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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Mitarbeiters treibt seinem Chef aufrichtige Tränen in die Augen: Er muss eine Todesanzeige bezahlen!
    Der Dümmste macht das Licht aus
    Die Betriebswirtin Laila Reiser (28) schaltete auf Autopilot, als sie um 19.15 Uhr ihren Computer runterfuhr. Endlich Feierabend! Jetzt schnell die Treppe runter, den Empfang links liegen lassen, die Fronttür aufstoßen – und schon stünde sie auf dem Parkplatz.
    Gedankenversunken näherte sie sich der Tür. Rums! Sie taumelte ein Stück zurück und blickte benommen auf. Wie ein argloser Vogel war sie von der Scheibe abgeprallt. Ungläubig rüttelte sie an der Tür. Verschlossen!
    Zwar war bekannt, dass der Hausmeister des mittelständischen Spezialfahrzeug-Herstellers gegen 19.00 Uhr Feierabend machte. Aber ehe er die Zentraltür dichtmachte, versicherte er sich, dass niemand mehr im Haus war. Warum diesmal nicht?
    Laila Reiser eilte zurück ins Innere des Gebäudes. Mit klackenden Schritten eilte sie durch die leeren Flure: War nicht doch noch ein anderer Mitarbeiter im Haus, vielleicht eine Führungskraft mit Zentralschlüssel? Doch sie fand nur Leere.
    Also rief sie ihren Chef auf dem Handy an. Mailbox! Sie sagte: »Ich bin hier in der Firma. Man hat mich eingeschlossen. Können Sie mich rausholen?« Vielleicht hörte er diese Nachricht in den nächsten Minuten ab. Vielleicht auch erst am nächsten Morgen.
    Was sollte sie tun? Die Polizei anrufen und sagen: »Meine eigene Firma hat mich eingesperrt – bitte befreien Sie mich!« Das hätte in der Zeitung eine schöne, wenn auch für sie gefährliche Schlagzeile abgegeben; was das Image des Unternehmens anging, verstand der Inhaber keinen Spaß.
    Sie lief wieder runter ins Erdgeschoss. Draußen im Lampenschein – es war Winter und dunkel – gingen ein paar Passanten vorbei. Sie klopfte an die Scheibe und gestikulierte. Die Passanten winkten und gingen weiter.
    Erneut rief sie ihren Chef an. Immer noch die Mailbox. Ach, hätte sie bloß die Nummer des Hausmeisters gehabt! In Gedanken überlegte sie schon: Wo kann ich hier übernachten? Ob das Sofa, das im Konferenzraum stand, wohl als Bett taugte?
    Da klingelte ihr Handy. Die Nummer ihres Chefs auf dem Display. Er schimpfte: »Mein Gott, wie haben Sie denn das geschafft!« Als wäre es ihr Plan gewesen, sich einschließen zu lassen! Eine halbe Stunde später war sie befreit.
    Am nächsten Tag stellte sie den Hausmeister zur Rede. Der sagte: »Ich schließe nur dann ab, wenn nirgendwo mehr Licht brennt. Sonst gehe ich durchs ganze Haus.«
    Sofort erinnerte sich Laila Reiser an den Freitag der Vorwoche: Gegen 18.00 Uhr hatte der Firmeninhaber ihr Großraumbüro betreten, ein vielfacher Millionär. Als er sah, dass sie alleine in dem Großraumbüro saß, blickte er kurz zur Decke auf und sagte: »Brauchen Sie wirklich das große Licht, wenn hier niemand außer Ihnen ist? Sie arbeiten ja ohnehin am Computer. Und der hat doch eine Beleuchtung.«
    Sein typischer Geiz! Offenbar hatte er den Hausmeister über seinen neuesten Spareinfall nicht informiert …
    Dieses Erlebnis hat symbolischen Charakter: Wenn die Irrenhaus-Direktoren mit dem Sparen anfangen, geht in ihrem Hirn das Licht aus. Dutzende Geschichten über fortgeschrittenen Sparwahn haben mir die Leser des ersten Irrenhaus-Buches berichtet.
    Zum Beispiel hat ein großer Maschinenbauer für seine Mitarbeiter eine »Kopierkarte« eingeführt. Sie funktioniert nach dem Prinzip der Kreditkarte am Geldautomaten: Erst wenn man sie in das Gerät einführt, spuckt es Papier aus.
    Jeder Mitarbeiter besitzt eine eigene Kopierkarte, so dass die Konzernfürsten genau nachvollziehen können, wer pro Tag wie viele Kopien macht. Jeder soll gründlich überlegen, ob er seinen guten Namen mit einer Kopie belasten will! Zwar gehen letztlich alle Kopien auf die Rechnung des Konzerns. Aber offenbar lieben es die Zahlenfuzzis, jeden Cent einer Kostenstelle und jede Kopie einem Täter zuordnen zu können.
    Seit es die Kopierkarte gibt, hat der Fußgänger-Verkehr auf den Fluren massiv zugenommen: Die meisten Mitarbeiter müssen jetzt zweimal zum Kopierer laufen, weil sie im ersten Anlauf die Karte nicht dabeihaben. Einfach mal eben eine Kopie machen, etwa am Rande einer Sitzung, geht nicht mehr. Nicht ohne Karte!
    Immer wieder passiert es, dass Mitarbeiter ihre

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