Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
Vom Netzwerk:
Erinnerung an seine ruhmreiche Vergangenheit.
    »Rhena Vinson … Louis Goldberg … und ICH! Heather Grich verwaltete die Klassenkasse. Damals trennte sich die Spreu vom Weizen. Plötzlich zeigte es sich, auf welche Leute es wirklich ankam. Wer bereit war, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.«
    Ich glaube, die Organisatoren von Kuchenbasaren sind noch nie in so staatstragenden Wendungen beschrieben worden.
    »Als wäre allen schlagartig klar geworden, dass wir diejenigen waren, die etwas Großes mit ihrem Leben anfangen würden. 37 Die ganze Klasse legte ihr Geschick in unsere Hände. Und als sie mich in der Zehnten zum Klassensprecher wählten - ich habe Louis mit fünfundzwanzig Stimmen Vorsprung geschlagen! -, da fühlte ich mich so geehrt. Sie alle schenkten mir ihr Vertrauen, und ich wusste, dass ich sie nicht enttäuschen durfte.«
    Ich habe das Gefühl, ich lausche gerade der geheimen Erfolgsgeschichte des lächerlichsten Superhelden der Menschheit. Seine Augen sind feucht. Seine Lippen auch. (Sabbert er vor sich hin?)

    »Es war einfach … unbeschreiblich …«
    Dann nimmt seine Träumerei ein jähes Ende. Er reibt sich die Augen und setzt sich die Brille wieder auf. Senkt seinen Kopf und sieht mich an.
    Genauer: Er senkt seinen Kopf und ist überrascht , mich zu sehen.
    Noch genauer: Er senkt seinen Kopf und ist enttäuscht , mich zu sehen.
    Mich zu sehen.
    Ich diesem Moment treffe ich eine Entscheidung.
    Er gewinnt die Kontrolle über sein Gesicht zurück und bemüht sich um eine Miene, die man für Zuneigung halten könnte. Zaghaft streckt er seine Hand aus und klopft mir schlaff auf die Schulter. »Aber nominiert zu werden, das ist auch toll, ehrlich!« Er lächelt mich an. Es muss ungefähr das millionste Lächeln sein, mit dem er mich anlügt - und selten war die Lüge so offensichtlich.
    »Danke, Daddy!«, entgegne ich und strahle ebenfalls. »Vielen, vielen Dank!« Ich greife nach seinem Handgelenk und küsse seinen Handrücken, viermal, fünfmal, drücke immer wieder meine weiche Schnute darauf, bis er sich endlich dazu durchringt, seine Hand zurückzuziehen. Er sieht etwas verstört aus, als ich mich mit wirrem Blick über mein Essen hermache.
    Ich hasse ihn.
    Ich hasse seinen Stolz. Ich hasse seine Selbstgefälligkeit. Ich hasse sein Gesicht.
    Ich hasse es, wie er seine Vergangenheit glorifiziert. In schweren Zeiten, wenn er Ärger im Job hat und an sich selbst zu zweifeln beginnt, kann er immer an seine Wahl zum Klassensprecher zurückdenken. Als er
Louis Goldberg um fünfundzwanzig Stimmen geschlagen hat. Er wird sich für immer als Klassensprecher fühlen. Was ihn zu etwas Besonderem macht. Denkt er. Zu jemand, der mir überlegen ist.
    Denkt er.
    Doch ich werde ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ich werde seinen Traum zerstören, so wie er viele meiner schönsten Stunden zerstört hat. So wie er viele meiner herrlichsten Tage zerstört hat.
    Ich werde einen Wurm in seinen Apfel stecken. Er soll dafür bezahlen.
    Glaubt ja nicht, dass ich seinen Respekt haben will. Seinen Stolz. Seine Liebe. Das ist Unsinn. Schon der Gedanke daran stößt mich ab. Ich will nicht, dass er mich an sich drückt und sagt: » Ich bin stolz auf dich, Sohn! « Lieber würde ich tot umfallen. Lieber würde ich den Urin eines Warzenschweins trinken. Lieber würde ich eine Karotten-Blumenkohl-Diät machen.
    Ich will ihn leiden sehen. Ich will die goldenen Erinnerungen an seine Glanzzeit als Klassensprecher in einen stinkenden Haufen Scheiße verwandeln. Was ihn einst mit Stolz erfüllte, soll ihn daran erinnern, dass er nichts, aber auch gar nichts Besonderes ist. Ich will ihn beschämen.
    Sein fetter, egozentrischer, schwachsinniger Sohn stellt sich der Wahl zum Klassensprecher. Und ich werde die Wahl gewinnen.

Kapitel 9
    Nichts leichter als das
    Ziel : Die Wahl zum Klassensprecher gewinnen
    Zeitrahmen : Ein Monat
    Kurzfristiges Hindernis : Einen Platz auf dem Stimmzettel zu bekommen. Muss Pinckney und Leon kontaktieren.
    Langfristiges Hindernis : Meine Gegner: Chapman, Jack; Twombley, Elizabeth
    Gewinnchancen : 100 Prozent
    Während ich dies notiere, verschafft mir Sheldrake einen kurzen Überblick über die Rundfunkeinkünfte des letzten Vierteljahres: »Die Werbeeinnahmen unserer Rundfunkstationen sind um drei Prozent zurückgegangen, dafür haben die Bußgeldbescheide des FCC zugenommen«, näselt er betrübt durch seine eindrucksvolle Patriziernase. »Vielleicht sollten wir in Erwägung

Weitere Kostenlose Bücher