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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Heimgang gab mir die Freiheit, mein Heim zu verlassen, in die Stadt zu ziehen und meinen Leidenschaften nachzugehen.
Ja, ich hatte schon immer einen besonderen Draht zu Tieren. Katzen verstanden mich. Hunde respektierten mich. Doch erst in der Stadt entdeckte ich, dass ich mit Elefanten sprechen kann.

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    Wegen tödlichen Zertrampelns mehrerer Dompteure wurde am 4. Januar 1903 auf der Uferpromenade von Coney Island auf spektakuläre Weise der Elefant Topsy hingerichtet, indem man mehrere Tausend Volt Wechselstrom durch seinen Körper jagte – ein Spektakel, das kein Geringerer als Thomas Alva Edison ersonnen hatte. Am 13. September 1916 wurde die Elefantenkuh Mary, die einen Mann gegen ein Gebäude geschleudert hatte und anschließend über seinen Kopf spaziert war, vor den Augen einer gespannten Menschenmenge an einem Hundert-Tonnen-Kran erhängt. (Vgl. Hribal, Fußnote 10 oben.)
Die Liste der Elefantenhinrichtungen ist lang, doch nur wenige Historiker konnten den rätselhaften Tod der friedliebenden Elefantendame Clarabel erklären, die am 10. Oktober 1954 in ihrem Gehege im Winterquartier des Carlos Hermosilla’s Authentic American Circus in Senaloca, Florida, entdeckt wurde, stranguliert durch eine Eisenkette, die ihr grob um den Hals geschlungen und über den Begrenzungswall hinweg hochgezogen worden war. Gefunden wurde ihre Leiche – erstickt, die Vorderbeine in der Luft – von dem einzigen diensthabenden Nachtwächter, der noch dazu einen gelähmten Arm hatte, jedoch selbst mit zwanzig Armen Clarabels vier Tonnen schweren Körper nicht hätte anheben können. Man muss bedenken, dass Clarabel erst kurz zuvor den tragischen Tod ihres neugeborenen Kalbes miterleben musste und darüber hinaus von den monatelangen Schlägen des neuen Zirkusdompteurs mürbe war, den selbst seine Freunde »Böser Jim« nannten. Historiker, Biologen, Tierpsychologen und erst recht die Zirkusmitarbeiter scheuten sich, den logischen Schluss im Hinblick auf Clarabels Ableben zu ziehen. Nicht einmal bei Hribal findet er Erwähnung.
Elefanten gehören zu jenen seltenen Spezies (zusammen mit den Menschen und den Delfinen), die ihr Spiegelbild als solches erkennen. In bewusster Reflexion (so könnte man sagen) nehmen sie sich als Individuum wahr. Ist es da zu weit hergeholt, auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie imstande sind, sich selbst als Individuum auszulöschen ? Dass sie der Last einer bewussten Existenz und der drückenden Hoffnungslosigkeit eines Lebens in Gefangenschaft müde werden? Dass diese Verzweiflung sie zu Taten treibt?
Nehmen wir das Beispiel der großen Elefantendame Jumbo, P. T. Barnums Hauptattraktion. Trotz der Unstimmigkeiten in den verschiedenen Darstellungen ihres Todes (siehe erneut Hribal) steht doch eines fest: Nach Jahren kräftezehrender und eintöniger Arbeit trat Jumbo direkt vor einen Güterzug – in voller Fahrt.
Elefanten (wie der imposante Bulle in Shantis Erzählung) werden schon lange Opfer von Morden. Es ist eine sonderbare Art der Verteidigung, wenn ich jetzt darauf hinweise, dass sie auch zum Selbstmord fähig sind.

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    Ihr habt diesen Mann geliebt, und trotzdem sagt Ihr, sein Tod habe keine Bedeutung? Dass wir in diesen fremden Bergen munter weitergrasen und uns nicht vor dem Räuber fürchten sollen, der ihn getötet hat? Aber Ihr wart nicht die Einzige, die diesen Bullen geliebt hat. Er ist der Vater vieler Kinder in unserer Herde. Er ist der Vater des Kindes, das ich unter dem Herzen trage. Sein Blut fließt in unseren Adern, und wer immer ihn umgebracht hat, er wird zurückkommen. Wir müssen diesen Bullen angemessen betrauern und dann von hier fortgehen.

Amutas Augen füllen sich mit Zorn. Doch dann entspannen sich ihre Züge; sie wirkt ruhig, scheint abzuwägen.

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    AMUTA : Du hast in deinem jungen Leben schon viele Elefanten sterben sehen, Koni. Aber der Tod dieses Bullen ist genau wie der deiner Mutter kein Grund zur Beunruhigung. Es geht uns besser ohne ihn, genauso wie wir ohne die alte Ania besser dran waren.

Jetzt steigt Wut in Koni auf; bittere Tränen brennen ihr in den Augen. Doch sie schweigt.

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    Sind Sie je von zu Hause fortgegangen und in die Stadt gezogen? Wie sehnte ich mich doch nach meinem Dolphin Cove, jener hässlichen Heimat, die ich so oft verflucht hatte. Was hätte ich bloß allein in der Stadt gemacht, hätte ich nicht den Zoo entdeckt, jenen unerschöpflichen Quell von Trost und

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