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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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wir reagieren. Dass uns diese Belohnung kurzzeitig befriedigt, aber gleichzeitig hungrig nach mehr zurücklässt. »Unser Dopamin-System hat leider keine Sättigungsgrenze eingebaut«, erklärt Berridge in einem Interview. »Unter gewissen Umständen kann uns das zu immer unvernünftigeren und exzessiven Bedürfnissen führen, die nicht gut für uns sind.« Und wer hätte nicht schon einmal auf die Uhr gesehen und festgestellt, dass er sich seit über einer Stunde von einer Google-Suche zur nächsten hangelt-ohne dass es wirklich wichtig wäre, geschweige denn ein handfestes Ergebnis gebracht hätte? »So lange man vor dem Computer sitzt«, erklärt Berridge, »wird der Appetit immer weiter angeregt.« Auch der inzwischen verstorbene Psychologe B.E Skinner hat sich lange und intensiv mit dem Belohnungszentrum in unserem Gehirn beschäftigt. Er fand unter anderem heraus, dass nicht regelmäßige Belohnungen am stärksten wirken, sondern scheinbar zufällige. Skinner hat das Internet in seiner heutigen Pracht nicht mehr erlebt. Aber die Zufälligkeit, mit der man in den endlosen Weiten des Netzes immer wieder auf aufregende Dinge stößt oder die alberne aber reale Freude, die wir über einen überraschend gemailten Youtube-Link empfinden, hätten seine Thesen sicherlich untermauert.
    Weil ich es genauer wissen will, wende ich mich an den Neurowissenschaftler Jaak Panksepp von der Washington State University. Der 67-Jährige ist mir schon deswegen sympathisch, weil er herausgefunden hat, dass Laborratten tatsächlich lachen, wenn man sie kitzelt. 22 Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Wissenschaftler beschäftigt sich jedoch auch seit Jahrzehnten damit, wie sich alle Arten des Versteckspiels auf unser Gehirn auswirken. »Der Erregungszustand, durch den wir durch viele Arten des Suchens gelangen, ist höchstwahrscheinlich einer der Hauptgründe für jene Energie, die wir lange >Libido< nannten«, erklärt er mir. »Dieser Zustand steigert sich von Interesse über Enthusiasmus und Freude bis zur Euphorie -und kann ein sehr großes Suchtpotenzial haben.« Warum sowohl Mensch als auch Tier gleichermaßen so gestrickt sind, dass es ihnen große Freude macht, nach etwas zu suchen, kann Panksepp auch nicht klar beantworten. Aber im Rahmen seiner Forschung f~nd er heraus, dass sämtliche Säugetiere es bevorzugen, sIch beispielsweise ihre Nahrung zu suchen oder zu verdienen, statt sie einfach regelmäßig und ohne weiteres Zutun vorgesetzt zu bekommen.
    »Kurz gesagt, ermöglicht die Leidenschaft, etwas zu suchen und eine intensive Neugier zunächst einmal das Überleben und stillt die wichtigsten Bedürfnisse aller Säugetiere - durch Nahrungssuche, die Suche nach einem sicheren und warmen Ort, nach Sexualpartnern und sozialen Kontakten«, fährt Panksepp fort. »Wenn die körperlichen Bedürfnisse gestillt sind, führt dieses System der Suche dazu, dass wir die Welt um uns herum entdecken und neues Wissen erlangen. Aber auch unsere Freude am 22 Wer gerade selbst keinen Internet-Sabbat einlegt und Jaak Panksepp zusehen möchte, wie er Laborratten zum Lachen bringt und ihr Lachen für das menschliche Ohr hörbar macht, muss bei YouTube nur »rats laughing" eingeben. Spiel wird durch dieselben Hirnfunktionen befriedigt -und deshalb kann es auch sein, dass uns das Surfen im Internet so viel Freude bereitet, weil es eine endlose Suche nach Belohnungen ist.« Doch Panksepp ist sich auch klar über mögliche Gefahren: »Wenn dieser durch das Suchen verursachte Erregungszustand nachlässt, kann etwas Ähnliches passieren wie beim Entzug von Drogen: Nämlich dass wir in einen depressiven Zustand verfallen. Anders herum kann auch eine Überaktivität zu ähnlichen Wirkungen wie Drogen führen: zu exzessivem Verhalten und manischen Zwangsvorstellungen. Die Folgen können ähnlich sein wie bei Spiel sucht, Sexsucht oder Kokain-Abhängigkeit: Statt sie in wertvolle Dinge zu stecken, die uns froh machen, konzentriert sich unsere geistige Energie nur noch auf die Sucht und unser narzisstisches Selbst.« Panksepp fand auch heraus, dass es für uns Menschen so gut wie keinen Unterschied macht, ob das, was wir suchen, etwas Reales ist (also etwas zu essen, die Frau fürs Leben oder unser Auto auf dem Stadionparkplatz) oder etwas Abstraktes wie eine bestimmte Information. Suche bleibt Suche und zu suchen, treibt uns auf geheimnisvolle Weise und immer weiter an.
    Zum Abschied gibt mir Panksepp noch einen Satz von AristoteIes über das

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