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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ufer des Sees erschienen. Sie zerrten Dicaccio aus dem See und trugen ihn zu dem grünen Wagen, der auf dem Waldweg hielt.
    Auf dem Rücken eines Polizeibeamten wurde Willy Sänger weggetragen.
    Er erfuhr erst am nächsten Tag, daß Helga Krämer mit einem Lungenschuß im Krankenhaus lag und durch drei Bluttransfusionen gerettet worden war.
    In der Nacht erhängte sich Joe Dicaccio am Fensterkreuz seiner Zelle.
    Als der Justizwachtmeister am Morgen kam, um ihm das Frühstück zu bringen, pendelte er an der Wand.
    Er hatte die Welt um einen Tod auf dem elektrischen Stuhl betrogen.
    Mit dem Ende Joe Dicaccios öffnete sich auch die Zellentür für John Pattis. Der Verdacht, daß Pattis seinen flüchtigen Landsmann warnen oder verbergen konnte, war mit dem Tode Dicaccios gegenstandslos geworden.
    In der Begründung für die Aufhebung des Haftbefehls hieß es, daß Pattis »… infolge der Alkoholeinwirkung die Worte Dicaccios nicht richtig würdigte und fälschlicherweise nicht an den Vorsatz Dicaccios und seiner Komplicen glaubte …«
    Zuchthausdirektor Friedrich Moll hielt einen Brief in Händen. Ein Ministerialrat im Landesjustizministerium schrieb ihm in kurzer und klarer Sprache:
    »Das Strafmaß, wie es heute das Strafgesetzbuch vorsieht, ist nach Ansicht des Justizministeriums in allen Fällen ausreichend: Es ist nicht erwiesen, daß eine Todesstrafe ein großes Abschreckungsmittel darstellt, wie auch ein Nachlassen der Kriminalität in der Zeit der Todesstrafe nicht spürbar war. Wir erinnern an die Massenmörder Großmann, Haarmann, Kürten, Sternickel , Schumann, Denke und Lüdke. Ihre Straftaten geschahen, als die Todesstrafe als Höchststrafe die Kapitalverbrechen sühnte.
    Der Herr Justizminister lehnt eine Stellungnahme zu Ihren Vorwürfen ab.«
    Zuchthausdirektor Friedrich Moll ließ diesen Brief von Wachtmeister Puck einrahmen und über seinem Schreibtisch aufhängen.
    Am Vormittag erschienen – trotz des ausgearbeiteten Stundenplanes von Dr. Feind – Karlssen und Doernberg zu gleicher Zeit im Landesjustizministerium und gaben ihre Karten ab.
    Burrmeister überflog kurz die Karten und nickte.
    »Die Invasion der Todesstrafenjünger. Getrennt marschieren – vereint schlagen. Die Herren besitzen eine ausgesprochene taktische Begabung.«
    Als Karlssen und Doernberg eintraten, stand Landesjustizminister Dr. Burrmeister mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch und lächelte ihnen entgegen.
    »Guten Tag, meine Herren«, sagte er laut. »Ich hatte zwar durch Herrn Dr. Feind gebeten, Sie einzeln zu sprechen, aber ich erkenne an, daß die Diskussion: Todesstrafe – nicht Sache des einzelnen, sondern der Allgemeinheit ist, eine ausgesprochene Kollektivfrage. Verhandeln wir also auch kollektiv darüber. So war doch Ihr gemeinsamer Auftritt gedacht – oder irre ich mich sehr?«
    Oberstaatsanwalt Dr. Karlssen lächelte.
    »Ich würde weniger von Kollektiv, als von einer grundlegenden sittlichen Auffassung sprechen, Herr Minister. Ich darf annehmen, daß die Berichte, die Sie zu unserer Vorladung anregten, deutlich genug waren, um –«
    Minister Burrmeister hob die Hand. »Bitte, Herr Oberstaatsanwalt. Kein Plädoyer in eigener Sache. Ich möchte heute eigentlich überhaupt nichts hören, was Ihre Meinung angeht.«
    »Ach«, machte Doernberg. Burrmeister sah zu ihm hinüber.
    »Das erstaunt Sie, Herr Staatsanwalt?«
    »In gewissem Sinne – ja.« Dr. Doernberg legte die Handflächen aneinander. Die alte Erregung gewann wieder Oberhand. »Jeden Tag werden Banken überfallen, jeden Tag werden Menschen einfach umgeschossen, als handle es sich um Schießscheiben in einer Kirmesbude, jeden Tag sind die Tageszeitungen voll von Mord, Brand, Vergewaltigungen, Raub. Fast jeden Tag sterben Polizisten in Ausübung ihrer Pflicht, den Bürger zu schützen – und da sagen Sie uns, Herr Minister: Ich möchte nicht Ihre Meinung hören!« Doernberg atmete erregt: »Ich darf sagen, Herr Minister, daß unsere Meinung die Meinung der Praktiker ist. Wir haben mit diesem Gesindel tagtäglich zu tun, wir sprechen mit diesen Mördern, wir kennen ihre Mentalität, wir hören uns an, was sie uns sagen: ›'n Tag, Herr Staatsanwalt. Nun hat mich die Polente. Aber was wollt ihr, mehr als lebenslänglich kostet's doch nicht.‹ Und dann grinsen sie herausfordernd und rauchen die Zigaretten, die wir ihnen anbieten, damit sie gesprächiger werden. – Das sehen wir fast jeden Tag, Herr Minister.«
    Minister Burrmeister hob die

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