Ich bin eine Nomadin
Missbrauch fort.
Statt den Wert der Stammeskulturen zu betonen, sollten die Menschen im Westen – Engagierte, Intellektuelle, Vertreter des Staates – alles daransetzen, sie abzuschaffen. Zumindest sollten sie dem Einzelnen helfen, sich ihr zu entziehen, vielleicht sogar durch bestimmte Vergünstigungen für alle, die dazu bereit sind. Die Liberalen sollten sich in einer aktiven Zivilisierungskampagne engagieren – nicht, indem sie Völker kolonisieren, sondern indem sie eine intensive Anstrengung unternehmen, sie zu bilden; indem sie Freiheit für alle attraktiv machen, so wie es das Anliegen der Aufklärung war.
Im Westen befreien die Einzelnen ihr Denken von den Ängsten des Aberglaubens und konzentrieren ihre Energien darauf, individuelles Glück zu erreichen. Das ist eine große Leistung. Natürlich gibt es viele selbstzufriedene Menschen im Westen, die einfach mit dem Strom schwimmen, aber wer nach seinen eigenen Vorstellungen glücklich werden will, kann es immerhin versuchen. Andererseits praktizieren westliche Regierungen einen Rassismus der niedrigen Erwartungen: Sie gehen davon aus, dass Menschen aus traditionellen Ländern wie Kleinkinder sind, die Angst haben, erwachsen zu werden, die sich nicht entwickeln können, die nie fähig sein werden, sich zu lösen. Aber ich weiß, dass sie es können, denn ich habe es selbst getan.
Ich bin fest davon überzeugt, dass das muslimische Denken sich öffnen kann. Doch als ich die Lehren des Korans kritisierte, wie die Denker der Aufklärung einst die geoffenbarten Wahrheiten der Bibel hinterfragten, wurde ich der Blasphemie bezichtigt. Mohammed sagt, dass mein Ehemann mich schlagen darf und dass ich halb so viel wert bin wie ein Mann. Bin ich jetzt respektlos gegenüber Mohammed, wenn ich sein Vermächtnis kritisiere, oder ist er es, der mich nicht respektiert?
Alle Freiheiten, die Menschen im Westen besitzen, beruhen auf der freien Meinungsäußerung. Wir beobachten, was falsch ist, und wir sagen, was falsch ist, damit es korrigiert werden kann. Das ist die Botschaft der Aufklärung, der vernunftgeleitete Prozess, der zu den Wertvorstellungen des modernen Westens führte: Geh los, untersuche, frage, finde heraus, wage zu wissen. Hab keine Angst vor dem, was du herausfinden könntest. Wissen ist besser als Aberglaube, blinder Glaube und Dogma.
Wenn man Kritik nicht äußern, ja, nicht einmal denken darf, wird man nie merken, was falsch läuft. Man kann ein Problem nicht lösen, solange man nicht dessen Wurzeln erkennt. Und wenn man nicht die Wurzeln dessen betrachten darf, was heute im Islam falsch läuft, dann hat der Islam in einem sehr realen Sinn schon über den Westen gesiegt.
Die Aufklärung ehrt das Leben. Dabei geht es nicht um Ehre nach dem Tod oder Ehre im Jenseits, wie im Islam, sondern um Ehre im Leben des Einzelnen, im Hier und Jetzt. Es geht um die Entwicklung des individuellen Willens, nicht um die Unterwerfung des Willens. Der Islam dagegen ist nicht mit den Prinzipien der Freiheit in Einklang zu bringen, die im Kern das Vermächtnis der Aufklärung bilden. Dennoch kommen immer mehr Leute aus Ländern, in denen das Leben nach Stammesbräuchen organisiert ist und immer mehr dem radikalen Islam unterworfen wird, in den Westen. Sie bringen Sitten und Gebräuche, Rituale und Dogmen mit, die es schon vor der Aufklärung gab und die sich eindeutig gegen die Aufklärung richten.
Manche Menschen im Westen – nicht nur Multikulturalisten, sondern auch Sozialisten und Christen, denen die Freiheit in der westlichen Gesellschaft zu groß erscheint – bewundern, was sie als die Unschuld dieser Immigranten aus fernen Ländern begreifen: ihre Reinheit, ihre angebliche Hingabe an Familienwerte und kulturelle Traditionen. Wenn die Multikulturalisten das Wort »Vielfalt« im Munde führen, meinen sie, dass die Einwanderer irgendwie ihre traditionelle Kultur innerhalb des westlichen Lebensstils und des westlichen Wertesystems bewahren werden wie eine exotische primitive Schnitzerei als Ausstellungsstück in einem schicken neuen Museum. Doch leider halten radikale Islamisten, nach deren Auffassung der Islam die Unterdrückung von Frauen ebenso rechtfertigt wie alle möglichen Formen der Gewalt einschließlich Kinderehe und Vergewaltigung in der Ehe, nichts von Vielfalt.
Der Westen sollte solche Praktiken aus seinen eigenen Gesellschaften eliminieren und sie verurteilen, wo immer auf der Welt sie auftauchen. Das allerdings können wir nicht tun, ohne zu
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