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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Bank, wo er seinen Hintern hätte parken können. Blöd, so was. Aber wenn er hier sitzen blieb, passte ihnen das vermutlich nicht. Sie waren alle so verdammt stolz auf sich und ihren Job.
    Gereizt entfaltete er die Beine und sprang von seinem Ausguck. Wenige Meter weiter links hockte er sich zwischen zwei großen, alten Platanen auf den Boden. Er zog die Nase hoch. Irgendwie war er ja auch stolz darauf, dass sein Vater bei der Mordkommission arbeitete. Das war eine tolle Sache. Nur … Mischa fand er viel cooler. Der war draußen unterwegs. Auf der Straße. Im »ersten Angriff«, wie die Polizisten das nannten. Außerdem ein echter Kumpel. Seit Mischa in die Einliegerwohnung eingezogen war, fühlte er sich nicht mehr ganz so einsam. Aber er konnte nicht dauernd zu ihm gehen. Er wollte ihn nicht nerven. Manchmal wusste er einfach nicht, wohin mit sich. Jetzt saß er hier, mit dem Rücken an einen Pfosten gelehnt, und stierte auf die Fensterflächen mit den halb heruntergelassenen Außenjalousien. Der rechte Gebäudeteil war noch viel größer als der linke. Kein Ort, an dem er sich wohl fühlte. Vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, seinen Vater zu besuchen. Obwohl er ausdrücklich gesagt hatte, er könnte jederzeit kommen, wenn es ein Problem gab. Aber es gab kein Problem. Nicht wirklich. Keines, das man einfach so wegschaffen konnte. Nur eben, dass er ihm fehlte, irgendwie. Und dass er nicht mehr mit ihm reden konnte. Er wusste, dass er wieder nicht hineingehen würde.
    Auf den beiden vierspurigen Straßen, die sich in kurzer Entfernung kreuzten, brodelte der Verkehr. Ab und zu sauste ein Radfahrer hinter ihm vorbei.
    Quer über den Vorplatz des Präsidiums kam ein Jogger, blieb wenige Meter vor ihm stehen, machte Atemübungen, dehnte sich. Sebastian schaute ihm zu. Der Mann schaute zurück, lächelte. Dann trat er näher.
    »Hallo. Wartest du auf jemanden?«
    Sebastian blinzelte. »Mein Vater ist da drin«, antwortete er vage.
    »Dein Vater ist Conrad Neumaier, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Den kenne ich.«
    Der Jogger zog die Kapuze über den Kopf und machte ein paar tänzelnde Schritte. Vom Haupteingang her hörte man Lachen. Sebastian erkannte Mischas Stimme und drehte sich um.
    »Schön, dich kennengelernt zu haben, Sebastian. Ich muss weiter«, hörte er noch, dann war der Jogger weg. Sebastian stand auf und guckte dem Mann verwirrt hinterher.
    Mischa kam ihm entgegen, die Sporttasche über der Schulter.
    »He, Basti. Was ist los? Du siehst aus wie ’ne Kuh im Gewitter.«
    Sebastian schob die Hände in die Hosentaschen und zuckte die Schultern.
    »Nichts. Nur so ein komischer Typ, der meinen Namen wusste. Bekannter von Papa.«
    »Wer? Der mit dem …«, Mischa packte ihn am Arm, »mit dem blauen Kapuzenpulli? Wo ist der hin?«
    »Runter in die Unterwelt, wieso?«
    Ohne weitere Erklärung rannte Mischa los, stürzte die Stufen hinunter und in den breiten, gekachelten Gang, der unter der Adickesallee hindurch und zur U-Bahn führte. Allein hier gab es drei weitere Straßenausgänge, dazu drei U-Bahnlinien auf zwei Gleisen. Der Durchgang von etwa 40 Metern Länge trennte ihn von der anderen Seite; dort gab es noch mal die gleichen Möglichkeiten. Vier Ausgänge, zwei Gleise. Mitten im Verbindungstunnel stoppte Mischa, machte kehrt. Dass der Typ zur Bahn Richtung Innenstadt wollte, war am wahrscheinlichsten. Zum Hauptbahnhof oder Südbahnhof. Mischa nahm die Rolltreppe abwärts mit großen Sprüngen, schnappte kurz nach Luft, tastete den Bahnsteig links und rechts mit den Augen ab. Nichts. Die Lichter der U3 verschwanden im Dunkel.
    »Verflucht!«
    Zornig trat er gegen die Wand. Vielleicht irrte er sich ja auch. Es musste nichts bedeuten. Während er sich langsam auf den Rückweg machte, überlegte er, was er Sebastian sagen sollte. Er wollte ihm nicht unnötig Angst einjagen. Es gab keinen Grund zur Sorge. Trotzdem gefiel ihm die Sache nicht.
    * * *
     
    In dem engen Gastraum summte es wie in einem Bienenstock. Kein Gästemangel trotz des seit einem knappen Monat verhängten Rauchverbots. Stimmengewirr, Lachen, Handygebimmel. Untermalt von italienischen Schnulzen, die blauen Himmel, Sonnenschein und Liebe heraufbeschworen. Genau das Richtige für einen klammen Frankfurter Oktoberabend, der schon seit Stunden nach Regen roch, nach Herbst, nach Verfall und Depression.
    »Wir brauchen die offiziellen Untersuchungsergebnisse, Jörg. Polizeiberichte. Sonst können wir nichts beweisen.«
    Der Service war auf

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