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Ich bin dein - Geheime Sehnsucht

Ich bin dein - Geheime Sehnsucht

Titel: Ich bin dein - Geheime Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Sue Me
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uns das schneller aufwärmt.«
    »Ich verstehe«, sagte ich und schwenkte die bernsteinfarbene Flüssigkeit im Glas. »Du versuchst mich betrunken machen.«
    »Ich praktiziere nicht alle Tricks.« Er nippte an seinem Glas. »Aber der Brandy hat über 40 Prozent Alkohol. Trink also besser nur ein Glas.«
    Apollo zottelte auf uns zu und ließ sich zu Nathaniels Füßen am Feuer nieder. Sein Herrchen strich ihm über den Kopf.
    Allmählich wurde mir klar, dass Nathaniel und ich unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was »aufwärmen« bedeutet. Und ich fragte mich auch, ob »natürlich« das Codewort des Dom für »das passiert nie« war. Für mich machte das keinen Sinn. Andere Male hatte er unsere Abmachung für das Wochenende gerne außer Kraft gesetzt. Er hatte mich mittwochs in der Raritätensammlung besucht. Wir hatten in dieser – in meiner ‒ Bibliothek bei ihm zu Hause zweimal Sex gehabt und die Regeln außer Acht gelassen. Warum wollte er jetzt nicht zulassen, dass zwischen uns etwas passierte? Manchmal war alles verwirrend. Ich liebte an Nathaniel den Dom, diesen Teil, der mir die Knie weich werden ließ und mich mit einem einzigen Wort zerfließen lassen konnte. Aber allmählich verknallte ich mich in diesen anderen, diesen Unter-der-Woche-Nathaniel. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, beide miteinander zu kombinieren. War dies möglich? Und würde er es wollen?
    Aber auch wenn wir keinen glühenden Sex vor dem offenen Kamin haben würden, saßen wir immerhin in meiner Bibliothek – und redeten von Bibliotheken …
    »War die Bibliothek schon im Haus oder hast du sie nach dem Kauf eingerichtet?«, fragte ich.
    »Ich habe das Haus nicht gekauft, sondern geerbt.«
    »Ist das dein Elternhaus? Bist du hier aufgewachsen?«
    »Ja. Ich habe größere Renovierungen durchgeführt.« Er hob eine Augenbraue. »Zum Beispiel das Spielzimmer.«
    Ich rutschte näher an ihn heran. »Fiel es dir schwer, hier zu wohnen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich hatte ich damit gerechnet, habe aber so viel verändert, dass es nicht mehr an mein Zuhause als Kind erinnert. Die Bibliothek hat sich allerdings kaum verändert.«
    Ich schaute mich um, nahm das Bild dieser gewaltigen Massen an Büchern in mich auf und nippte am Brandy. Der Schluck wärmte meine Kehle an. »Deine Eltern müssen Bücher geliebt haben.«
    »Sie waren begeisterte Sammler. Und sie sind häufig gereist.« Er deutete auf eine Abteilung mit Karten und Atlanten. »Auf viele Bücher sind sie in Übersee gestoßen. Andere waren seit Generationen in ihrem Familienbesitz.«
    Überrascht, dass er von seinen Eltern erzählte, stützte ich mein Kinn auf meine angewinkelten Beine. »Meine Mutter las gerne, aber meistens nur Populäres.«
    »Leichte Literatur hat in jeder Bibliothek ihren Platz. Schließlich können Bestseller von heute zu den Klassikern von morgen werden.«
    Ich kicherte. »Dies von einem Mann, der meint, Klassiker lese doch keiner.«
    »Das stammt nicht von mir«, wandte er ein und legte eine Hand an seine Brust. »Das war Mark Twain. Wenn ich ihn zitiere, heißt das nicht, dass ich ihm zustimme.«
    Der Brandy bahnte sich seinen Weg durch meinen Körper: Ich fühlte mich ganz warm und entspannt. Er hatte recht: Ein Glas erfüllte seinen Zweck.
    »Erzähl mir mehr von deinen Eltern«, sagte ich und fühlte mich mutig. Vielleicht war es aber auch nur der Brandy.
    »An dem Nachmittag, als sie umkamen«, begann er, worauf ich mich aufrechter hinsetzte, obwohl ich auf dieses Thema gar nicht hinausgewollt hatte, »waren wir auf dem Nachhauseweg vom Theater. Es hatte geschneit. Dad saß am Steuer. Mom lachte über etwas. Alles verlief ganz normal. Aber so ist es wohl meistens.«
    Er verstummte. Ich verhielt mich ganz still, um ja nichts zu tun, was ihn am Weiterreden hätte hindern können.
    »Er wich einem Reh aus«, sagte er leise. »Der Wagen schoss eine Böschung hinab und überschlug sich.« Er blinzelte. »Ich glaube zumindest, dass er sich überschlagen hat. Es ist sehr lange her. Und ich denke möglichst nicht mehr daran.«
    »Es ist okay. Du musst nicht erzählen.«
    »Nein, es geht schon in Ordnung. Reden hilft. Todd sagt mir immer, ich solle mehr reden.«
    Im Kamin sackte Funken schlagend das Holz zusammen. Apollo drehte sich auf den Rücken. Ein paar Minuten fragte ich mich, ob Nathaniel weitererzählen würde oder nicht.
    »Ich erinnere mich nicht an alles«, sagte er. »Aber an die Schreie. Die Schreie, um sich zu vergewissern,

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