Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
gesprochen hatte.
    Umso gefährlicher war die Situation, in die ich mich manövriert hatte.
    Ich
musste
irgendjemandem eine Nachricht hinterlassen, wo ich mich aufhielt.
    Dennis? Ich war stinkend sauer auf ihn, und ich hatte jedes Recht dazu. Doch irgendwie hätte sich das nicht richtig angefühlt. Wie viele großbusige Blondinen es in unserem Eheleben auch gegeben haben mochte: Er war zumindest einigermaßen diskret gewesen. Er hatte sich Mühe gegeben, mich nicht zu verletzen.
    Matthiesen auf dem Revier verständigen? Oder gleich unseren Herrn und Meister?
    Tut mir leid, wenn ich Sie wecke, Hauptkommissar. Ich wollte nur kurz Bescheid sagen: Ich bin an Joachim Merz dran. Genaueres kann ich Ihnen vielleicht morgen früh sagen, nachdem ich mit ihm im Bett war.
    Meine Bauchmuskeln spannten sich an, als ich ein albernes Kichern unterdrückte.
    «Tu ich dir weh?»
    Die Instrumente meines Wohlbefindens wurden zurückgezogen. An Dirigentenfinger hatte ich vorhin gedacht? Ich hatte ja keinen blassen Schimmer gehabt!
    «Mmh-mmh.» Ein Nein. Ich lag flach auf dem Bauch, das Gesicht in einem duftenden Handtuch verborgen. Eine artikuliertere Erwiderung war nicht drin.
    Was war mir am Ende übrig geblieben?
    Ich hatte über mein Smartphone eine Mail verschickt – an meine eigene Dienstadresse.
    Sie auf der Stelle zu löschen war das Erste, was ich morgen früh auf dem Revier tun würde.
    Und wenn nicht …
    Dann hatte ich mich getäuscht.
    Dann würden Marco Winterfeldt und Nils Lehmann den nächsten Rechner zur Auswertung bekommen.
    Und vor ihren Augen würde das Bild einer Hannah Friedrichs zum Vorschein kommen, die mit der Kommissarin, die sie zu kennen geglaubt hatten, wenig zu tun hatte. Genau wie wir alle es bei Ole Hartung erlebt hatten.
    Doch das, dachte ich, war dann mein geringstes Problem.
    Ich würde überhaupt keine Probleme mehr haben.
    Die Finger meines Verdächtigen verstärkten ihren Druck um eine Winzigkeit, arbeiteten sich tiefer. In welcher Haltung konnte der menschliche Hintern sich eigentlich verspannen?
    Und konnten es diese Hände sein, die den Tod brachten?
    Wenn der Gedanke dermaßen abwegig erschien, warum verbrachte ich dann so viel Zeit damit? Warum musste ich mir gebetsmühlenartig einreden, dass er purer Unsinn war?
    Nimm dich zusammen, Friedrichs! Du wirst das hier nicht als Überstunden aufschreiben, aber streng genommen bist du im Dienst.
    «Ich denke …» Ich hob den Kopf vorsichtig an und drehte mich seufzend auf den Rücken. «Ich denke, mit
der
Seite sind wir durch.»
    Joachim Merz grinste. Er war vom Gürtel aufwärts nackt. Es sollte verboten werden, einen solchen Körper zu haben.
    «Sag mir nur Bescheid, wenn’s dir zu heftig wird.»
    Ich schloss die Augen. «Vielleicht mag ich’s ja heftig?»
    «Auf neue Ideen gekommen durch euren aktuellen Fall?»
    Ich öffnete eins meiner Augen einen Spalt weit.
    Seltsamerweise trat nicht die Szene, als Jörg Albrecht die Tür zum Tatzimmer geöffnet hatte, vor meine Augen, sondern die Auswahl phantasievoller Spielzeuge, die die Wände des
Fleurs du Mal
schmückten. Und Dennis’ Spielzeug vom Valentinstag.
    Doch ich blieb vorsichtig. «Du kennst den Schuppen nicht – rein zufällig?»
    «Nun …» Spielerisch griff er nach meinem Handgelenk, zog mich ein Stück zu sich heran und begann sanft an meinen Fingerspitzen zu lutschen. «Man hört so dies …» Das andere Handgelenk, und sein Griff wurde eine Idee fester. «… und das.»
    «Und im Speziellen?»
    Er zog noch etwas entschiedener an mir. Mein wachsweicher Rücken machte die Bewegung anstandslos mit.
    «Das hat mir gefallen.» Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. «Das hat mir gefallen vorhin im Restaurant. Du hättest im Boden versinken können – doch du konntest nicht weg. Das war ziemlich … intensiv. Ich denke doch, dass es auch für dich … interessant war, oder?»
    Der Druck um meine Handgelenke war nun beinahe schmerzhaft. Joachim Merz war wesentlich stärker als ich. Er veränderte den Griff, drückte meine beiden Hände mit der Linken gegen meinen Bauch, während seine Rechte sich um mein Kinn schloss, sodass ich seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte.
    «Du magst das?», fragte er. «Kontrolle?»
    «Vie…» Mein Herz hatte unvermittelt zu jagen begonnen. «Vielleicht?»
    Er nickte. Die dunklen Augen fixierten mich noch einen Moment, dann ließ er meinen Körper sanft zurückgleiten.
    «Dann ist das schwierig für dich im Moment, hm?

Weitere Kostenlose Bücher