Ich bin dein - Geheime Sehnsucht
geöffnet?
Eine einmalige Chance.
In meinem Kopf zeichneten sich vage die Umrisse eines Plans ab.
Das würde ein Spaß werden.
Kapitel 30
M it der Schachtel hinter mir in den Händen betrat ich die Bibliothek. Nathaniel saß am kleinen Schreibtisch und blätterte sich durch Papiere.
Was jetzt kam, würde entweder sehr nett oder sehr übel enden.
»Nathaniel West.«
Als Nathaniel seinen vollen Namen aus meinem Mund hörte, fuhr sein Kopf hoch. Mir fiel auf, dass ich noch nie seinen Vornamen ausgesprochen hatte, zumindest nicht ihm gegenüber.
Seine Augen wurden schmal. »Ich nehme an, du entschuldigst dich für diesen Ausrutscher, Abigail?«
»Ich werde nichts dergleichen tun«, sagte ich, meinen ganzen Mut zusammennehmend. Ich hielt ihm die Schachtel mit den Schokoriegeln hin und hoffte, dass er verstehen würde, was ich tat. »Was ist das?«
Er legte seine Papiere hin und blickte mich angespannt an.
Oje, er ist wütend. Sehr sogar. Er verstand nichts.
Oder er verstand alles und fand es nicht lustig.
Überhaupt nicht.
»Das sind Schokoriegel, Abigail. So steht es ganz richtig auf der Packung.«
Er stand auf.
Sehr schlecht. Es sah ganz danach aus, als würde die Sache übel enden. »Ich weiß, dass Schokoriegel drin sind, Nathaniel. Ich will wissen, was sie in der Küche machen?«
Er verschränkte die Arme. »Was geht dich das an?«, fragte er mit dieser Jetzt-bist-du-fällig-Stimme.
Autsch. Mein Hintern schmerzte schon beim Gedanken an die Abreibung, die er mir verpassen würde. Dabei war nicht einmal Wochenende. Aber ich hatte noch eine Chance.
»Das geht mich etwas an«, sagte ich und schüttelte die Schachtel. »Riegel stehen nämlich nicht auf deinem Speiseplan.«
Er blinzelte.
In seinen Augen dämmerte Einsicht.
Ich trat näher. »Meinst du, ich erstelle einen Speiseplan für dich, nur weil ich mich langweile und nichts Besseres zu tun habe? Antworte mir.«
Er nahm die Arme auseinander. »Nein, Herrin.«
Herrin. Er verstand – und spielte mit.
Ich stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Ich hatte für heute Pläne. Aber stattdessen werden wir den Nachmittag drinnen verbringen und an deiner Strafe arbeiten müssen.«
Sein Blick verfinsterte sich. »Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe, Herrin«, sagte er mit dieser tiefen, verführerischen Stimme.
»Es wird dir noch mehr leidtun, wenn ich mit dir fertig bin. Ich gehe auf mein Zimmer hinauf. Du hast zehn Minuten, um nachzukommen.«
Ich drehte mich um, ging aus der Bibliothek und lief die Treppen hinauf in mein Zimmer. Ich zog mein Kleid aus und legte das silberne Abendkleid an, für das mir Nathaniel Komplimente gemacht hatte. Am Fußende meines Bettes baute ich mich auf und wartete.
Zaghaft und leise trat er ein.
Ich verschränkte die Arme und wippte mit dem Fuß. »Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen, Nathaniel?«
Er ließ den Kopf hängen. »Nichts, Herrin.«
»Schau mich an«, befahl ich. Als sein Blick meinen traf, redete ich weiter. »Ich bin keine Herrin, sondern eine Göttin.« Ich schob das Abendkleid von meinen Schultern. »Ich will verehrt werden.«
Fünf Sekunden lang stand er gedankenverloren und reglos da. Dann fiel der Groschen. Er eilte zu mir, hob mich auf seine Arme, setzte sich auf das schmale Bett und wiegte mich auf seinem Schoß.
Seine Augen suchten meine. Eine Million nie gestellte Fragen huschten über sein Gesicht. Sanft umfasste er mein Gesicht. »Abby«, flüsterte er. »Oh Abby.«
Mein Herz hüpfte. Abby. So hatte er mich genannt.
Sein Blick wanderte über meinen Mund. Er zog mit dem Daumen meine Lippen nach. »Einen Kuss des Verlangens …«
»… auf den Lippen« , sprach ich den Vers im Flüsterton zu Ende.
Seine Finger zitterten. Sehr langsam beugte er sich vor. Meine geschlossenen Augen zuckten, als sich der Abstand zwischen uns verringerte. Seine Brust hob sich bei einem zitternden Atemzug. Dann drückte er zärtlich seine Lippen auf meine.
Allein die sanfte Berührung sorgte für ein elektrisches Knistern. Wieder, diesmal länger, aber ebenso sanft, drückte er seine Lippen auf meine. So zärtlich.
Nicht mehr als ein Flüstern.
Ich wusste, das Nathaniel vieles wusste und meistens recht behielt, aber in dieser Beziehung irrte er: Lippen zu küssen war nicht überflüssig. Es war das Allernotwendigste. Ich hätte eher ohne Atemluft als ohne die Empfindung seiner Lippen auf meinen leben können.
Er seufzte: Die Niederlage des Kriegers am Ende einer langen
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