenken, schnell!« Rochefort gab hektisch Befehle ein. Glinn sah ihm stirnrunzelnd über die Schulter. »Und? Tut sich was in Sektor sechs?« »Die Hebeblöcke blockieren bei hundert Tonnen. Sie lassen sich nicht absenken«, sagte Rochefort. »Der Meteorit scheint sich immer mehr in Richtung Sektor sechs zu neigen.« »Analyse?« Rochefort machte eine hilflose Geste. »Demnach ruht zu viel Gewicht auf dieser Seite.« »Alle Hebeblöcke auf null schalten.« McFarlane kam sich vor wie in einem surrealen Film. Es gab kein unterirdisches Rumpeln, die Erde zitterte nicht, die ganze Aufregung schien eigentlich grundlos zu sein. Rochefort brach die Eingaben ab. »Sämtliche Hebeblöcke im Sektor sechs sind blockiert. Offenbar durch das Gewicht, das auf ihnen lastet.«
»Können wir die anderen auf null schalten?« »Wenn ich das tue, wird der Meteorit möglicherweise destabilisiert.« »Destabilisiert?«, wiederholte McFarlane. »Meinen Sie damit, er könnte abkippen?« Glinn drehte sich kurz zu ihm um, dann wandte er sich an Rochefort. »Vorschläge, Mr. Rochefort?«, fragte er kühl. Der Chefingenieur rieb nervös den linken Zeigefinger am rechten Daumen. »Die Hebeblöcke reagieren nicht auf Fernsteuerung. Wir müssen also alles so lassen, wie es ist, und dann so rasch wie möglich an den Notventilen im Sektor sechs das Hydrauliköl ablassen, um die Blockade aufzuheben.« »Wie wollen Sie das machen?« Ein kurzes Zögern, dann sagte Rochefort: »Per Hand.« Glinn griff nach dem Funkgerät. »Garza?« »Roger«, meldete sich Garza. »Haben Sie das Gespräch verfolgt?« »Ja.« »Ihre Meinung?« »Ich stimme Gene zu. Wir haben das Gewicht unseres Burschen wohl gewaltig unterschätzt.« Glinn richtete die grauen Augen wieder auf Rochefort. »Und wer sollte Ihrer Meinung nach die Ventile öffnen?« »Ich. Jemand anderem würde ich das nie zumuten. Sobald wir den Meteoriten wieder in eine stabile Lage gebracht haben, unterfüttern wir ihn mit zusätzlichen Hebeblöcken und versuchen das Ganze noch mal.« »Sie werden einen zweiten Mann brauchen«, mischte sich Garza über Funk ein. »Ich bin dabei.« »Kommt nicht in Frage«, sagte Glinn. »Ich lasse doch nicht meinen Chefingenieur und meinen Chefkonstrukteur unter den Meteoriten kriechen. Mr. Rochefort – die Risikoanalyse.« Rochefort stellte auf seinem Taschenrechner ein paar Berechnungen an. »Die Hebeblöcke sind für sechzehn Stunden Maximalbelastung ausgelegt.« »Und wenn dieses Maximum überschritten wird? Sagen wir – um hundert Prozent?«
»Dann steigt das Risiko einer Störung.« Rochefort nahm abermals ein paar Berechnungen vor. »Innerhalb der nächsten dreißig Minuten liegt die Wahrscheinlichkeit eines Störfalls allerdings unter einem Prozent.« »Das ist akzeptabel«, entschied Glinn. »Mr. Rochefort, suchen Sie sich ein paar Männer für Ihr Team aus.« Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Sie haben von jetzt an exakt dreißig Sekunden, keine Sekunde mehr. Viel Glück.« Rochefort stand auf und sah einen nach dem anderen an. Sein Gesicht war leichenblass. Dann wandte er sich an Glinn. »Darf ich Sie daran erinnern, Sir, dass wir uns nie auf unser Glück verlassen? Trotzdem, besten Dank.«
Isla Desolación
10.24 Uhr
Das beherrschende Gefühl war Verlegenheit. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den kurzen Weg vom Kommunikationszentrum zur Fundstelle zurückgelegt hatten. Obwohl weit und breit niemand zu sehen war, glaubte Rochefort die Blicke von Dutzenden Augenpaaren in seinem Nacken zu spüren. Er hatte den Meteoriten mit anderthalbmal so vielen Hebeblöcken abgestützt, wie nach der Berechnung notwendig waren; das entsprach der bei der EES üblichen Vorgehensweise und bot einen ausreichenden Sicherheitsfaktor. Aber seine Berechnung war falsch gewesen. Er hätte sich an Glinns Prinzip von der doppelten Sicherheit orientieren und zweihundert Hebeblöcke setzen sollen. Aber da war ja dieser ständige Zeitdruck. Das dauernde Hin und Her zwischen Glinn und Lloyd musste sich nachteilig auf ihre Arbeit auswirken. Und sein Vorschlag, den Meteoriten mit hundertfünfzig Hebeblöcken abzustützen, war
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