Ich bin ein Genie und unsagbar böse
Käsesandwiches machen. 17
Mom quasselt: »… und dann habe ich Mrs. Albers im No Frills Supermarkt getroffen. Sie hat gerade Eier und Lebensmittelfarbe gekauft, weil sie Ostereier färben will. Sie hat mir erzählt, dass Ferdinand ein paar kleine Freunde zu sich eingeladen hat, um mit ihnen Eierlauf zu spielen, und da hat sie sich gefragt, ob du nicht auch kommen willst. Ist das nicht schön?«
Ferdinand Albers ist fünf Jahre jünger als ich. Er ist krankhaft fettleibig, hat leuchtend rote Ohren und gelbe Haare, die nach Thunfischsalat riechen. Wenn ich mich als Eierkopf zur Verfügung stelle, bin ich wahrscheinlich der einzige seiner »kleinen Freunde«, der das tun wird. Aber warum nicht, es wäre eine gelungene Täuschung und würde Mom glücklich machen.
Das Tröstliche an meiner Mutter ist, dass sie mich auch lieben würde, wenn ich tatsächlich so blöd wäre, wie ich vorgebe. Sie hält mich für einen Jungen, der bis zu seinem zehnten Lebensjahr seine Schuhe nicht binden konnte, und ist dennoch felsenfest davon überzeugt, dass Sonne und Mond mich umkreisen! Nennt es, wie ihr wollt - Dummheit, Hormone, Selbstbetrug. Ich nenne es Mom.
Ihre Ergebenheit steht in krassem Gegensatz zu der Einstellung einiger anderer Eltern, die ich aufzählen könnte.
»Und dein Vater hat angerufen. Er kommt heute früher nach Hause.«
»Schön für ihn«, entgegne ich. Vielleicht lasse ich ein wenig Begeisterung vermissen und verdrehe möglicherweise - möglicherweise - kurz die Augen.
Was ein Fehler war. Mom sieht mich so seltsam an. Eine Frage liegt auf ihren Lippen. Ich rette die Situation, indem ich plötzlich die Hände zusammenschlage wie ein dressierter Seehund und ein debiles Grinsen aufsetze. »Yeah, Daddy! Yeah!« Ich tanze ein wenig im Kreis und hopse von einem Fuß auf den anderen, während Lollipop mich anbellt. Mom lächelt, alle Zweifel sind beseitigt. »Ollie liebt Daddy!«, schreie ich wie ein Baby mit Gehirnschaden. Dann tänzele ich elfengleich aus der Küche mit ihrem abgelatschten urinfarbenen Linoleum, schwebe förmlich über den Flur mit der kackbraunen Tapete und verschwinde in meinem Zimmer, das in erlesenen Gelb- und Brauntönen gehalten ist. Lollipop tollt fröhlich neben mir her.
Sobald sich meine Zimmertür hinter mir geschlossen hat, weicht das schwachsinnige Grinsen von meinem Gesicht. Ich gehe an den Regalen vorbei, in denen sich kaputtes Spielzeug und zerfledderte Comics türmen, vorbei an meinem Bett, das wie ein Rennwagen geformt ist, sowie an den niedlichen Katzenpostern, bis ich vor einem gerahmten Foto stehe, auf dem mein Vater Ralph Nader die Hand schüttelt. Ich ziehe drei Mal kurz an dem Nagel, an dem es hängt. Langsam senkt sich der Boden, auf dem ich stehe, nach unten. Das Foto und die Poster bleiben an ihrem Platz, während ich und Lollipop durch das Fundament des Hauses hindurch rasch ins Erdreich hinabgleiten, bis wir eine Tiefe von etwa zehn Metern erreicht haben. Hier kommt der Fußboden meines Zimmers in der Mitte einer riesigen Betonhöhle zum Stehen, die so lang
ist wie zehn Fußballfelder. Lionel Sheldrake erwartet mich auf seinen Knien.
»Es tut mir so leid«, sagt er.
Mit der Rückseite meiner Hand verpasse ich seiner noblen Visage eine schallende Ohrfeige. »Du hast Mom traurig gemacht.«
Kapitel 4
Hinter jedem großen Vermögen verbirgt sich ein Verbrechen
Wie wird ein zwölfjähriger Junge zur drittreichsten Person der Welt?
Der einfachste Weg ist natürlich, einen riesigen Haufen Geld zu erben. Doch leider sind meine Eltern weder reich noch tot. Ich war also gezwungen, mich ganz auf mein Genie zu verlassen, wodurch es für mich eine K leinigkeit war, so viel Geld zu verdienen. Angefangen habe ich mit bescheidenen Aktiengeschäften, bevor ich zu umfassenden Aktienmanipulationen überging. In ein paar Jahren werde ich den internationalen Börsenhandel vollkommen unter Kontrolle haben. Ich verfüge in allen amerikanischen Bundesstaaten sowie in den meisten kapitalistischen Ländern der Welt über Grundbesitz. Ich nenne Investmentbanken, Baseballteams, Boraxminen und Bananenplantagen mein Eigen. Ich besitze ein Filmstudio, zwei Fernsehsender und drei Zeitungskonzerne. Ich besitze auch das Tabakunternehmen, das Mr. Moorheads Zigaretten herstellt. Er bezahlt mich buchstäblich dafür, dass ich ihn umbringe. Wie cool ist das denn!
All meine Geschäfte sind absolut legal. 18 Nicht dass ich irgendwelche moralischen Bedenken hätte, ein Verbrechen zu begehen.
Weitere Kostenlose Bücher