Ich bin dein - Geheime Sehnsucht
jetzt chaotisch, es klang nicht einmal mehr wie eine Melodie, es waren nur noch zusammenhanglose Töne. Auf seinem Körper bildete sich Schweiß, und ich wusste, dass er kämpfte. Darum kämpfte, die Kontrolle zu behalten, auf die er so viel Wert legte. Darum kämpfte weiterzuspielen.
Kämpfte und verlor.
Die Musik verstummte, und mit einer einzigen schnellen Bewegung umfasste er meine Taille und stieß mit aller Macht in mich hinein.
»Glaubst du, für mich wäre es anders?«, brachte er mit rauchiger Stimme hervor. Er legte mir die Arme um die Schultern und drang noch tiefer in mich ein. »Wieso denkst du, für mich wäre es anders?«
Wir bewegten uns schneller, versuchten beide, uns zurückzuhalten, so als hieße es, sich geschlagen zu geben, wenn man als Erster zum Höhepunkt kam. Ich konzentrierte mich, biss mir auf die Lippe und wollte ihn dazu bringen, als Erster die Kontrolle aufzugeben. Er ließ eine Hand zwischen uns fallen und begann, meine Klitoris zu reiben.
Verdammt.
Ich fasste in seine Haare und zog daran. Er lehnte den Kopf an meine Schulter, stöhnte und rieb mich noch fester.
Irgendwann ergab ich mich. Schließlich war er der Herr. Er konnte mit meinem Körper tun, was er wollte. Ich hatte keine Waffen, die ich gegen ihn einsetzen konnte. Ich gab auf und ließ mich von meinem Höhepunkt überwältigen. Sekunden später folgte er mir.
Während sich unser Herzschlag und unser Atem wieder beruhigten, spürte ich, wie er erneut die Mauer errichtete, Stein um Stein. Sich dahinter zurückzog. Wieder distanziert wurde.
»Frühstück um acht im Speisezimmer, Abigail.« Er hob mich von seinem Schoß und stellte mich auf den Boden. Er hatte die Kontrolle wieder.
»Arme Ritter?«, fragte ich und schlüpfte wieder in mein Gewand, neugierig zu sehen, ob von dem Nathaniel, von dem ich gerade einen Blick erhascht hatte, irgendetwas geblieben war.
»Wie du möchtest.«
Nein. Er war verschwunden.
Kapitel 19
A m nächsten Morgen brauchte ich länger als sonst, um das Frühstück zu machen. Ich zögerte jeden Schritt hinaus, fürchtete mich vor dem, was mich im Speisezimmer erwartete. Wie weit entfernt würde Nathaniel heute Morgen von dem heißen Liebhaber der vergangenen Nacht sein?
Nachdem ich seinen Teller gefüllt hatte, stellte ich einen Teller für mich auf die Anrichte. Ich wusste nicht, wo ich heute Morgen essen würde. Ich wusste nicht, wo ich essen wollte. Nein. Das stimmte nicht. Ich wusste, wo ich essen wollte – am Küchentisch mit Nathaniel.
Was hatte Elaina mir vor dem Unfall beim Mittagessen gesagt? Du musst vorsichtig mit Nathaniel umgehen.
Ich konnte vorsichtig sein. Ich würde ihn mit Glacéhandschuhen anfassen, ihn so langsam aus der Reserve locken, dass er es gar nicht bemerkte. Würde in der Tat vorsichtig mit ihm umgehen.
Und die Mauer niederreißen, Stein für Stein.
Ich stellte den Armen Ritter vor ihn hin. Bildete ich es mir nur ein oder zog er den Mundwinkel ein wenig nach oben?
Glaubst du, für mich wäre es anders? Wieso denkst du, für mich wäre es anders?
Er hätte es genauso gut noch einmal laut sagen können. Die Worte hallten in meinem Kopf wider, und ich wusste: Es spielte keine Rolle, dass er im Speisezimmer aß. Ich hatte letzte Nacht dafür gesorgt, dass seine Mauer einen kleinen Riss erhalten hatte. Ich musste ihn nur größer machen.
»Mach dir einen Teller zurecht und komm zu mir.« Er nahm seine Gabel und spießte ein Stück Toast auf.
Wenige Minuten später gesellte ich mich zu ihm.
»Letzte Nacht ändert nichts«, sagte er, als ich mich hinsetzte. »Ich bin dein Dom und du bist meine Sub.«
Rede dir das nur ein, Nathaniel. Vielleicht überzeugst du dich schließlich selbst. Letzte Nacht hat alles verändert.
»Ich mag dich wirklich«, fuhr er fort. »Das soll vorkommen. Tatsächlich ist das zu erwarten.«
Ich begann zu essen.
»Aber Sex ist nicht dasselbe wie Liebe.« Er steckte eine Bananenscheibe in den Mund, kaute und schluckte. »Obwohl ich annehme, dass viele Leute beides miteinander verwechseln.«
Er sah mich nicht an, während er aß, so als fiele ihm das Sprechen auf diese Weise leichter. Ich war mir sicher, dass ich in der vergangenen Nacht kurze Einblicke in sein wahres Selbst erhalten hatte. Doch sein Verhalten bei Tisch ließ darauf schließen, dass er sich auf einen großen Kampf vorbereitete. Ich fragte mich, ob es dabei um einen Kampf gegen mich ging oder ob er mit sich selbst rang. Letzteres, befand ich. Definitiv
Weitere Kostenlose Bücher