Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti

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schwieg und wartete. Sein Gesprächspartner hatte offenbar beschlossen, eine bittere Erfahrung mit ihm zu teilen, an der er all die Jahre über allein herumgekaut hatte.
    » Eines Tages haben wir einen Auftrag für einen Anbau am Haus des Countyrichters bekommen. Herbert Lewis Swanson, verdammt sei er, wo auch immer er sein mag. Dort hat Matt Karen kennen gelernt, die Tochter des Richters. Ich war dabei, als sie sich zum ersten Mal gesehen haben, und mir war sofort klar, dass es zwischen ihnen gefunkt hatte. Und mir war auch sofort klar, dass das nur Ärger bringen konnte.
    Der Alte lächelte bei der Erinnerung an diese Liebe. Russell stellte sich dasselbe zärtliche Lächeln auf dem Gesicht jenes Paters vor, der in die Geschichte von Romeo und Julia eingeweiht war.
    » Sie haben sich heimlich getroffen. Es waren vielleicht die einzigen glücklichen Augenblicke im Leben von Matt Corey. Wobei ich mir manchmal einbilde, dass die Momente mit mir auch dazugehörten.«
    » Ich bin mir sicher, dass es so war.«
    Der Alte zuckte mit den Schultern, was heißen mochte, dass die Vergangenheit sinnlos war, wenn sie doch nur eine zerbrechliche Gegenwart trug.
    » Jedenfalls ist es nicht lange gutgegangen. Chillicothe ist eine kleine Stadt, in der sich schwerlich etwas verbergen lässt. Früher oder später wissen alle alles. Der Richter hat also erfahren, dass seine Tochter sich mit einem Jungen trifft. Dann hat er entdeckt, wer der Junge ist. Karens Leben war vorprogrammiert. Sie war schön, reich und intelligent. Ein Typ wie Matt kam in den Plänen ihres Vaters nicht vor. Zu dieser Zeit hatte er sehr viel Einfluss. Praktisch die ganze Stadt war in seiner Hand.«
    Ben gönnte sich noch einen Schluck Kaffee. Er schien seine Erinnerungen nur widerwillig in Worte zu fassen, vielleicht weil er fürchtete, ein weiteres Mal verletzt zu werden.
    » In dieser Zeit geschah ein Doppelmord. Unten am Fluss wurde ein Hippiepärchen, das unter freiem Himmel kampiert hatte, erstochen aufgefunden. Der Schuldige und die Mordwaffe sind offiziell nie gefunden worden. Sheriff war zu dieser Zeit ein gewisser Duane Westlake, der einen Hilfssheriff namens Will Farland hatte. Beide waren völlig abhängig von Richter Swanson, weil er sie mit Privilegien und Geld gekauft hatte. Eines Nachts, ein paar Tage nach Entdeckung der Leichen, drangen die beiden mit einem vom Richter höchstselbst unterschriebenen Durchsuchungsbefehl in Matts Zimmer ein. Unter seinen Sachen fanden sie Marihuana und ein großes Jagdmesser, welches gut die Mordwaffe hätte sein können. Matt hat mir später erzählt, dass sie ihn gezwungen haben, das Messer in die Hand zu nehmen, damit er seine Fingerabdrücke darauf hinterlässt.«
    Aus der Stimme des alten Mannes sprach der glühende Zorn, der die Wunden der Vergangenheit nie vernarben lässt.
    » Ich bin mir sicher, dass Matt niemals auch nur ein Gramm von diesem Zeug an irgendjemanden verkauft hat. Und ein Messer hat er nie besessen.«
    Russell hatte zwar keinen Grund dazu, doch er teilte diese Auffassung.
    » Sie warfen ihn ins Gefängnis und zählten alle unangenehmen Dinge auf, die nun passieren würden. Eine Anklage wegen des Besitzes und Handels mit Betäubungsmitteln und die noch viel schlimmere Mordanklage. Das Gras hatten die beiden in Matts Zimmer versteckt. Und was das Messer betrifft, so kann ich mir gut vorstellen, dass sie die Hippies in genau dieser Absicht selbst getötet hatten. Der Sheriff war als Erster am Tatort gewesen, und für ihn war es ein Kinderspiel, die Waffe verschwinden zu lassen. Außerdem drohten diese Arschlöcher, dass sie, weil Matt ja bei mir wohnte, auch mich in die Sache hineinziehen und mich wegen Mittäterschaft und Begünstigung anklagen würden. Schließlich eröffneten sie ihm eine Alternative zu Prozess und Gefängnis: als Freiwilliger nach Vietnam zu gehen.«
    Ben trank seinen Kaffee aus.
    » Und er hat angenommen. Alles andere weißt du.«
    » Eine Geschichte so alt wie die Welt.«
    Ben Shepard sah ihn mit seinen blauen Augen an, in denen die Qual einer Niederlage lag.
    » Die Welt ist noch zu jung, um Sorge dafür zu tragen, dass sich solche Geschichten nicht wiederholen.«
    Russell hatte das Gefühl, mit schweren Schuhen durch ein Zimmer zu trampeln, in dem man auf Zehenspitzen hätte gehen müssen. Doch er musste unbedingt weiter. Aus vielen Gründen, von denen jeder das Gesicht eines Menschen hatte.
    » Und Karen?«
    » Sie hat die Entscheidung nicht verstanden, und das