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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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schwieg beharrlich.
    »Was wirft er Ihnen vor? Womit hat er Sie in der Hand? Was haben Sie getan?«
    Ein glucksendes Lachen löste sich verzweifelt aus Neumaiers Mund.
    »Meine Pflicht! Nichts als meine verdammte Pflicht habe ich getan. Das wirft er mir vor. Hat er mich in der Hand? Nein. Nein und wieder nein. Mich hat er nicht in der Hand, nur mein Gewissen. Mitschuldig soll ich mich fühlen. Das ist es. Ich soll glauben, dass ich der Auslöser war, der Anlass – Grund und Motivation. Aber den Schuh zieh ich mir nicht an. Er war es, ganz allein. Seine Entscheidung. Ich konnte nichts tun. Konnte es nicht verhindern und nicht aufklären. Das war seine Genugtuung, über all die Jahre hinweg. Aber jetzt reicht ihm das nicht mehr. Er ist wieder da und zwingt mich, mich zu erinnern. Hat er mich in der Hand? Ja. Weil mein Gewissen mir keine Ruhe lässt, seit damals. Weil mir die Angst im Nacken sitzt, seit damals. Und noch mehr, seit er wieder hier ist. Weil ich geschwiegen habe, denn es gab keinen Beweis. Und ich schweige weiter, denn es gibt auch heute keinen Beweis. Und so sehr Sie auch suchen werden, Mischa, Sie werden nichts finden, um ihn zu überführen. Ja, er hat mich in der Hand, weil er das Leben meines Sohnes in der Hand hatte. Und erst recht, weil er ihn mir zurückgegeben hat!«
    Seine Stimme, die immer lauter geworden war, kippte und er erinnerte sich, dass er auf einem Krankenhausflur stand, darauf hoffte, dass sein Sohn ihn sehen wollte.
    »Gehen Sie. Verschwinden Sie und lassen Sie mich in Ruhe! Schachmatt. Er hat mich da, wo er mich haben wollte. Ich liege gestürzt am Boden und er ist weg, das Spiel ist vorbei.«
    Mischa bezweifelte das. Aber er schwieg.
    * * *
     
    Ricky Kramer fühlte sich unwohl. Entgegen der Abmachung hatte er getrunken. Bevor er den Auftrag für heute zu Ende gebracht hatte. Es war nicht besonders kompliziert, machte ihn aber trotzdem nervös. Nur ein paar Sätze. Seine Zunge fühlte sich schwer an. Scheiß Alkohol. Aber ohne ging es auch nicht. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer, die auf dem Zettel stand. Es tutete zweimal, dreimal, viermal, dann wurde der Hörer abgenommen.
    »Hallo? Halloho, ich bin der Kevin und wer bist du?«
    »Hallo Kevin, ich möchte mit deiner Mama sprechen. Geht das?«
    »Klaro!« Das Telefon landete krachend auf einer vermutlich hölzernen Ablage und das schrille Stimmchen plärrte lautstark los. »Mama! Mama, Telefon!«
    Es folgten schnelle Schritte und eine leise Ermahnung an den fröhlichen Kevin.
    »Du sollst doch nicht rangehen, Kevin!«
    »Mach ich aber trotzdem!« Dann flitzten kleine Füße davon.
    Die Frau lachte vergnügt, zärtlich. »Kleiner Gauner!«, sagte sie leise, dann nahm sie den Hörer auf.
    »Karin Weber, hallo!«
    Für einen Augenblick zögerte Ricky, dann dachte er wieder an das Geld. Leicht verdientes Geld. Anders als in den vergangenen drei Jahren auf der Straße. Er kannte die Frau nicht. Auch nicht das Kind. Er holte tief Luft.
    »Wissen Sie eigentlich, mit wem Ihr Mann Sie zurzeit betrügt, Frau Weber?«
    * * *
     
    Irene Neumaier hastete zur Tür, als es klingelte. Der Mann im blauen Overall lächelte freundlich.
    »Schönen guten Tag, Frau Neumaier. Ich müsste mal kurz nach Ihrem Gasanschluss sehen. Routineüberprüfung, ob alle Leitungen richtig dicht sind.«
    Er hielt ihr einen Ausweis hin. Sie schaute nur flüchtig auf das eingeschweißte Foto und nickte stumm. Ihre Gedanken kreisten um Markus, der immer noch nicht reden wollte. Conrad war im Krankenhaus geblieben, in der Hoffnung, irgendetwas könnte den Jungen zum Sprechen bringen.
    Im Keller zog der Mann umständlich ein großes Messgerät aus der mitgebrachten Tasche.
    »Sie können ruhig wieder nach oben gehen, das dauert ein paar Minuten. Ich melde mich, wenn ich fertig bin.«
    Sie ließ ihn allein, setzte sich mit leerem Blick auf den niedrigen Garderobenschrank im Flur und starrte auf das Telefon. Sobald wie möglich musste sie zurück ins Krankenhaus. Alles war besser, als hier zu sitzen und zu warten.
    Der Mann legte das Messgerät beiseite. Er interessierte sich nicht für die Heizungsanlage. Leise überprüfte er die angrenzenden Kellerräume, bis er fand, wonach er suchte. Geräuschlos zog er den Schlüssel aus der Kellertür, durch die man über eine Treppe in den Garten gelangte.
    »Frau Neumaier? Alles in bester Ordnung. Perfekt!«, erklärte er fröhlich, noch während er die Stufen nach oben stieg. Vor der Tür drehte er sich kurz um, tippte

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