Ich bin eine Nomadin
akzeptieren, dass mit der Religion, die solche Dinge rechtfertigt, etwas nicht in Ordnung sein kann.
Außer Blasphemie wirft man mir oft auch schlechte Manieren vor. Aber man darf nicht gute Manieren mit dem Verzicht auf freie Meinungsäußerung verwechseln. Ich beweise gute Manieren, wenn ich bei einem Treffen mit einem verkappten Islamisten wie dem Oxforder Professor Tariq Ramadan nicht mein Wasserglas über seinen Kopf leere und ihn beschimpfe. Freie Meinungsäußerung dagegen bedeutet, dass ich sein Buch Muhammad. Auf den Spuren des Propheten ein schlecht geschriebenes Propagandapamphlet nennen und sagen darf, dass er den Professorentitel oder einen Lehrstuhl, von dem aus er sein Programm mittelalterlicher Gehirnwäsche verbreiten kann, nicht verdient. All dies wird Ramadan zweifellos verärgern, aber warum sollte man Karl Marx kritisch hinterfragen dürfen und den Propheten Mohammed nicht?
Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament der Freiheit und einer freien Gesellschaft. Und, jawohl, dazu gehört auch das Recht, Gott zu lästern und Menschen zu beleidigen.
Das muslimische Denken kann sich öffnen. Der radikale Islam propagiert ein Märtyrerideal und einen Lebensstil voller Selbstverleugnung, der nur schwer einzuhalten ist. Viele Menschen – vielleicht vor allem Mädchen – fühlen sich in diesem Netz übermenschlicher Regeln und Beschränkungen des extremen Islam gefangen. Es ist schwer, fünfmal am Tag zu beten oder einen Mann zu heiraten, den man sich nicht ausgesucht hat, und ein Leben in ständiger Selbstverleugnung zu führen. Irgendwann wird es unerträglich.
Viele Muslime erkennen die Schwächen des Islam. So stammt zum Beispiel ein erheblicher Teil der Post, die an mich weitergeleitet wird, von Muslimen, die meiner Meinung sind. Aber sie werden sich mir nicht anschließen und Atheisten werden, weil sie immer noch glauben, dass es doch einen Gott geben muss. Eine Atheistin wie ich hat vielleicht Schwierigkeiten, das einzuräumen, aber offensichtlich genügt die mühevolle Konstruktion einer persönlichen Ethik vielen Menschen nicht.
Eine in Kalifornien lebende Afghanin schrieb mir vor Kurzem: »Ich unterstütze Sie und Ihre Mission. Der einzige Unterschied zwischen Ihnen und mir besteht darin, dass ich die Religion des Islam heimlich bekämpfe, während Sie es offen tun … Sie sollen wissen, dass Sie nicht allein sind. Es gibt eine schweigende Masse, die Ihrer Meinung ist und den Islam bekämpft. Ich muss mich um meine Familie kümmern, aber Sie geben mir den Mut, offen meine Meinung zu sagen.«
Eine Muslimin in Kanada schrieb: »Ich ringe schon seit einiger Zeit mit dem Glaubenssystem meines Volkes, doch ich habe solche Angst, den Mund aufzumachen. Es hat seinen Preis, offen zu seiner Meinung zu stehen, oder? Ich wünschte, ich könnte einfach in aller Stille nicht glauben und die Fremdenfeindlichkeit, die Homophobie und die Irrationalität meines Volkes ausblenden, aber diese ganze Scheinheiligkeit macht mir täglich zu schaffen. Niemand weiß so gut wie Sie, dass man für die Abkehr vom Islam einen hohen Preis bezahlt.«
Eine Frau aus dem Sudan, die in Virginia lebt, schickte mir eine E-Mail: »Ich dachte, als muslimische Frau sei es meine Pflicht, Ihr Buch zu hassen, doch dann habe ich es gelesen und mich mit Ihnen identifiziert. Jedes Gefühl, das Sie in diesem Buch in Worte zu fassen suchten, habe auch ich schon erlebt. Jeden geistigen Konflikt, den Sie mit sich austrugen, habe auch ich schon gespürt … Ich merke, dass ich den Islam verstehen will und es einfach nicht kann. Was hat der Islam an sich, dass er für meine Eltern so verlockend und perfekt ist, mir aber so falsch erscheint? … Ich verurteile den Islam nicht, weil ich glaube, dass er eine gewisse Wahrheit in sich birgt – und wenn ich ihn verurteilen würde, wohin sollte ich dann gehen?« Sie fährt fort: »Habe ich Höllenqualen zu erwarten, weil ich das, was meine Eltern für mich bestimmt haben, nicht akzeptiere?«, und doch kommt sie zu dem Schluss: »Ich glaube, ich habe nicht den Mut, dasselbe zu tun wie Sie, den Islam so infrage zu stellen wie Sie.«
Solche Briefe zeigen, dass ich nicht die einzige Muslimin bin, die es wagt, ihre Erziehung und ihren Glauben zu hinterfragen. Aber es gab nie einen überzeugenden Versuch, das Herz und den Kopf der Muslime für die Idee des kritischen Denkens zu gewinnen. Eine genaue Textanalyse des Korans ist ein Anfang, denn sie wird den Zweifel nähren, aber sie ist eben nur
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