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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Geschäftsleitung. Ein interessantes Thema wäre gewesen: »Warum Verkäufer nur verkaufen können, wenn sie in ihrem Verkaufsgebiet sind!«
    Axel Braun, Außendienst-Mitarbeiter

3.
Sex sells:
Anzüglichkeiten im Anzug

M itarbeiter wollen immer nur das eine: Gehaltserhöhungen. Und Firmen bieten viel lieber das andere: Sex. Auch Kunden, die mit ihren Aufträgen zögern, wird Lust mit Liebesdiensten gemacht. Dieses Kapitel verrät Ihnen …
wie der biedere Herr Kaiser von seiner Firma in eine krachende Sex-Sause gelotst wurde,
warum Unternehmen, die Frauen prostituieren, mit Mitarbeitern exakt dasselbe tun,
wie eine Firma die Anti-Baby-Pille nutzt, um Aufträge an Mitarbeiterinnen zu verhüten
und wie ein kritischer Mitarbeiter als »Grabscher« verleumdet und gefeuert wurde.
    Herr Kaiser im Bordell
    Zwei Sätze in »Profil«, der Mitarbeiter-Zeitung der Hamburg-Mannheimer, ließen den Laien rätseln und den Kenner schmutzig grinsen: »Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Oder aber, sie sind so sagenhaft und unbeschreiblich, dass es sie beinahe gar nicht geben dürfte.« Mit solchen Andeutungen wurde über eine Reise nach Budapest aus dem Jahr 2007 berichtet.
    Aber von welchen Abenteuern, die es nicht hätte geben dürfen, war eigentlich die Rede? Vier Jahre lang hüteten die Reiseteilnehmer dieses Geheimnis. Die hundert erfolgreichsten Vertreter der Versicherung waren damals zu einer Incentive-Reise eingeladen worden, als Belohnung für vergangene Leistungen und Anreiz für künftige.
    Die Hamburg-Mannheimer, Teil der Ergo-Gruppe, schlüpfte in die Spendierhosen: Allein ein Partyabend sollte 83 000 Euro kos­ten. 11 Die antike Gellert-Therme, das älteste Bad in Budapest, wurde für den Publikumsverkehr gesperrt. Das Irrenhaus wollte für höchste Diskretion sorgen, auch die Mitarbeiter bekamen das zu spüren. Alle Teilnehmer mussten am Eingang ihre Kameras und ihre Handys abgeben. Was hier geplant war, war zu brisant für Fotos und Filmchen; es sollte keine Spuren hinterlassen. 12
    Dass es in dem Schwimmbad feucht-fröhlich zugehen würde, wohl auch unterhalb der Gürtellinie, hatte sich am Nachmittag schon angedeutet: Die Vertreter schipperten mit einem Dampfer über die Donau, als neben ihnen eine Barkasse anlegte. Es war wie in einem billigen Pornofilm: Das Boot war voll mit barbusigen Frauen. 13 Wie die Meerjungfrauen winkten sie ihnen zu. Doch dann tauchten sie nicht ab im Fluss, sondern verschwanden in Richtung Gellert-Therme.
    Das Versicherungs-Irrenhaus wollte es an nichts fehlen lassen: Aus Deutschland hatte man zwei Live-Bands und eine zweistellige Zahl von Köchen angekarrt. Zweistellig war auch die Zahl der Damen, die schon am Eingang auf die Vertreter warteten (die Ver­sicherung räumte später zwanzig leichte Damen ein, Mitarbeiter sprachen von vierzig). An ihrer Kleidung fiel vor allem auf, dass sie kaum vorhanden war – Meerjungfrauen eben.
    Die Vertreter sahen sich ungläubig an: War es möglich, dass ihr biederer Konzern eine krachende Sexorgie geplant hatte? Dass sie heute keine Abschlüsse, sondern Abschüsse tätigen sollten? Ausgerechnet die Hamburg-Mannheimer, die als Inbegriff der Seriosität galt, so wie der freundliche Herr Kaiser, der viele Jahre durch die TV -Spots der Firma radelte?
    Die Indizienlage war eindeutig: Zwischen den Heilquellen war eine Bühne aufgebaut. Dort ging es live zur Sache: Zwei professionelle Damen, die im Rhythmus stöhnten, befriedigten sich und einen lüsternen Pascha gegenseitig.
    Doch die eigentlichen Höhepunkte des Abends sollten an anderer Stelle stattfinden: in rund einem Dutzend Himmelbetten, die als Sex-Nester in der Therme verteilt waren. Diskretion gehört zum Geschäft einer Versicherung, die Betten waren mit Tüchern verhängt. Und auch bei der Verteilung der Damen kam der Versicherung ihre Kernkompetenz zugute: Wie man Autos in Schadensklassen einteilt, teilte die Hamburg-Mannheimer ihre gekauften Frauen in Güteklassen ein, je nach Farbe eines Bändchens am Arm. 14
    In der Güteklasse C, zum Anmachen statt zum Anfassen, liefen die jungen Hostessen mit roten Armbändchen; sie sorgten für Stielaugen. Eine Etage tiefer zielten die Callgirls. Die meisten, Güteklasse B, waren mit gelben Armbändern markiert; jeder Vertreter hatte Zugriff. Doch die attraktivsten Frauen, Sexgöttinnen der

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