Ich bin dann mal offline
bisherigen Form verfassungswidrig sei. Unter geänderten Sicherheitsbedingungen und mit höherer Transparenz ausgestattet könnte eine solche Datenspeicherung jedoch wieder erlaubt werden. . kapitel 3
In dem ich einem Rabbi nachstelle, einen Fremden in einem Cafe anstupse und feststelle, dass meine Konzentration auch ohne Internet und Handy nicht grenzenlos ist -und wieso das trotzdem nicht unbedingt ein Grund zur Sorge ist. Tag 15 Aber ich kann länger ...
Die ersten zwei Wochen sind geschafft. Ich bin ein wenig stolz, denn ich habe schon fünf Mal so lange durchgehalten wie der amerikanische Elektronik-Musiker Moby, der sich vor einigen Jahren ebenfalls aus dem Internet auskIinken wollte. »Es mag seltsam klingen, aber bis zum 1. Januar 2007 werde ich nicht online sein«, schrieb er am 15. September 2006 unter dem Titel »Eine Art Pause« in sein Blog. »Ich bekomme zwischen 200 und 400 Mails am Tag und verbringe viel zu viel Zeit damit, online zu sein, Nachrichten zu lesen und so weiter. Deshalb werde ich für die nächsten drei Monate eine Internet-und E-Mail-Pause einlegen. Ich werde weiterhin auf meinem Blog Tagebuch führen, aber die Einträge werde ich per Post an mein Management schicken. Ich werde also immer noch da sein. Nur langsamer, denke ich. Ich verspreche, dass ich am 1. Januar 2007 auch wenn ich verkatert bin -wieder onIine sein werde, um zu berichten, wie es war, drei Monate ohne Internet zu leben. Lasst es Euch gut gehen. ( ... ) Moby.«
Der nächste Eintrag folgte jedoch nicht drei Monate, sondern bereits drei Tage später: »Ich bin schon ein paar Mal rückfällig geworden -meistens, um zu arbeiten. Ich bin ein Apostat, was ganz schön schwierig auszusprechen ist. Aber es kann nicht gesund sein, vier Stunden am Tag online zu sein, oder? Macht es nicht komische Dinge mit unserem Gehirn? Bringt es nicht ein seltsames und grundloses Gefühl des Gehetztseins? Bringt es nicht das natürliche und glückliche chemische Gleichgewicht durcheinander, nach dem sich unser Gehirn sehnt? Vielleicht macht es aber auch einfach nur Spaß, online zu sein. Ich weiß es nicht. Ich werde Euch wissen lassen, wie das Experiment vorangeht.«
Das englische Wort »apostate« muss ich selbst nachschlagen. Mein Wörterbuch ist etwas verstaubt, da ich es seit Jahren nicht mehr aus dem Regal hole und nur noch das immer umfangreicher werdende Online-Wörterbuch leo.org benutze. Ein Apostat, so lerne ich, ist jemand, der vom Glauben abfällt, ein Abtrünniger. Doch zurück zu Moby: Bereits beim nächsten Eintrag wird klar, dass es mit der Internet-Abstinenz nicht geklappt hat. »Meine Fastenzeit ist zu einer Diät geworden. Ich versuche, mich zurückzuhalten. Meine ursprüngliche Idee war, ganz auf Telefon, E-Mail.Internet und alles das zu verzichten -und einfach nur auf der Treppe vor meinem Haus zu sitzen. Jeden Tag eine Stunde. Es schien mir so eine zivilisierte Idee zu sein. Jeder; der mich sprechen will, kann zu mir kommen und mich auf meiner Treppe treffen. Am Ende erwies es sich als ein wenig zu unpraktisch.«
Oh süßer, köstlicher Triumph! Moby mag zwar rund 20 Millionen mehr Alben verkauft haben und mindestens genauso viele Millionen Dollar mehr besitzen als ich. Er mag Schauspielerinnen wie Natalie Portman rumgekriegt haben -aber ich kann es länger ohne Internet aushalten als er!
Tag 16 Wenn's mal wieder später wird
Um herauszufinden, wie es ist, dauerhaft ohne Mobiltelefon zu leben, habe ich mich für heute mit Sven verabredet, einem Bekannten, der freiwillig seit jeher auf ein Handy verzichtet. Als ich seine Nummer über einen gemeinsamen Freund erfragte, war das ein bisschen, als würde ich eine Zeitreise zurück in die achtziger Jahre unternehmen: »Tagsüber erreichst du ihn im Büro unter folgender Nummer ... Und seine Privatnummer lautet ... -da erwischst du ihn abends.« Die Vorstellung, je mich Tageszeit auf unterschiedliche Art erreichbar zu sein,wirkt in Zeiten von Mobiltelefonen und E-Mails seltsam antiquiert. Ein wenig so wie die günstigen Call-by-Call-Vorwahlen, die Pfennigfuchser zu Zeiten der Telekom-Privatisierung um die Jahrtausendwende für bislang teure Auslands-oder Ferngespräche benutzten, um einen günstigeren Tarif zu ergattern .. Da sich die Tarife der jeweiligen Vorwahlen ständig änderten, bedeutete das vor allem, dass man vor jedem Gespräch umständlich in einer vor allem in Boulevardzeitungen veröffentlichten Tabelle nachsehen musste. Fingerkrampf durch Call-by-Call
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