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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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dauerhafter Arbeitsplatz?«
    Â»Ist es auch. Aber der Klinikbetreiber hat festgelegt, dass die neuen Arbeitsverträge über diese GmbH geschlossen werden.«
    Petra Geiß zögerte. Warum trat der Arbeitgeber, der sie einstellen wollte, nicht direkt in Erscheinung? Warum schob er einen Strohmann nach vorne?
    Ihr Unbehagen wuchs, als sie vor ihrem Arbeitsvertrag saß. Entgeistert blickte sie auf eine Zahl: »Das Gehalt kann aber nicht stimmen! Da habe ich ja schon vor drei Jahren deutlich mehr verdient.«
    Â»Doch, doch«, sagte die Personalerin der Personalservice GmbH, »das entspricht genau dem Tarif.«
    Â»Aber der Tarif für den öffentlichen Dienst sieht einen Stundenlohn von 13 Euro vor. Da käme ich mit Zuschlägen auf ein Monatsgehalt von etwa 2500 Euro. Das hier ist ein Viertel weniger!«
    Â»Da begehen Sie einen Denkfehler. Zwar werden Sie im öffentlichen Dienst arbeiten, aber nicht für einen Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes.«
    Â»Aber das macht in der Praxis doch keinen Unterschied!«
    Â»Doch. Ihr Gehalt richtet sich nach dem Zeitarbeits-Tarif.«
    Petra Geiß erstarrte: Eine Uniklinik, die einen vorzüglichen Ruf genoss, schmuggelte sie durch die Hintertür zurück ins Unternehmen, nur um ihr ein Viertel ihres Tarifgehalts zu verweigern. Am liebsten hätte sie den Deal platzen lassen. Aber hatte sie als Bewerberin nicht schon etliche Absagen kassiert? Und war es nicht ihr Herzenswunsch gewesen, wieder mit den alten Kolleginnen zu arbeiten?
    So kehrte sie an ihren alten Arbeitsplatz zurück. Doch die Fröhlichkeit war aus dem Schwesternzimmer gewichen. Die meisten neuen Mitarbeiter waren über die Personalservice GmbH beschäftigt. Diese Leiharbeiterinnen waren schlecht drauf, denn ihr Gerechtigkeitsgefühl wurde jeden Tag gefoltert: Sie wussten, dass sie genauso viel wie ihre Kolleginnen leisteten, aber 25 Prozent weniger verdienten. Eine Zeitarbeiterin klotzte nach Feierabend noch für einen Pflegedienst ran, nur um mit ihrem Geld hinzukommen.
    Die Wut auf den Arbeitgeber mischte sich mit Neid auf die Kolleginnen. Zwischen den Zeitarbeitskräften und dem Stammpersonal verlief eine unsichtbare Mauer. Auch Petra Geiß kam sich nicht mehr wie eine vollwertige Kollegin vor.
    An dieser Mauer baute die Uniklinik kräftig mit: Wenn Geiß in der Kantine dasselbe wie ihre Kolleginnen aß, kostete die Lasagne für das Stammpersonal 4,00 Euro, während sie 5,20 Euro bezahlen musste. Wenn spannende Fortbildungen anstanden, fuhren die Stammkolleginnen für zwei Tage zum Seminarort – während ihr Antrag vom Arbeitgeber abgelehnt wurde. Und während die Stammarbeitskräfte ihre Überstunden abrechnen konnten, war sie aufgefordert, mit dem regulären Stundensatz auszukommen (was inoffiziell hieß, dass die Mehrarbeit zu ihren Lasten ging); offenbar konnte die Personalservice GmbH das nicht mit der Klinik abrechnen.
    Es war wie in einem Western: Es gab einen Guten, die Uniklinik, und einen Bösen, die Zeitarbeitsfirma. Aber dass der Schuft nur der verlängerte Arm des Helden war, dass es sich um eine Tarnkonstruktion handelte, die Tarifverträge umgehen, Arbeitskräfte ausbeuten und kurzfristige Entlassungen ermöglichen sollte – das durfte der Kinozuschauer (die Öffentlichkeit) nicht erfahren.
    Wo blieb das, was der Management-Vordenker Peter F. Drucker von Arbeitgebern immer wieder einforderte: die soziale Verantwortung? Hatte Drucker nicht geschrieben: »Das freie Unternehmertum kann nicht damit gerechtfertigt werden, dass es gut für die Unternehmen ist. Seine einzige Rechtfertigung besteht in seinem gesellschaftlichen Nutzen.«? 57 Diese soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern hatte die Uniklinik offenbar vom Beatmungsschlauch abgehängt.
    Petra Geiß war an denselben Arbeitsplatz zurückgekehrt. Aber sie kam dort als menschliche B-Ware an. Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, nur noch wandelndes Sparmodell zu sein, nagte an ihrer Stimmung wie ein Biber am Baum.
    Vielleicht würde das nahende Weihnachtsfest sie auf bessere Gedanken bringen! Auf die Feier mit ihrer Familie freute sie sich schon. Vom Weihnachtsgeld wollte sie die Geschenke kaufen. Eine »Sonderzahlung«, deren Höhe nicht näher definiert war, stand ihr laut Arbeitsvertrag zu. Früher hatte sie ein volles Gehalt bekommen.
    Doch ihre Gehaltsabrechnung traf

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