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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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ziehen, ins Satellitengeschäft einzusteigen.«
    »Ist längst passiert!«, blaffe ich ihn an. »Ich halte die Aktienmehrheit aller nordamerikanischen Satellitenstationen.«
    »Oh.« Sheldrake blättert in seinen Papieren. »Seit wann?«
    »Seit dem Tag, als du mit Grippe im Bett lagst.«

    Lollipop winselt neben mir in ihrem Sitz. Ihr massiger Kopf ruht in meinem Schoß. Ich kraule sie hinter den Ohren, während ich aus dem Fenster schaue, um einen Blick auf die glänzenden Lichter meiner Spielcasinos unter mir zu werfen. Lollipop hasst das Fliegen. Ich reise aus Prinzip nur sehr selten - zu gefährlich -, doch heute Nacht musste ich über einiges nachdenken und wollte unbedingt den Nachthimmel sehen, also habe ich ein Betäubungsgas in das Schlafzimmer meiner Eltern geleitet und Sheldrake angewiesen, das Luftschiff startklar zu machen.
    Er ist ein bisschen grün im Gesicht. Offenbar fliegt auch er nicht besonders gern - zumindest nicht in einem Fluggefährt, das weniger modern als ein Düsenjet ausgestattet ist. Ich hingegen bevorzuge die altmodische Eleganz einer Gondel, die sich unter einem riesigen Behälter mit Helium befindet. Und die Vibration des Propellers besänftigt mein ständiges Bauchweh.
    »Sag der Rechercheabteilung, dass ich ausführliche Unterlagen über Jack Chapman und Liz Twombley will.«
    Sheldrake macht sich Notizen. »Wer ist das?«
    »Klassenkameraden.«
    Er wird noch ein wenig grüner. »Sie wollen Kinder ausspionieren?«
    Ich lächle ihn schelmisch an. »Und was bin ich , Lionel? Der Ehrenpräsident des Kinderschutzbundes?«
    Doch mit Ironie kann Sheldrake nichts anfangen. Er nickt bloß und murmelt: »Ich vergaß …«
    Wir haben den Fluss überquert und kreisen nun über Downtown-Omaha. Ich sehe die Skyline, das Rosenblatt- Stadion, die klassische Eleganz des Central
High 38 sowie die Glaskuppel, die sich auf der Rasenfläche vor der Stadtverwaltung befindet. Es befriedigt mich, auf die Stadt hinabzublicken, deren Großteil ich mein Eigen nenne. Und was ich nicht besitze, wird von mir unterwandert, infiltriert und ausgehöhlt. So müssen sich die ägyptischen Pharaonen beim Anblick ihrer Pyramiden gefühlt haben, dieser gigantischen Bauwerke, die sich wie die Höcker einer riesigen Schlange aus der Wüste erheben. Einer Schlange, die eines Tages auf Befehl des Pharaos den Sand abschütteln und sich aus der Wüste befreien wird, um der Welt in den Hintern zu beißen.
    Aber das Leben hat noch anderes zu bieten als mitternächtliche Luftfahrten. Ich ziehe das Sprechrohr an meinen Mund und sage dem Kapitän, dass er landen soll.
    Am nächsten Morgen eile ich schon vor der ersten Schulstunde durch die Flure, um Direktor Pinckney aufzusuchen.
    Na ja, eilen ist übertrieben, schließlich haben mir Pistol, Bardolph und Nym versichert, dass er in seinem Büro ist. Weil ich die mir angebotene Kandidatur zunächst ausgeschlagen habe, brauche ich seine Erlaubnis, um auf den Wahlzetteln zu erscheinen.
    Randy Sparks steht vor seinem Spind und versucht mit einer Zahnbürste die Schweißflecken unter den Achseln seines T-Shirts zu entfernen. Alle seine T-Shirts haben monstermäßige Schweißflecken - er lebt allein mit seinem Vater, der fürs Wäschewaschen offenbar
nichts übrig hat. Hinzu kommt, dass Randy unheimlich schwitzt. Die Mehrheit der Leute - na gut, sagen wir: jeder auf der Welt mit Ausnahme von Randy Sparks - würde versuchen, die Achseln seines T-Shirts auf der Jungstoilette zu reinigen, wo einem nicht die ganze Schule dabei zusieht. Aber wenn Randy die Toilette aufsucht, erlebt er oft böse Überraschungen. Schließlich hat er keine Bodyguards mit Lazopril, die auf ihn aufpassen. Ich bezweifle, dass er sich in den letzten drei Jahren jemals auf der Schultoilette erleichtert hat.
    Als ich am Lehrerzimmer vorbeikomme, öffnet sich die Tür, worauf Mr. Moorheads Rücken sichtbar wird. Offensichtlich versperrt er meiner Klassenlehrerin, Ms. Sokolov, den Weg. Sie trägt ein Buch mit vielen Eselsohren unter dem Arm. Ich kneife die Augen zusammen, um den Titel erkennen zu können: Pnin von Vladimir Nabokov. »Absolut fantastisch …«, brabbelt Moorhead, »also das hat mich damals echt umgehauen!« Der Gestank nach Schweiß, Rauch und abgestandenem Kaffee, der ihn stets begleitet, breitet sich auf dem Gang aus. Dieser Todesgeruch am frühen Morgen kann echt nicht gesund sein.
    »Hmm.« Ms. Sokolov stößt ein letztes halb-höfliches Geräusch aus, ehe sie sich an Moorhead vorbeidrückt und in

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