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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Pflegemutter gehabt zu haben, die seiner würdig ist.Ho! Doch wer regt sich dort im Dickicht? Irgendein Räuber oder ein Affe? Los, zeige dich!

Auftritt Manami.

MANAMI : Entschuldige, Koni, ich habe nur gegrast. Ich wollte dich nicht in deiner Einsamkeit stören.

KONI : Elefanten mögen keine Einsamkeit. Wir denken als Herde, bewegen uns als Herde. Wir kennen keine Einsamkeit.

MANAMI : Ach nein, Koni? Verzeih, aber ich habe dein Wehklagen gehört. Du bist ein junger Elefant, doch genau wie ich hast du bereits erfahren müssen, wie es ist, das Liebste auf Erden zu verlieren. Du kennst die Einsamkeit. Du warst einmal ein Kind, das um seine Mutter trauerte, und ich war eine Mutter, die um ihr Kind trauerte. Haben die anderen Elefanten an unserem Schmerz teilgehabt, Koni? Haben sie ihn auch nur annähernd verstanden?

KONI : Alle Trauer, die ich je für die Kuh empfand, die ich Mutter nannte, entsprang bloß einem kindlichen Instinkt, Manami. Wir sind jetzt große Elefanten, und auch wenn die Erinnerung an unsere Verluste immer bleibt, dürfen wir uns nicht bei ihnen aufhalten. In diesen schwierigen Zeiten erfahren viele Elefanten einen Verlust, nicht nur wir beide.

MANAMI : »Wir sind jetzt große Elefanten«, hm? Wie reif du geworden bist. Mein Junge wäre jetzt fast in deinem Alter. Er würde allmählich seine Männlichkeit in sich spüren und daran denken, in den Wald hinauszuziehen, um dort allein zu leben. Ich weiß, du erinnerst dich noch daran, wie schön ihr beide als Kinder zusammen gespielt habt. Wie einen kleinen Bruder hast du ihn überallhin mit hingeschleppt – das hab ich nie vergessen. Viele Elefanten erfahren Verluste, aber dich und mich, Koni, verbindet etwas Besonderes. Unsere Verluste waren unnötig und wurden von dem Elefanten verursacht, den wir beide unser Leittier nennen.

KONI : Du bist älter als ich, Manami, deshalb spreche ich voller Ehrerbietung. Doch pass auf, was du sagst: Jemanden grundlos zu verleumden ist so, als würde man mit leerem Magen aufstoßen. Es heißt nicht umsonst: Wo das Gras spärlich wächst, sprießen die Gerüchte umso üppiger. Und: Ein leerer Magen bringt nur heiße Luft hervor. Deine Vorwürfe sind alt, wie alle in der Herde beschwerst du dich immer dann über Amuta, wenn uns das Glück verlässt. Bei allem Respekt, Manami, aber du verübelst ihr immer noch unsere Entscheidung, das alte Land zu verlassen und hierherzukommen. Doch letzten Endes hast du dein Kind verloren, nicht Amuta.

MANAMI : Natürlich kommen diese Wahrheiten in harten Zeiten wieder an die Oberfläche, weil wir dann erneut daran erinnert werden, wie schlecht unsere Anführerin daran getan hat, uns hierherzuführen. Doch vergiss einmal für einen Moment meinen Fall. Vergiss für einen Moment den tragischen Tod meines unschuldigen, kleinen Jungen, an dem ich keine Schuld trage. Denke allein daran, welche Gewalt deiner eigenen Familie angetan wurde.

KONI : Von einem Tiger, Manami! Genauso gut kannst du dem Gras vorwerfen, dass es grün ist.

MANAMI : Der Tiger war bloß das Instrument. Ich habe noch nie jemandem etwas davon gesagt, aber ich war dabei.

KONI : Du lügst.

MANAMI : Es ist wahr. Ich bin Amuta damals oft beim Weiden gefolgt, diskret, in einigem Abstand. Sie wusste, wo das beste Gras wuchs – sie tat immer neue Stellen auf, und ich folgte ihr, weil ich sie bewunderte und mir ihre Technik abschauen wollte. Und so hörte ich mit, wie Amuta die alte Ania in ein gefährliches Tal lockte, indem sie ihr dort Unmengen außergewöhnlicher Früchte versprach. Ich hörte deine Mutter »Verrat! Verrat!« schreien und sah Amuta diese Schreie ignorieren. Ich hingegen bin deiner Mutter zu Hilfe geeilt, doch ich erkannte schon von Weitem, dass es zu spät war.

KONI : Wie kannst du es wagen, einer Toten so etwas in den Mund zu legen? Und wenn es wirklich wahr ist, solltest nur du allein dich schämen, erstens, weil du stärkeren Elefanten folgst, um dir Arbeit zu ersparen und von ihren Resten zu fressen, und zweitens, weil du meiner Mutter nicht schneller zu Hilfe gekommen bist. Aber ich glaube dir nicht. Wenn du wirklich dabei gewesen wärst, hättest du nicht so lange geschwiegen.

MANAMI : Ich habe nichts gesagt, weil ich Amuta bewunderte. Verzeih mir, aber ich habe geglaubt, sie würde eine bessere Leitkuh abgeben als deine alte, schwache Mutter. Als Amuta uns aber dann auf diese unsinnige Wanderung geführt und dabei den Tod meines Sohnes verschuldet hat, wurde mir klar, dass ich mich

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