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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Eine furchtbare Geschichte.«
    Russell seufzte tief, bevor er weitersprach. Im Geiste kreuzte er die Finger und sah Ben geradewegs in die Augen.
    » Matt Corey ist nach eurer letzten Begegnung nach New York gezogen und hat sein ganzes restliches Leben auf dem Bau gearbeitet.«
    Der Alte schien sich zu freuen.
    » Er war sehr gut, wie geboren dafür. Obwohl er so jung war, hat er mehr davon verstanden, als viele studierte Leute.«
    Liebe und Trauer spiegelten sich in Ben Shepards Gesicht. Russells Gesicht hingegen spannte sich zunehmend an. Er versuchte, seine Worte wie eine mitfühlende Feststellung und nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
    » Matt war ein sehr kranker Mensch, Ben. Nach seinen schrecklichen Erfahrungen hat die Einsamkeit all dieser Jahre seinen geistigen Zustand noch einmal verschlimmert. Während seiner Arbeit hat er in vielen Gebäuden, an denen er mitgebaut hat, Minen verteilt. New York ist voll davon. Sechs Monate nach seinem Tod sind die ersten explodiert.«
    Das Gesicht des Alten war schlagartig erbleicht. Russell ließ ihm Zeit, die Nachricht zu verarbeiten. Dann versuchte er es noch einmal, mit aller Überzeugungskraft.
    » Wenn wir den Sohn von Matt Corey nicht finden, fliegen weitere Häuser in die Luft.«
    Ben Shepard stellte die Tasse auf den Tisch, stand auf und ging zum Fenster. Er sah eine Weile hinaus und lauschte. Vielleicht dem Zwitschern der Vögel, vielleicht dem Pochen seines Herzens, vielleicht auch dem Wind in den Zweigen. Oder er lauschte auf etwas, das nicht von außen kam, sondern aus seinem Innern. Vielleicht erinnerte er sich mit seinem noch hellwachen Verstand an die letzten Worte, die er vor vielen Jahren mit Matt Corey gesprochen hatte.
    Russell hielt es für angebracht, seine eigene Rolle in dieser Geschichte klarzustellen.
    » Ich bin hier, weil ich mit der New Yorker Polizei zusammenarbeite. Man hat mir dieses Privileg zugestanden, weil ich einen entscheidenden Hinweis zu den Ermittlungen beitragen konnte. Wenn du mit mir darüber sprichst, gebe ich dir mein Ehrenwort, dass ich nur das Allernotwendigste weitergebe, um dem Attentäter das Handwerk zu legen. Du wirst nicht mit hineingezogen.«
    Immer noch kehrte ihm Ben den Rücken zu und schwieg. Russell versuchte, den Ernst der Lage mit Zahlen zu untermauern.
    » Es sind mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen, Ben. Und es werden weitere Menschen sterben. Ich weiß nicht, wie viele, doch das nächste Mal kann es noch viel schlimmer werden.«
    Der Alte sprach, ohne sich umzudrehen.
    » Als ich Matt kennen lernte, war er in einem Erziehungsheim, oben im Norden an der Staatsgrenze. Ich hatte die Ausschreibung für die Renovierung gewonnen. Als wir ankamen und das Gerüst aufbauten, waren die Jungen misstrauisch. Manche haben uns auch geärgert. Nur Matt hat sich für die Arbeiten interessiert, die jeden Tag vor seinen Augen voranschritten. Er stellte immer mehr Fragen und wollte alles darüber wissen, was wir da machen und wie wir es machen. Am Ende habe ich den Direktor gefragt, ob er gelegentlich bei uns mitarbeiten könne. Nach einigem Hin und Her hat er eingewilligt, hat mich aber gewarnt, dass der Junge sehr schwierig sei. Seine Familiengeschichte könne einem Schauer über den Rücken jagen.«
    Russell sah, dass Ben einen wichtigen Moment seines Lebens noch einmal durchlebte. Ohne zu wissen, warum, war er sich sicher, dass er der Erste war, der an dieser Geschichte und an diesen Gefühlen teilhaben durfte.
    » Ich habe diesen Jungen liebgewonnen. Er war schweigsam und scheu, doch er hat sehr schnell gelernt. Als er die Erziehungsanstalt verließ, habe ich ihn fest angestellt. Ich habe ihm das Zimmer in der Lagerhalle gegeben, und als er es betrat, leuchteten seine Augen, denn jetzt hatte er zum ersten Mal in seinem Leben ein eigenes Zimmer.«
    Der alte Mann verließ das Fenster und setzte sich wieder Russell gegenüber hin.
    » So ist Matt nach und nach zu dem Sohn geworden, den ich nie hatte. Und zu meiner rechten Hand. Die Arbeiter nannten ihn Little Boss, weil er in meiner Abwesenheit die Arbeiten so gut leitete. Wäre er geblieben, hätte ich ihm die Firma überlassen und sie nicht an diesen Idioten verkauft, der sie jetzt hat. Eines Tages erklärte er jedoch, dass er sich als Freiwilliger für Vietnam gemeldet habe.«
    » Als Freiwilliger? Das wusste ich nicht.«
    » Das ist die üble Seite an dieser Geschichte. Eine dieser Seiten, wegen denen man sich schämt, ein Mensch zu sein.«
    Russell

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