Ich bin alt und das ist gut so
ausprobiert, gerade wenn ich traurig oder »sauer« bin: Mundwinkel nach oben gezogen, Zähne gebleckt, ein paar Minuten Hihihi oder Hahaha, das kann auch ruhig ganz meschugge und ausgeflippt klingen, je meschuggener, umso besser – und Sie sind ein anderer Mensch. Wetten?
Das Gelächter als Lebensbewältigungshilfe hat eine uralte Tradition. Ein Mönch aus Buddhas Gefolgschaft soll damit angefangen haben, bereits Hunderte von Jahren vor Christus. Der indische Mystiker Osho hat es wiederentdeckt und uns westlichen Menschen schmackhaft gemacht. In seinem Ashram in Indien habe ich die Technik der »Mystic Rose« kennen und lieben gelernt (s. dort). So viel lebenslang aufgestautes, nicht gelachtes Lachen wird da freigesetzt, so viele nicht geweinte Tränen.
Zurzeit erlebt das Lachen geradezu eine Renaissance. Nachdem ein Dr. Madan Kataria in den Straßen Bombays ganze Menschenmassen zum Lachen bringt, haben sich inzwischen nach seinen Anweisungen weltweit mehr als 300000 Menschen in Lachclubs zusammengeschlossen.
Die Lachwelle schwappte von Indien nach Amerika über. Lachtherapeuten und »Clown-Doktoren« arbeiten äußerst erfolgreich in Kinderkliniken; Erwachsene lernen in Lachseminaren durch Rollenspiele ihre inneren Heilungskräfte zu mobilisieren. Im schweizerischen Basel treffen sich Humorforscher jährlich zu einem Kongress. Eine Woche lang wird ordentlich gelacht.
Denn dass Lachen die beste Medizin ist, diese alte Volksweisheit gilt auch heute noch. Den Grundstein für die Wissenschaft vom Lachen, die Gelotologie, legte Ende der Siebzigerjahre die aufsehenerregende Krankheitsgeschichte eines amerikanischen Journalisten. Dieser litt an Morbus Bechterew, einer schweren Knochen- und Gelenkerkrankung. Die Ärzte machten ihm wenig Hoffnung auf Genesung. Aber der junge Mann hatte bemerkt, dass sich seine Schmerzen nach einem kräftigen Lachanfall jeweils besserten. Er baute sich nach dieser Erfahrung seine eigene Therapie zurecht, die aus dem Anschauen von Slapstickkomödien, Comics und Witzen bestand, und soll damit seine Leiden verringert haben.
Auch und gerade wenn uns überhaupt nicht zum Lachen zumute ist – warum nicht einmal ausprobieren? Lachen aktiviert mehr als 20 Muskeln, eine Miesepetermiene dagegen weniger als zehn.
Lachen ist wirksam, billig und garantiert ohne schädliche Nebenwirkungen, Sie brauchen nicht einmal Ihren Apotheker zu fragen.
Noch ein paar Tricks:
Schalten Sie den Verstand aus (falls er Sie am Lachen hindert). Seien Sie albern, riskieren Sie, lächerlich zu wirken. Es gibt nichts zu verlieren, nur zu gewinnen!
Beobachten Sie, worüber Kinder lachen. Werden Sie erfinderisch!
Man kann sich darin üben, die auch unangenehmen Situationen innewohnende Komik zu erkennen. Lieber herzhaft lachen statt sich zu ärgern!
Der Leiter eines »Lachclubs« erzählte mir, er habe mit einer Gruppe in der U-Bahn angefangen zu lachen und schlussendlich habe der ganze Waggon gewiehert.
Einen herzhaften Lachanfall löste bei mir ein eleganter Herr aus, der, genau wie ich, am Münchner Flughafen am Fließband auf seinen Koffer wartete, inmitten der üblichen Menge übel gelaunt aussehender, abgehetzter Menschen.
Ich hielt einen riesigen Blumenstrauß im Arm. Er sah mich streng an, hob die Hand und sagte: »Nein danke!« Wie zu einer Blumenverkäuferin, die in der Kneipe Rosen zum Verkauf anbietet.
Zuerst lachte nur ich, minutenlang, dann lachte auch er, dann die Gruppe um ihn herum und schließlich mindestens ein Dutzend anderer Wartender, ohne dass diese wussten, warum sie lachten. Sie wurden einfach angesteckt.
Vielleicht war diesen ursprünglich schlecht gelaunten Leuten durch die Lacherei der ganze Tag versüßt.
An den Regisseur Fritz Kortner habe ich eine eigene lustige Lacherinnerung. Kortner wurde von seinen Schauspielern geliebt und gefürchtet, weil er sehr von Stimmungen abhängig war. Er erschien stets im Anzug und mit Krawatte zu den Proben. War der Anzug grau, war äußerste Vorsicht angeraten. Dann konnte er sehr ungnädig sein.
Romy Schneider und ich haben unter seiner Regie die »Lysistrata« von Aristophanes für das Fernsehen gedreht, Sie wissen schon, das Stück, in dem die Frauen sich den Männern so lange verweigern, bis diese aufhören, Kriege zu führen. Romy war die Myrrhine, ich die Lysistrata.
Wolfgang Kieling spielte meinen Ehemann. Während der Proben probierte er einen Gag aus, über den der im Zuschauerraum sitzende Regisseur Kortner laut lachen musste. Der
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