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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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Kaffee kann ich nur mit Mühe im Mund halten und zudem hoffen, dass ich auf Grund der unerträglichen Hitze im Lokal jetzt wirklich etwas falsch verstanden habe, falls nicht, riskiert der Peruaner jetzt nämlich eine Abreibung! Meinen Rucksack hab ich schon abgestellt und mein Pilgerstab lehnt griffbereit an meinem Stuhl.
    Dem angewiderten Blick der Barfrau nach zu urteilen habe ich allerdings jedes Wort richtig verstanden. Erst mal Luft holen, danach kann ich ihn immer noch verhauen, und so wie die Barfrau guckt, wird sie ihn für mich festhalten.
    Also sage ich zunächst ganz ruhig, ob die zwei erstgenannten die besten Bücher der Welt seien, sei Geschmackssache, aber ›Momo‹ und die ›Blechtrommel‹ fände ich natürlich auch jedes auf seine Art unverwechselbar gut. Aber ›Mein Kampf‹... Ich stehe auf und baue mich vor ihm auf, wie ich es von Schnabbel gelernt habe... sei das Allerletzte!
    Die Gäule gehen mit mir durch und ich werde wütend. Laut schnauze ich ihn an und halte ihm einen langen Vortrag. Sein Grinsen wird während meines erbosten Vortrages immer breiter. Ich werde noch saurer und sage, dass es mir zu blöd sei, ihm das alles überhaupt zu erklären, denn jeder halbwegs intelligente Mensch dürfe so einen Schrott gar nicht in die Finger nehmen und seine kostbare Zeit nicht mit solchem Ideenmüll verplempern.
    Lächelnd und ruhig schaut der Alte mich an und behauptet frech, Hitler habe aber das Richtige gedacht oder nicht!? Jetzt bringt der Peruaner das Fass zum Überlaufen. Ich sage ihm, dass ich mich durch diesen Blödsinn, den er da rede, persönlich angegriffen und beleidigt fühle und jedes weitere Gespräch darüber in einem handfesten Streit enden werde. Ich sei wütend und er solle jetzt einfach sein Maul halten!
    Schnaufend lasse ich mich auf meinen Stuhl zurückfallen und blicke starr auf ein Zirkusplakat, das an der Wand klebt; darauf ist ein Tiger, der auf mich zuspringt. Meine Wut brodelt immer noch in mir, also stehe ich mit erhobenem Zeigefinger wieder auf und brülle Americo entgegen, dass er mit seiner Einstellung in Deutschland im Übrigen in den Knast käme – und, wie ich fände, zu Recht. Die Freiheit jedes einzelnen Menschen sei eines der höchsten Güter auf diesem Planeten und dafür würde ich jederzeit auch ungefragt eintreten! Ich erschrecke über meine eigene Lautstärke und verstumme.
    Der Alte behält seinen Humor und grinst mich weiter an. Es gefällt dem Typen auch noch, dass ich mich so aufrege. Mein verschwitzter Kopf muss mittlerweile so knallrot sein wie das Kleid der Barbesitzerin.
    Die Bardame bringt mir wortlos noch einen cortado . »Der geht aufs Haus.« Ruco Urco fühlt sich nach wie vor pudelwohl in seiner frechen Haut und fantasiert: »Wäre es nicht herrlich, wenn die Deutschen in Peru einmarschieren würden und es befreiten?« Ich bin entsetzt. Dieser Mann geht mir auf die Nerven! Er aber deliriert seelenruhig weiter. »Oder die ETA?, wäre das nicht fantastisch, wenn die ETA Peru in die Luft sprengen würde? So was brauchen wir in Peru.« Die Bardame fühlt sich jetzt als würdige Vertreterin ihres Landes auf den Plan gerufen und brüllt laut vom Tresen eine Verwünschung nach der anderen in Richtung des verrückten Heilers. »Die ETA, das sind doch alles Schweine!«, ruft sie. Der Schamane hat die gelassene Heiterkeit für sich gepachtet. »Was regen Sie sich denn so auf?« Daraufhin sprudelt es aus Encarnación – so heißt die Barfrau, wie sie uns verrät – nur so heraus und sie erzählt, dass ihr Leben eng mit dem Schrecken der ETA verknüpft sei. Einige Familienmitglieder habe sie durch Anschläge verloren. Ich lausche gebannt und was sie erzählt, würde alleine ein ganzes Buch füllen und ist an dieser Stelle unmöglich knapp wiederzugeben.
    Als ich irgendwann auf die Uhr sehe, stelle ich fest, dass ich seit über drei Stunden mit Americo zusammen bin. Ich stehe wortlos auf, wuchte meinen Rucksack auf die Schultern und gehe zum Ausgang. Ruco Urco sagt den befreienden Satz: »Ich bleibe hier, alles Gute!«, und lächelt zahnlos. Ich winke nur stumm.
    Encarnación, die Barfrau, kommt schnell zur Tür, um mir ihrerseits mit einem kräftigen Händedruck alles Gute zu wünschen und mir leise ins Ohr zu flüstern: »Hitler war nicht mal ein Schwein! Der war einfach nur Scheiße!«
    Als ich das Lokal bereits verlassen habe und mich noch einmal kurz umdrehe, erkenne ich, dass Encarnación sich zu Ruco Urco an den Tisch gesetzt hat und die

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