Ich bin dein - Geheime Sehnsucht
innerlich Purzelbäume, weil Nathaniel sie gerade bei Jacksons und Felicias Verlobungsparty vor versammeltem Publikum gebeten hatte zu bleiben und machte sich nicht das Geringste daraus, dass alle sie anstarrten.
Ich zwang meine Füße, sich zu bewegen, mich über die Tanzfläche zu tragen. Zu beiden Seiten traten Paare auseinander und bildeten eine Gasse für mich.
Felicia würde mich umbringen. Da war ich mir sicher.
Gleich nachdem sie Nathaniel umgebracht hatte.
Nathaniel stand wie erstarrt da und beobachtete mich. Ich entriss ihm das Mikrofon und drückte es dem fassungslosen DJ in die Hand.
»Was zum Teufel tust du hier eigentlich?«, fragte ich. Offensichtlich hatte die Rationale Abby beschlossen, als Erste das Wort zu ergreifen. Er sah sich im Raum um, so als würde er die dort Anwesenden zum ersten Mal sehen. »Tut mir leid, aber ich konnte dich nicht gehen lassen. Doch es war falsch, es auf diese Weise zu tun. Komm, ich bringe dich zum Taxi.« Er hielt mir die Hand hin, doch ich ignorierte sie. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich noch einmal und zog die Hand zurück.
»Ich bin jetzt hier. Also könntest du mir ruhig sagen, was du sagen wolltest.«
»Es gibt einen kleinen Raum im …«
»Meine Damen und Herren«, unterbrach der DJ. »Der Trauzeuge und die Trauzeugin – Nathaniel West und Abby King!«
Die Menge applaudierte höflich, als Klaviermusik erklang.
Wurde von uns erwartet, dass wir tanzten?
»Verdammt«, sagte Nathaniel.
Felicia stand neben dem DJ, ein wissendes Grinsen auf dem Gesicht.
Ja. Ja, das sollten wir.
Ich hasse dich , formten meine Lippen in ihre Richtung.
Sie warf mir eine Kusshand zu.
Nathaniel bot mir seinen Arm an. »Möchtest du?«
Ich legte meine Hand auf seinen Bizeps und ließ mich auf die Tanzfläche führen. Nathaniel war angespannt. Um uns herum begann die Menge wieder zu murmeln. Wir schritten in die Mitte der leeren Tanzfläche und sahen einander an.
»Noch peinlicher kann das Ganze wohl nicht mehr werden«, sagte Nathaniel, als ich zögernd meine Hand auf seine Schulter legte.
»Das ist ganz allein deine Schuld«, erwiderte ich. Er legte mir den Arm um die Taille. »Wenn du mich einfach hättest gehen lassen, wäre das nicht passiert.«
Sein Blick drang tief in meine Seele. »Ich bin die Sache völlig falsch angegangen, aber wenn ich dich heute Abend hätte gehen lassen, hätte ich mir das nie verziehen.«
Die Verrückte Abby wollte ihm sagen, dass mir die Art, wie er vorgegangen war, sehr gefallen hatte, doch die Rationale Abby wollte über andere Dinge sprechen.
»Wenn es dir so wichtig war, dann hättest du ja vielleicht versuchen können, mich irgendwann in den letzten vier Wochen mal anzurufen.«
»Ich war noch nicht so weit, Abby.«
Jedes Mal, wenn er mich Abby nannte, setzte mein Herzschlag einen Moment lang aus.
»Und jetzt bist du es?« Es fühlte sich merkwürdig an, wieder in seinen Armen zu sein. Merkwürdig und seltsam richtig. Aber ich hatte Fragen – viele, viele Fragen, auf die ich Antworten brauchte.
»Nein«, gab er zu. »Aber fast.«
Das Stück war noch nicht zu Ende und wir bewegten uns weiter über die Tanzfläche. Andere Paare schlossen sich uns an.
»Es war ein Fehler zu glauben, ich könnte dies heute Abend tun.« Er hörte auf zu tanzen, und wir standen ruhig da, die Arme umeinandergeschlungen. »Ich habe keinen Anlass zu hoffen, dass du Ja sagen wirst, und ich kann verstehen, wenn du es nicht tust« – er schaute mir tief in die Augen –, »aber können wir uns morgen Nachmittag treffen? Um zu reden? Damit ich es dir erklären kann?«
Mein Herz stand still. Er wollte sich mit mir treffen und reden? Damit er es erklären konnte? War ich bereit?
»Einverstanden«, sagte ich.
Er lächelte und sein Gesicht erhellte sich vor Freude und Aufregung. »Du kommst? Wirklich?«
»Ja.«
»Soll ich dich abholen? Oder wäre es dir angenehmer, mich irgendwo zu treffen? Wo immer du möchtest.« Er stieß die Worte schnell, überstürzt hervor.
Er wollte das tun, was mir angenehm war. Allein bei diesem Zugeständnis fühlte ich mich schon besser. Aber ich war noch nicht wieder so weit, mit ihm in einem Auto sitzen zu können. Oder ihn in meiner Wohnung zu haben.
»Das Café am West Broadway?«, fragte ich.
Er nickte, und seine Augen verrieten mir, dass seine Aufregung noch wuchs. »Ja. Morgen um eins?«
»Ein Uhr passt gut.« Mein Herz drohte, mir aus der Brust zu springen. Das Stück näherte sich langsam und ruhig
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