Ich bin alt und das ist gut so
das heißt nicht nur kaltes Wasser
Meine Kindheit war von Kneippianern geprägt. Statt mit Kaffee erfrischte sich Tante Frieda mit einem Armbad, das seine belebende Wirkung gerade bei den Leistungstiefpunkten um 11 Uhr vormittags und um 15 Uhr nachmittags entfaltet.
War eins von uns fünf Kindern erkältet, machte Mutter uns Hals- oder Wadenwickel. Mein geliebter Vater, dessen empfindsame Seele ich wohl geerbt habe, hat halbe Nächte »kneippend« in der Badewanne zugebracht – genau wie ich später in schlaflosen Zeiten. Sie sind nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben, die morgendliche kalte Dusche anschließend an die warme, ebenso wenig die kalten Güsse, das heiße Fußbad nach der Sauna. Tau- und Wassertreten werden eine liebe Gewohnheit, vor allem wenn Sie das Glück haben, dass Kuckuck, Lerche oder sonst ein Vögelchen Ihre hydrotherapeutischen Versuche musikalisch begleitet.
Pfarrer Kneipp war übrigens nicht Entdecker, sondern Wiederentdecker der Wasserheilkunst oder Hydrotherapie: Dem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden jungen, lungenkranken Studiosus Sebastian Kneipp, geboren am 17. Mai 1821 in dem Dorf Stephansried im Allgäu, fiel ein medizinisches Werk mit dem Titel »Unterricht über die Kraft und Wirkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen« von 1738, verfasst von Dr. med. Sigmund Hahn, Arzt in Schweidnitz an der Oder, in die Hände. Kneipp nahm daraufhin Bäder in der eiskalten Donau, und zwar nachts, damit ihn niemand dabei beobachten konnte. Seine Gesundheit veränderte sich derartig zum Guten, dass sich bald die ersten Patienten meldeten, nämlich seine Mitstudenten, und um Güsse aus der Gießkanne baten. Trotz des Widerstandes von ärztlicher und kirchlicher Seite errichtete Kneipp dann später in Wörishofen einen regelrechten Sprechstundenbetrieb. Die Kneipp-Therapie war geboren – heute ist sie in der ganzen Welt anerkannt.
Kneipp hat immer den Menschen als Ganzes gesehen und eine Krankheit immer als eine Erkrankung von Körper, Seele und Geist behandelt – im Sinne moderner ganzheitlicher Medizin. Die Kneipp-Therapie hat sich von Anfang an um die Anregung der körpereigenen Abwehrkräfte bemüht und befindet sich auch in diesem Punkt im Einklang mit heutigen Erkenntnissen. Sie kann von jedermann und jederfrau angewendet werden und wird häufig verhindern, dass man zu Medikamenten greifen muss. Viele verbinden mit dem Wort Kneipp-Anwendung lediglich die vielleicht unangenehme Vorstellung von kaltem Wasser. Das Kaltwasser ist aber nur eine der heute ungefähr insgesamt 100 praktizierten Anwendungsformen, die von kaltem, warmem, wechselwarmem bis zu heißem Wasser und sogar Dampf reichen. Sie alle setzen Reize über Waschungen, Güsse, Teilbäder, Wickel, Packungen und eben Dämpfe.
Als die fünf Säulen der Kneipp-Therapie gelten die
• Wasser- oder Hydrotherapie,
• Bewegungstherapie – täglich mindestens eine Stunde Bewegung in frischer Luft,
• Phytotherapie – also die Behandlung mit naturbelassenen Pflanzen,
• Ernährung – im Sinne unserer vitalstoffreichen Vollwertkost,
• Ordnungstherapie, was so viel wie die Führung eines sinnvollen Lebens im Einklang mit der Natur bedeutet.
Ein paar Kneipp’sche Grundregeln
• Der Körper sollte bei Beginn und auch am Schluss der Anwendungen warm sein. Der Leitsatz lautet dementsprechend: warm – kalt – warm.
• Das warme Wasser wirkt minutenlang ein, das kalte nur Sekunden.
• Mit dem kalten Guss wird immer an den Körperteilen begonnen, die am weitesten vom Herzen entfernt sind, also: Man beginnt am rechten Fuß, gießt an der Innenseite des Beins von unten nach oben, an der Außenseite von oben nach unten, ebenso am linken Bein, dann an der Innenseite des rechten Arms von der Hand aus nach oben, an der Außenseite nach unten, ebenso am linken Arm. Dann Bauch, Rücken, Brust – immer dem Herzen zu.
Nicht fehlen sollte der Schönheitsguss für’s Gesicht als Abschluss der täglichen Dusche.
Die Temperatur des Wassers sollte angenehm kühl bis kalt sein. An der rechten Schläfe beginnen: den Wasserstrahl über die Stirn führen bis zur linken Schläfe und zurück. Anschließend die rechte Gesichtshälfte mit drei senkrechten Strichen begießen, dann dasselbe links. Nun das Gesicht dreimal mit dem Wasserstrahl sanft umkreisen.
Zum Schluss das Gesicht abtupfen.
Zwischendurch das Atmen nicht vergessen – besonders das Ausatmen betonen!
Knoblauch → Verkalkung
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