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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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neues Hochfahren. Doch der Patient machte keinen Mucks. Hilflos rief ich den Notarzt vom IT -Service hinzu. Der Spezialist ließ sich die Situation schildern, in der das Bild verschwunden war. Dann grinste er: »Diese Geschichte habe ich in den letzten Wochen immer wieder gehört!«
    Â»Dass ein Bildschirm erlischt?«
    Â»Dass ihn eine Putzfrau zum Erlöschen bringt!«
    Er lief um meinen Schreibtisch herum, bückte sich und hielt ein Kabel in die Höhe: »Sehen Sie, hier ist sie offenbar rangekommen!« Eine Sekunde später gab der Patient wieder ein Lebenszeichen von sich: Er brummte. Ich fuhr ihn hoch. Wiederbelebung gelungen!
    Leider hatte ich den größten Teil meines Textes nicht gespeichert; mehrere Stunden Arbeit waren umsonst gewesen.
    Seither erleben wir die Feudelaktionen unserer Putzfrau wie Luftangriffe. Sobald sie auf dem Radar auftaucht, lösen wir den Putz­alarm aus, warnen uns per Zuruf. Meine Dokumente fliehen dann in den Putzschutz-Bunker. Per Speicherbefehl.
    Markus Klein, Amtsrat

2.
Die Geizkragen GmbH:
Blöd sparen

W enn Firmen in den Spargang schalten, bleibt ihr Gehirn so lange auf der Strecke, bis der Insolvenzverwalter das Steuer übernimmt. In diesem Kapitel lesen Sie ...
warum Mitarbeiter den Nachruf ihrer Firma mehr als den eigenen Tod fürchten,
weshalb ein Buchhalter sein Auto mit 596 Litern betanken müsste, um Geld zu sparen,
warum das typische Großraumbüro nicht nur den Strometat, sondern vor allem die Gehirnleistung senkt
und wodurch der Entwurfs-Drucker einer Firma pausenlos Geheimnisse ausplauderte.
    Nachrufe – das Allerletzte
    Früh am Morgen, mit finsterer Miene, trommelte der Projektmanager des Faser-Produzenten sein ganzes Team zusammen. Er räusperte sich und sagte: »Ich habe eine schlechte Nachricht. Herr Schmidt hatte gestern einen Unfall. Er lebt nicht mehr.«
    Es wurde so still im Raum, dass der Verkehr von der Hauptstraße, den vorher keiner gehört hatte, mitten durch die leeren Köpfe zu rauschen schien. Schockiert saßen die Mitarbeiter da. Jürgen Schmidt war ein beliebter Kollege gewesen, 13 Jahre in der Firma. Einer, der immer viel zu tun hatte, aber dennoch seine Kollegen unterstützt und mit Scherzen aufgemuntert hat.
    Der Chef fuhr mit fester Stimme fort: »Das ist natürlich ein schwerer Verlust für uns, auch mit Blick auf das laufende Projekt. Wir müssen besprechen, wer seine Aufgaben übernimmt. Und wir müssen einen adäquaten Ersatz für ihn suchen.«
    Ganze drei Sätze hatte es gedauert, bis der tragische Todesfall zum Ausfall einer Arbeitskraft geschrumpft war. Noch am selben Tag schickte der Chef seine Assistentin an den Schreibtisch von Jürgen Schmidt, ließ dessen persönliche Gegenstände in einen Karton stopfen und als Päckchen an die Hinterbliebenen verschicken, garniert mit einem Standard-Trauerbrief.
    Zwei Tage später in der Lokalzeitung: Die Todesanzeige für den »langjährigen Projektingenieur Jürgen Schmidt« erscheint. Direkt daneben steht eine Stellenausschreibung, mit der die Firma einen »erfahrenen Projektingenieur« sucht, »zum nächstmöglichen Zeitpunkt«. Die Stellenausschreibung ist anderthalb Mal so groß wie die Todesanzeige; an Trauer spart es sich leichter.
    Geiz vor Großzügigkeit, Pragmatismus vor Pietät: Die letzte Ehre, die Firmen ihren Mitarbeitern erweisen, hat nicht immer mit Ehre zu tun. Der Tod eines Mitarbeiters wird als Sachproblem gesehen, als Loch in der Personaldecke, das es schnell und vor allem kostengünstig zu stopfen gilt.
    Wer nach kuriosen Todesanzeigen für Mitarbeiter sucht, wird in den Büchern von Christian Sprang und Matthias Nöllke fündig. 8 Clevere Firmen machen vor, wie man Todesanzeigen nutzt, um nicht nur einen alten Mitarbeiter auf den Weg ins Grab, sondern auch neues Geld auf den Weg in die Kasse zu bringen.
    Zum Beispiel trauert das Café Belstner um Frieda R., die dort 40 Jahre als Bedienung gearbeitet hat: »O Herr, gib ihr ewige Ruhe!« Doch die Ruhe währt nicht lang, denn das Café klinkt in die Todesanzeige eine schrille Werbebotschaft ein: »Ab jetzt ist das Café Belstner wieder jeden Sonntag von 12.30 bis 18.00 Uhr geöffnet, weil es Frau R.s letzter Wunsch war.« Als hätte die Mitarbeiterin auf dem Sterbebett keine größeren Sorgen gehabt, als die künftigen Öffnungszeiten ihres

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