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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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dass Neumaier glaubte, er spioniere Stockmann hinter Alexandras Rücken aus. Und er wollte schon gar nicht, dass Neumaier mit ihr darüber sprach. Er fürchtete, sich lächerlich zu machen. Außerdem kam die Polizei in Stockmanns Roman nicht gerade gut weg. Wenn es also einen wahren Hintergrund gab, konnte es sein, dass er mit seinen Fragen zusätzlich aneckte. Auf seine Bitte, wegen Alexandra mit ihm reden zu wollen, hatte Neumaier ihn eingelassen. Nun saß er ihm im Wohnzimmer gegenüber und brachte ihren Namen nicht mehr über die Lippen. Stattdessen drehte er verlegen das Buch in den Händen und hielt es Neumaier schließlich entgegen.
    »Haben Sie es gelesen?«
    »Nein. Keines seiner Bücher.« Neumaier wirkte merkwürdig verschlossen. »Habe ich auch nicht vor. Es interessiert mich nicht.«
    Mischa zögerte. »Sie kennen ihn persönlich?«
    »Kennen ist zu viel gesagt.« Der kräftige Mann wuchtete sich schwerfällig aus den Polstern und trat ans Fenster. »Wir sind uns mal begegnet. Ist Jahre her.«
    »Achtzehn Jahre?«
    Mit erstauntem Schnauben drehte Neumaier sich um. »Woher wissen Sie das?«
    Mischa schlug das Buch auf und zitierte die Beschreibung des ersten Mordes.
    »Stockmann hat mir gesagt, dass es auf dem Eisernen Steg geschah, vor achtzehn Jahren. Er behauptet, es selbst getan zu haben.« Vorsichtig wartete Mischa ab. Als Neumaier nicht reagierte, wagte er sich weiter vor. »Waren Sie das, der die Mordermittlung damals geleitet hat?«
    Neumaier wedelte abwehrend mit der Hand durch die Luft.
    »Der Fall ging ungeklärt zu den Akten. Es war vermutlich Selbstmord. Nur gab es auch dafür keinen ausreichenden Beweis. Aber Stockmann hatte mit dem Fall nicht das Geringste zu tun. Er stand nie in Verdacht. Wieso auch? Es gab keinerlei Verbindung zwischen ihm und dem Toten. Mag sein, dass er sich auf diesen Fall bezieht. Es stand alles in der Zeitung und Stockmann …«, Neumaier verstummte. »Kein Mord. Es ist einfach kein Mord gewesen. Es gibt keinen Mord, den man nicht aufklären kann.«
    In Stockmanns Buch gab es das schon. Eine ganze Menge davon, soweit Mischa das bisher beurteilen konnte.
    »Aber zu dieser Zeit, vor achtzehn Jahren, sind Sie ihm begegnet?«
    Neumaier grunzte etwas Unverständliches und holte eine Flasche Cognac aus dem Schrank. »Auch einen?«
    Mischa verneinte wortlos. Er musste gleich zum Dienst.
    »Stockmann – also sein Mörder – behauptet, die Tat jemandem angekündigt zu haben. So ähnlich, wie bei Dürrenmatt. Kennen Sie ›Der Richter und sein Henker‹?«
    Sekundenlang gefror Neumaiers Gesicht zu einer starren Maske. Dann kippte er die goldbraune Flüssigkeit in den Schwenker, während das Leben in Form von steigendem Blutdruck und schwellenden Adern in ihn zurückkehrte.
    »Davon weiß ich nichts«, stieß er gepresst hervor und trank einen großen Schluck. »Tut mir leid Mischa, aber ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen, ich habe keine Zeit mehr.«
    Neumaier drehte ihm den Rücken zu und starrte wieder aus dem Fenster. Verwirrt erhob sich Mischa. Einer plötzlichen Eingebung folgend, ließ er das Buch auf dem Tisch zurück. Er konnte sich ein Neues besorgen.
    * * *
     
    Fred Engels schlaksige Gestalt hing lang ausgestreckt auf dem Bürostuhl. Alexandra wartete darauf, dass er anfing zu schnarchen. Dreiundzwanzig Uhr dreißig. Die Schicht war bisher ereignislos verlaufen. Fred gähnte minutenlang.
    »Sehen wir uns Dienstag zum Fußball, Mischa?«
    »Bin dabei.« Mischa steckte mit dem Kopf neben ihm im Schrank. Alexandra spürte, dass ihn etwas beschäftigte. Geheimniskrämerei war nicht gerade seine Stärke. Aber Mischa redete nur, wenn er wollte. Also musste sie geduldig sein.
    »Warum kommst du nicht auch, Alexandra? Du kannst uns anfeuern.« Fred lief am liebsten vor Publikum auf.
    »Keine Chance. Ich darf in die Schießanlage!«
    »Schießtraining?« Mischa stöhnte. »Das heißt, du kriegst wieder tagelang das verzückte Grinsen nicht aus dem Gesicht.«
    Alexandra streckte ihm die Zunge raus und zauberte eine ganze Hand voll Stifte aus ihrer Schreitischschublade.
    »Suchst du etwa die, Mischa?«
    »Nachmittags um vier geht es los«, erklärte Fred, während sie genüsslich Kugelschreiber in Mischas Richtung schleuderte. »Die vom Revier 4 haben sich Verstärkung organisiert. Einen aus der Öffentlichkeitsarbeit, Neuzugang aus Wiesbaden. Den Namen habe ich vergessen. Vielleicht wäre der was für dich, Alexandra.«
    Mit dem fünften Kugelschreiber erwischte sie

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