Ich bin dann mal alt
Menschen blenden das Leben völlig aus und merken nicht, dass sie sich dabei selbst zerstören. Die eigentlich gequälte Kreatur ist der Sadist selbst.
Wie kann man ihm helfen? Natürlich wäre es wunderbar, wenn so ein Mensch anfangen würde, einen Blumengarten anzulegen und sich auf den Wachstumsprozess des Lebens einließe. Aber das ist nur selten zu erwarten, weil solche Menschen innerlich kalt und unberührbar geworden sind. Deshalb ist es nur schwer vorstellbar, dass sie sich ihrer perversen Eigenschaften bewusst werden und etwas verändern. Oft ist dann eine schwere Krankheit oder eine Katastrophe, die plötzlich hereinbricht, der einzige Weg, damit solche Menschen endlich wahrnehmen können, wie dramatisch ihre Entwicklung ist – und zur Einsicht kommen.
Viele Menschen tragen, wenn auch in schwächerer Form, eine ähnliche Geisteshaltung in sich und stellen jemanden, der ihnen nicht sympathisch ist, »ins Abseits«. Sie schneiden ihn und strafen ihn durch Nichtbeachtung. Insgeheim beobachten sie ihr »Opfer« aus den Augenwinkeln, wie lange es die Qual aushält – ein grausames Experiment. Es schadet natürlich dem Betroffenen, aber den größten Schaden nimmt der Mensch selbst, der so etwas tut.
Unser Kakteen-Feind ist berechnend, er fühlt sich allmächtig – zumindest über seinen Kaktus. Diese Grundhaltung findet sich in der Gegenwart leider sehr häufig, weil viele Menschen gefühllos geworden sind: Experimente an Menschen und Tieren, Tiertransporte und Klonversuche in der Gentechnik sind alarmierende Beispiele dafür. Umso wichtiger ist es, dass der verirrte Mensch wieder Beziehungen aufnimmt, dass es ihm gelingt, sich von seinen Allmachtsfantasien zu befreien und zum Leben zurückzukehren.
Der Segen gibt Kraft fürs Leben
Wenn man nicht betet, ist das Leben verloren.
Lindenwirtin Josefine Wagner
Egal, wie alt der Mensch ist: Denken, Reden und eine positive Grundhaltung sind der beste Weg, um Beziehungen herzustellen. Wichtig dabei ist die Art und Weise, wie man sie aufbaut. Wer ständig schlechte Gedanken hat, über andere herzieht und sein Fähnchen nur in den Wind hält, kann auf Dauer sein eigenes Leben und das anderer Menschen nicht vernünftig gestalten. Jeder Fluch und jedes gute Wort haben Auswirkungen – deshalb sollte der Mensch auch im Alter sehr bewusst darauf achten, was er denkt und tut. Niemand darf sich in eine destruktive Geisteshaltung hineinziehen lassen, sie schadet ihm selbst und den anderen.
Leider wird unser Leben in der Gegenwart zu sehr von negativen Nachrichten bestimmt. Man braucht dazu nur die Zeitungen aufzuschlagen oder die Nachrichten im Fernsehen zu verfolgen. Doch warum ist das so, was steckt tief im Menschen drin, dass er sich für negative Informationen mehr interessiert als für das Gute, das auf der Welt passiert? Vielleicht ist es so, dass sich viele eher im Schmerz als im Wohlbefinden selbst spüren können, dass schlechte Nachrichten ihnen das Gefühl geben: Schau, anderen geht es noch schlechter als mir. Katastrophen werden offenbar intensiver wahrgenommen als schöne Ereignisse. Doch gerade im Alter haben Menschen eine große Sehnsucht danach, in Frieden zu leben. Die Erfahrung zeigt, dass der Mensch auch in späten Jahren gut leben kann, wenn er bewusst Gutes denkt, spricht und tut. Hilfreich ist es, diese Grundhaltung auch mit einem rituellen Zeichen auszudrücken: dem Segen. Er ist die Verbindung zwischen guten Gedanken und einer symbolischen Handlung.
Der Segen ist eine geistige Kraft. Er wurde zu allen Zeiten gespendet, um Menschen oder bestimmte Lebenssituationen zum Guten zu wandeln: das Gelingen der Arbeit, Schutz vor Unfällen, die Genesung von der Krankheit. Im Segen erhoffen und erfahren die Menschen das heilsame Wirken der göttlichen Kraft für ihr eigenes Leben. Aus frühesten Zeiten ist überliefert, dass ein Familienoberhaupt den Kindern vor seinem nahen Tod seinen väterlichen Segen spendete, um seine Kraft an die kommenden Geschlechter weiterzugeben.
Der Segen hebt die Disharmonie im Menschen auf: Zerbrochenes wird wieder heil, Krankes wird gesund und Niedergedrücktes wird aufgerichtet. Der Segen ist nicht mit dem Verstand allein zu begreifen, sondern nur mit dem Herzen. Denn im Segen wird der Mensch in seinem Innersten berührt.
Zum Segen gehört auch die Demut: Der Mensch erkennt, dass er nicht alles selbst machen kann, sondern auf Hilfe angewiesen ist, die er im Segen erbittet. Bei den meisten alten Menschen ist diese
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