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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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das jähzornige Model Naomi Campbell, um damit meine Assistentin zu schlagen was vielleicht vor allem daran liegen könnte, dass ich· keine Assistentin habe. Dass es nahezu unmöglich ist, ein Blackberry bei sich zu tragen und nicht ständig darauf zu gucken, kann ich jedoch absolut bestätigen.
    Als im Sommer 2007 das allererste iPhone auf den (zuerst nur amerikanischen) Markt karn, war ich in San Francisco zur Stelle, um mir als einer der ersten ein solches Wundergerät zu kaufen. Da es folglich nicht mit einern deutschen Vertrag versehen war, sondern ich mithilfe einer Internetanleitung meine alte Handykarte in das Gerät fummeln musste, belief sich die erste Monatsrechnung auf über 300 Euro. Doch der Vorsprung einiger Monate gegenüber anderen Nutzern, bevor das Gerät auch in Deutschland startete, war jeden einzelnen Cent davon wert -Status gewinn durch Distinktionsgewinn. Zumindest behaupte ich das heute. Damals verfluchte ich Gott, seinen Propheten Steve Jobs, meine eigene Unbeherrschtheit und die Datentarife von E-Plus -zur Sicherheit mehrfach. Doch egal ob wir unsere Mails von unterwegs nun mit dem Blackberry, dem iPhone oder dem Google-Handy Nexus One abrufen -wer einmal damit angefangen hat, kann nur noch schwer davon lassen. »Das Wichtigste, was ich tun musste, war, ihm das Blackberry zu entreißen«, sagte der Assistent des New Yorker Gouverneurs George Pataki der New York Times, als sein Boss wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus lag, »denn er braucht jetzt Ruhe«. Von Arianna Huffington, Mitgründerin und Chefredakteurin des OnlineMagazins »Huffington Post«, geht schon seit einiger Zeit das Gerücht, ihre Tochter Christina habe sich beklagt, ihre Mutter würde, statt mit ihr zu reden, nur noch auf ihrem Blackberry herumdrücken. Selbst beim Yoga würde sie es so auf die Matte legen, dass sie während der nach unten gerichteten Position des »Down Dog« für wenige Sekunden draufblicken kann. Arianna Huffington nahm sich die Kritik offenbar zu Herzen -und schenkte ihrer Tochter schließlich zur Verbesserung der familieninternen Kommunikation selbst ein Blackberry. Es gibt ungezählte Beichten von Prominenten, Managern und ganz normalen E-Mail-Junkies, sie würden ihr Empfangsgerät auf der Toilette deponieren, um während des FamiIienabends schnell und heimlich einen Blick darauf werfen zu können. »Trinken Sie manchmal heimlich?«, »Lügen Sie gegenüber Freunden und Familienmitgliedern darüber, wie viel Sie trinken?« -mit solchen Fragen klärt man normalerweise, ob jemand Alkoholiker ist. Die Mechanismen ähneln allerdings unserem Drang,
    »nur mal schnell« in die Mails zu gucken.
    Als die Besprechung in der Werbeagentur zu Ende ist und ich draußen auf das bestellte Taxi warte, fällt mir auf, dass ich mit der Anschaffung des ersten Handys auch die Langeweile abgeschafft habe. Selbst in diesen kurzen Momenten, in denen man auf die U-Bahn, den langsamen Hochhausaufzug oder eben ein Taxi wartet, in denen man keinen Gesprächspartner und nichts zu lesen dabei hat, hat man den Zeittotschläger Handy in der Hosentasche. Es gibt immer noch eineMail (oder eine SMS) zu beantworten. Und immer jemanden, bei dem man sich lange nicht gemeldet hat. Auch jetzt greife ich reflexartig in meine Hosentasche, wie schon so oft in den letzten Tagen. Aber da ist nichts. Wie lang drei Minuten sein können. Vielleicht sollte ich, statt zu überlegen, wem ich schreiben würde, wenn ich könnte, lieber meine Umgebung etwas intensiver wahrnehmen, die Natur genießen? Aber alles, was ich in der grauen Straße in Berlin-Wedding sehen kann, ist eine Krähe, die an einer Plastiktüte zerrt. Realität und Naturwerden ganz offensichtlich überschätzt.
    Tag 11 Wenn das Handy keinmal klingelt
    Ich rufe inzwischen so oft bei der Auskunft an, dass ich manchmal das Gefühl habe, einzelne Stimmen wiederzuerkennen. Hatte ich den euphorischen jungen Franken.mit dem leichten S-Fehler nicht gestern schon einmal dran? Die professionelle Strenge von »Martinaschmidtwaskannichfürsietun?«
    kommt mir ebenfalls bekannt vor. Ich überlege kurz, eine Namensliste zu machen und mich nach einer Woche nur noch mit der Person verbinden zu lassen, die sich am sympathischsten und kompetentesten erwiesen hat. Dann lasse ich den Gedanken wegen offensichtlicher Verschrobenheit schnell wieder fallen. Aber so viele Menschen können doch wirklich nicht mehr bei der Telefonauskunft arbeiten. Wer ruft denn dort in Zeiten des Internets noch

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