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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Mischa an der Stirn, dann zeigte sie Fred kommentarlos den Mittelfinger.
    »Komm schon, Alex. Wir brauchen dich als Torwart. Mischa ist offensichtlich untauglich. Du musst nur dein finsteres Gesicht aufsetzen, dann traut sich keiner, aufs Tor zu schießen!«
    Bei dem Versuch, einem ihrer Wurfgeschosse auszuweichen, kippte Fred fast vom Stuhl. Dem Dienstgruppenleiter vor die Füße. Ralf Steinbrück zupfte ihm grinsend das Hemd zurecht und korrigierte die vorangegangene Aussage.
    »Nein, Fred. Sie haben Angst, unsere schießwütige Alex ballert zurück. Locker aus der Hüfte, mit scharfer Munition. Noch einen Kaffee die Herrschaften, bevor der neue Tag beginnt?«
    Der nächste Kugelschreiber sauste an seinem Kopf vorbei und zerschellte an der Wand.
    »Ich bin nicht schießwütig und ich heiße nicht Alex!«
    Es gab nur einen Menschen, der ihren Namen abkürzen durfte: Mischas russische Großmutter, die ihn von Zeit zu Zeit besuchte, beide mit selbstgebackenem Kuchen mästete und sie prinzipiell nur Sascha nannte.
    »Schluss jetzt mit dem Kinderkram, Kollegin Müller. Du zerstörst hier mutwillig Landeseigentum!« Ralf versicherte sich, dass sie die restlichen Kugelschreiber wieder in der Schublade verstaute. »Ich spiele auch mit und werde sogar schon etwas früher da sein.« Er grinste süffisant. »Dienstag um drei Uhr trainieren die Mädels, Bauch-Beine-Po. Da gibt es was fürs Auge.«
    Fred prustete eine Portion Kaffee über den Schreibtisch.
    »Triebgesteuert!«, stöhnte Alexandra. »Ihr Kerle seid doch echt das Letzte!«
    Kopfschüttelnd reichte sie Fred einen Stapel graue Papiertücher. Dann schubste sie ihn mit konspirativer Miene und beugte sich zu ihm.
    »Aber wenn Ralf mitmacht und dabei so einen hautengen Gymnastikschlüpfer trägt, sollte ich vielleicht doch vorbeikommen.«
    Freds Kopf fiel vornüber, hilflos japste er nach Luft.
    »Was hat sie gesagt?« Ralf Steinbrück versuchte vergeblich, ihm einen deutlichen Satz zu entlocken. Und Alexandra hatte nicht vor, ihn zu wiederholen.

Montag, 29. Oktober
     
    Jörg spürte eine ungewohnte Nervosität, wie er sie sonst vor Interviews nicht kannte. Auf ausdrücklichen Wunsch von Tobias Stockmann führten sie das Gespräch in der Tagungssuite des Maritim-Hotels. Ideal für exklusive Meetings im kleinen Kreis. Jörg musste zugeben, die Idee hatte Stil und normalerweise hätte er das Ambiente sicher genossen. Aber in Stockmanns Gegenwart fehlte ihm die Muße, auch nur einen Blick aus dem Fenster im fünften Stock zu werfen. Die Suite, in der Größe eines normalen Hotelzimmers, verfügte über einen Tisch für zehn Personen, einen Getränkekühlschrank, eine Kaffeemaschine und ein voll eingerichtetes Bad. Der Gedanke an eine abkühlende Dusche erschien Jörg schon jetzt verlockend. Dabei hatte er bisher nur schnell ein paar Bilder geschossen.
    Tobias Stockmann ließ sich entspannt auf einem der Stühle nieder. Sichtlich gelangweilt beobachtete er, wie Jörg das Aufnahmegerät in Position brachte und die Funktion überprüfte. Stockmann wirkte größer, als Jörg ihn in Erinnerung hatte. Seine Haltung war lässig, sein Styling intellektuell. Er wusste genau, worauf es ankam. Die Daumen in die Gürtelschlaufen gehakt, mit leicht gespreizten Beinen wartete er darauf, sich auch verbal in Szene setzen zu können.
    »Okay«, verkündete Jörg schließlich, »die Technik ist bereit, wenn Sie es auch sind. Gibt es Ihrerseits noch Wünsche oder Bedingungen, die wir im Vorfeld befriedigen oder klären sollten?«
    Ein süffisantes Lächeln umspielte Stockmanns Lippen.
    »Wünsche befriedigen? Dafür sind Sie, glaube ich, nicht der Richtige. Bedingungen? Ja. Eine. Was Sie hier aufnehmen, wird ohne Veränderungen abgedruckt. Keine Beschönigungen, Auslassungen oder zusätzliche Kommentare. Sollten Sie dazu nicht bereit sein, vergessen Sie die ganze Sache, dann ziehe ich mein Angebot für dieses Exklusivinterview zurück.«
    Jörgs Ehrgeiz war geweckt. Dieser selbstgefällige Affe sollte ihn nicht in die Knie zwingen.
    »Ich nehme die Herausforderung an!«, verkündete er und setzte sich ihm gegenüber. Aufrecht und wachsam.
    Stockmann neigte anerkennend den Kopf.
    »Ein Duell? Wie aufregend! Um einen Mann zu schätzen, muss man ihn zu prüfen wissen, sagte schon Goethe. An die Waffen!«
    Jörg räusperte sich, drückte den Aufnahmeknopf und schaltete alle Sensoren auf Alarm.
    »Herzlich willkommen, Herr Stockmann. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre kostbare Zeit für dieses

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