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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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ohrenbetäubendes Geschrei und neigt vorschriftsmäßig den Kopf nach hinten, wenn der Shampoo-Schaum rausgebraust werden soll. In öffentlichen Schwimmbädern hingegen verzichtet es ausdrücklich nicht auf ohrenbetäubendes Geschrei, wenn es eine Arschbombe ins tiefe Wasser macht.

Lässt Ihr Kind auch nachts die Hosen runter?
    Jette trinkt abends immer viel Früchtetee. Und der muss ein paar Stunden später wieder raus. Unser Kind steht dann auf, wankt wie ferngesteuert in Richtung Bad, geht zur Toilette und wieder ins Bett. Meistens jedenfalls. Denn gelegentlich biegt sie an ihrer Zimmertür nicht rechts ab (wo es zum Bad geht), sondern links (wo es zu unserem Schlafzimmer geht). So kann es passieren, dass ich gegen null Uhr die Augen aufschlage und neben meiner Bettkante ein Kind mit nacktem Po sehe,
das im Begriff ist, einen halben Liter Früchtetee auf den Parkettfußboden zu pieseln – weil es im Halbschlaf der Meinung ist, dass der Platz neben meiner Bettkante die Kloschüssel ist. Dieser Irrtum ist unerfreulich. Dennoch sollte man sich klarmachen, dass Kinder, die um Mitternacht die Hosen runterlassen, ziemlich viel können! Denn sie merken nicht nur im Schlaf, dass sie müssen. Sie wissen auch, dass das, was sie müssen, nicht ins Bett gehört!

Stellen Sie beim Abschiedskuss oft fest, dass Ihr Kind die Strumpfhose falsch rum anhat?
    Falsch rum angezogene Strumpfhosen sind ein gutes Zeichen! Nur Kinder, die sich ohne Hilfe Erwachsener anziehen, ziehen nämlich ihre Strumpfhosen falsch rum an. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Strumpfhose falsch rum sitzt, beträgt bei meinen Kindern etwa 85 Prozent. Es gibt nämlich deutlich mehr Arten, eine Strumpfhose fasch anzuziehen als richtig: Man kann rechts und links vertauschen, vorne und hinten oder das Bein so verdrehen, dass die Ferse vom Fuß oben ist.
    Ich habe dafür Verständnis, denn ich halte Strumpfhosen für ein undurchsichtiges Problemfeld: 85 Prozent der Strumpfhosen, die ich länger als eine Stunde trage, haben Laufmaschen. Und das, obwohl ich eigentlich sehr selbstständig bin und es zum Beispiel
schaffe, eine Stunde allein in der Küche zu sitzen und die Seite drei zu lesen.
    Womit wir wieder am Anfang wären: dem freiem Mittwochnachmittag. Sollten Sie die oben genannten Fragen mit »Ja« beantwortet haben und sollten Sie beim Lesen dieser Geschichte ohne Unterbrechung bis hierher gekommen sein, dann sieht es gut aus für Sie: Ihr Kind ist bereits sehr selbstständig. Bestimmt kann es jetzt auch schon allein zum Bäcker gehen – Waffelröllchen kaufen. Und dann machen Sie es sich richtig schön! Dieses Buch hat schließlich noch mehr Seiten als die fünf, die Sie gerade gelesen haben!

Wie reden die denn über uns?
    Einst waren wir Familien »Gedöns« – jetzt sind wir in aller Munde. Allerdings lässt die Wortwahl mitunter zu wünschen übrig. Ein Ausflug in die Welt der verbalen Nebelwerfer.

    Als Kind besaß ich einen Karnickelpass. Der Karnickelpass war eine feine Sache, denn man konnte damit zum halben Preis Zug fahren. Das fanden meine Eltern auch gut. Nicht gut fanden sie, dass ich den Karnickelpass Karnickelpass nannte. Ich sollte »Pass für kinderreiche Familien« sagen.
    Früher konnte ich diese verbalen Nickeligkeiten meiner Eltern überhaupt nicht nachvollziehen. Später, in den 80er- und 90er-Jahren, habe ich mich nicht mehr für den Karnickelpass interessiert. Genauso wenig, wie sich die Politik in dieser Zeit für Familien mit Kindern interessierte. Es gab sie eben. Sie kriegten Kindergeld, besondere Steuerklassen und im Museum eine Ermäßigung. Aber sonst verlor man nicht viele Worte über diese ganz und gar unwichtige Bevölkerungsgruppe.
Und als Herr Schröder noch Kanzler war, stopfte er die Familie zusammen mit anderem Gedöns wie etwa Frauen und Senioren in ein Ministerium, das zwar einen sehr langen Namen hatte, dafür aber kaum Einfluss auf die große Politik!
    Das alles hat sich nun geändert: Wir Familien haben Konjunktur und sind wieder im Gespräch. Wir sollen die Renten sichern, den demografichen Wandel aufhalten, zukünftige Facharbeiter großziehen und überhaupt mehr Leben in die Bude bringen. Die Parteien reißen sich um uns – zumindest verbal.
    So verkündete die SPD doch allen Ernstes vor einiger Zeit, sie wolle die Lufthoheit über den Kinderbetten übernehmen, und das klang so kämpferisch, dass wir zu Hause fast ein bisschen Angst bekamen. Zwar stimmt es, dass in unserem Kinderzimmer bisweilen

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